Fürstenried:Kritischer Blick

Fürstenried: Das wollen sie nicht in Fürstenried: neue Litfaßsäulen, die das Stadtbild mit Werbung fluten und die Sicht für Verkehrsteilnehmer beeinträchtigen.

Das wollen sie nicht in Fürstenried: neue Litfaßsäulen, die das Stadtbild mit Werbung fluten und die Sicht für Verkehrsteilnehmer beeinträchtigen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Der Antrag eines Werbers, in Fürstenried weitere Litfaßsäulen aufzustellen, stößt auf breite Ablehnung. Die Sicht im Verkehr werde gefährlich behindert

Von Jürgen Wolfram, Fürstenried

Litfaßsäulen gehören im Münchner Süden zu den unerwünschten Stadtmöbeln. Dies hat in seiner jüngsten Sitzung der Bezirksausschuss (BA) Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln klargemacht. Er reagierte damit auf ein halbes Dutzend Anträge der Deutsche Städte Medien GmbH (DSM), die an verschiedenen Standorten im Stadtbezirk weitere Anschlagsäulen errichten möchte.

Die Ansage der Stadtteilvertretung dazu ist unmissverständlich: Bodenversiegelung durch Rundsäulen, eine weitere Werbeflut und punktuell möglicherweise neue Verkehrssicherheitsrisiken kämen nicht in Frage. Die Stadtverwaltung möge deshalb entsprechende Anträge mit kritischem Blick prüfen, sagte der BA-Vorsitzende Ludwig Weidinger (CSU). Denn es gebe bereits "fast erschreckend viele" dieser Säulen. Diese seien nur häufig so geschickt platziert, dass ihre massive Verbreitung nicht gleich jedermann auffällt.

Tatsächlich ist es keineswegs so, dass der Stadtbezirk 19 bisher ein weißer Fleck auf der Karte der Außenwerbung gewesen wäre. Längst wimmelt es auch hier von Reklametafeln und Litfaßsäulen. Allein in der Sollner Grünbauerstraße, keine 800 Meter lang, stehen drei solcher Konstruktionen, wie sie der Drucker Ernst Litfaß einst in Berlin erfand.

Zusätzliche Exemplare braucht es nach Ansicht der Grünen-Fraktionssprecherin Henriette Holtz schon deshalb nicht, weil diese längst nicht mehr den Zweck öffentlicher Bekanntmachungen erfüllten, sondern fast ausschließlich der blanken Werbung dienten. Die Sprecherin des BA-Unterausschusses Umwelt, Inga Meincke (Grüne), hatte bei ihrer Beschlussempfehlung mehr noch einen anderen Aspekt im Blick: "Wir lehnen weitere Versiegelungen, die nicht unbedingt nötig sind, grundsätzlich ab."

Es sind eine ganze Reihe von Standorten, die von der Deutsche Städte Medien GmbH für neue Litfaßsäulen ins Visier genommen wurden: den grünen Mittelstreifen der Boschetsrieder Straße an der Wendeschleife östlich der Machtlfinger Straße, die Grünfläche an der nordwestlichen Ecke Boschetsrieder Straße/Höglwörther Straße, den Mittelstreifen der Aidenbachstraße nördlich der Hofbrunnstraße, die Stäblistraße östlich der Drygalski-Allee und die Ecke Beuerberger Straße/Wolfratshauser Straße. Aus Sicht des Bezirksausschusses sind dies alles denkbar ungeeignete Orte für weitere Reklameschlachten. Denn mal drohten über die Versiegelungen hinaus "Sichtbehinderungen", die ohnehin kritische Verkehrssituationen noch verschärfen würden; mal sei "ablenkende Werbung" und damit die Gefährdung von Verkehrsteilnehmern zu befürchten.

Vollends daneben wäre es aus Sicht der Lokalpolitiker im Münchner Süden, wie beantragt, eine Litfaßsäule im Eingangsbereich des Südparks zu platzieren. Denn dort bemühten sich Stadtverwaltung und BA gerade gemeinsam um eine Aufwertung zum "blühenden Parktor" mit Obst- und Zierbäumen, Staudenpflanzen und dezenten Sitzmöbeln, um den Bewohnern der neuen Wohnquartiere einen guten Aufenthalt im Freien zu ermöglichen.

Die Wiederversiegelung einer Teilfläche zur Aufstellung einer Werbelitfaßsäule wäre unter diesen Vorzeichen ein schlechter Witz, glauben ausnahmslos alle Mitglieder des BA 19. Überdies liege eine "verkehrlich komplexe Kreuzung mit Schulweg" ganz in der Nähe. Ferner befinde sich in "unmittelbarer Nachbarschaft" des beantragten Standorts für Plakatwerbung bereits eines dieser störenden Dinger: eine "beleuchtete Litfaßsäule".

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