Fürstenried:Sicherheit statt Sicht

Lesezeit: 1 min

Die Wegweiser an der Garmischer Autobahn werden nicht entfernt, auch wenn sie den Blick auf die Frauenkirche verdecken

Von Jürgen Wolfram, Fürstenried

Die Chancen auf Wiederherstellung der historischen Sichtachse vom Schloss Fürstenried auf die Türme der Münchner Frauenkirche sind rapide gesunken. Nachdem sich der Direktor des heutigen Exerzitienhauses, Pater Christoph Kentrup, der Bezirksausschuss (BA) sowie der Historische Verein Forstenried wiederholt für eine Beseitigung der blickstörenden Wegweiser über der Garmischer Autobahn A 95 stark gemacht hatten, reagierten die beteiligten Behörden jetzt mit umfänglichen Stellungnahmen. Ihre Botschaft: Bei aller berechtigten Sorge um den Denkmalschutz dürfe man den Blick fürs Wesentliche nicht verlieren, und das sei nun mal die Verkehrssicherheit.

Das städtische Baureferat nimmt für sich in Anspruch, die "grundsätzliche Problematik" bei der Planung der Beschilderung im Autobahnzulauf auf den Luise-Kiesselbach-Platz erkannt zu haben. Letztlich habe man in der Abwägung aller Belange aber eingesehen, dass ein "Kompromiss in der Beschilderungsausführung" notwendig gewesen sei. Die jetzige Lösung einer "optimierten Variante einer Überkopfwegweisung an Verkehrszeichenbrücken" sei von allen zuständigen Stellen und selbst vom Landesamt für Denkmalpflege mitgetragen worden.

Die Autobahndirektion Südbayern versichert ihrerseits, die Belange der Verkehrssicherheit und diejenigen des Natur- und Denkmalschutzes sorgfältig abgewogen zu haben. Für die Steuerung des Verkehrs im Zulauf auf den neuen Luise-Kiesselbach-Tunnel benötige die Stadt München insbesondere bei Unfällen und Sperrungen die jetzige Beschilderung, betont die Behörde. Deshalb hätten die Münchner die Autobahndirektion mit dieser Beschilderung beauftragt und auch die Kosten dafür übernommen. Auf die historische Sichtachse sei insofern Rücksicht genommen worden, als die Größe der Schilder minimiert wurde. Ferner seien die Wegweiser höher als üblich aufgehängt worden - alles hart am Rande der Vorschriften.

Das Aufstellen der Schilder auf der südöstlichen Fahrbahnseite sei keine realistische Alternative gewesen, beteuert die Autobahndirektion. Denn hierfür wären umfangreiche Rodungen im Bereich der Allee neben der Autobahn erforderlich gewesen, und das auf einer Länge von mehreren Hundert Metern. Zudem hätte der dort verlaufende Radweg verlegt werden müssen.

Die geballte Argumentation der hauptsächlich zuständigen Stellen verfehlte ihren Eindruck auf den BA nicht. Die meisten Mitglieder hielten die Sache damit für erledigt. Selbst Jürgen Gerhards von der besonders Sichtachsen-affinen SPD-Fraktion meinte am Ende der Diskussion: "Jetzt habe ich nur noch wenig Hoffnung, dass wir da weiterkommen."

© SZ vom 03.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: