Fürstenried:Protest gegen Pavillon

Fürstenried: Als Standort vorgesehen: Der Schulsportplatz, der etwa 200 Meter vom Gymnasium entfernt ist.

Als Standort vorgesehen: Der Schulsportplatz, der etwa 200 Meter vom Gymnasium entfernt ist.

(Foto: Catherina Hess)

Anwohner des Thomas-Mann-Gymnasiums befürchten Lärmbelästigung durch Schulcontainer-Anlage

Von Jürgen Wolfram, Fürstenried

Eng, enger, am engsten. Wenn Kinder die Steigerungsform durchnehmen, können viele von ihnen diese gleich mal auf ihre eigene Schule anwenden. Denn in München herrscht vielfach Platznot, wo Unterricht abgehalten wird. Prekär entwickeln sich die Raumprobleme am städtischen Thomas-Mann-Gymnasium (TMG) in Fürstenried. Das Referat für Bildung und Sport räumt ein, dass es dort schon jetzt mehr Klassen als Klassenräume gibt. Wegen steigender Anmeldezahlen infolge des steten Zuzugs in den Stadtbezirk sowie der Rückkehr zum G9 spitzt sich die Situation weiter zu. Vom Herbst 2019 an soll deshalb eine dreigeschossige, zehn Meter hohe Pavillon- oder Containeranlage Abhilfe schaffen, deren Errichtung auf dem etwa 200 Meter entfernten Schulsportplatz vorgesehen ist. Dagegen laufen die Anwohner der Weißkirchner Straße seit Wochen Sturm.

In einer Petition führen die Leute aus der Weißkirchner Straße ihre Befürchtungen auf. Diese reichen von der Verschattung ihrer Wohnstraße über Lärmbelästigung bis zur Einschränkung des Sportbetriebs. Das Bildungsreferat hat bereits mit Zugeständnissen auf die Proteste reagiert. Vorbeugend soll nun der Pavillon mit seinen 17 Klassenzimmern weiter als ursprünglich geplant von der Straße abgerückt werden. Einen Grünzug, der im Südosten des Geländes verläuft und als Frischluftschneise dient, will man unangetastet lassen. Die Wege zum Hauptgebäude möchten die städtischen Planer "möglichst kurz" halten, um einen störungsfreien Unterrichtsbetrieb zu gewährleisten und Verkehrsgefahren zu minimieren. Sport soll trotz allem stattfinden. "Die Stadt nimmt die Belange der Anwohner ernst und steht im intensiven Austausch mit ihnen", versichert das Bildungsreferat.

Bis zu 15 Jahre werden Schüler, Lehrer und Bewohner in Fürstenried mit der Containerlösung leben müssen. Dann wird, vielleicht, eine echte bauliche Erweiterung des Thomas-Mann-Gymnasiums in Angriff genommen. In der näheren Zukunft haben in dieser Hinsicht jedoch die Mittelschulen im Stadtbezirk Vorrang, etwa diejenigen an der Zielstattstraße in Obersendling oder an der Königswieser Straße in Neu-Forstenried.

Obwohl sie den verbreiteten Rückgriff auf Pavillons und die zögerliche Schulplanung in München insgesamt fragwürdig finden, stützen der TMG-Elternbeirat und die Lokalpolitiker die jetzt gefundene Lösung für das städtische Gymnasium. Der Bezirksausschuss (BA) Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln hat wiederholt beteuert, dass er das Vorhaben an der Weißkirchner Straße für alternativlos hält und sich dabei auf Beistandsbitten der Schulleiterin Bärbel Ebner berufen. Das Stadtteilgremium befürwortete sowohl die Baupläne für den Pavillon wie auch dessen Verkehrserschließung. "Alle Verantwortlichen stehen dahinter", sagte die BA-Kinderbeauftragte Monika Reim nach vielen Gesprächen. Man müsse zur Kenntnis nehmen, dass die Berechnungen der Schülerzahlen "heute ganz andere sind als vor zehn Jahren". Derzeit besuchen gut 900 Mädchen und Jungen die Schule. Vom nächsten Schuljahr an werden es deutlich mehr sein. Das Thomas-Mann-Gymnasium hat im vergangenen März sein 50-jähriges Bestehen gefeiert. In der Rückschau zeigte sich: Platznot ist für diese Schule kein neues Phänomen, sie war vielmehr eine Begleiterin von Anfang an. Auch mit Pavillons hat es das TMG schon mal probiert; die sind binnen kurzer Zeit jedoch so marode gewesen, dass die wieder geräumt werden mussten.

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