Fürstenried:Frostiges Vergnügen

Eisstockschützen auf dem Nymphenburger Kanal in München, 2019

Es muss nicht gleich der Nymphenburger Kanal sein: Oft würde es schon genügen, glauben die Initiatoren, auf kleineren Flächen zum Beispiel von der Feuerwehr Wasser aufspritzen und zu Eis gefrieren zu lassen, um darauf dann mit Schlittschuhen zu laufen oder Eisstock zu schießen.

(Foto: Catherina Hess)

Lokalpolitiker aus dem Südwesten machen sich für Eislauf stark: Spätestens im nächsten Winter sollen mehr Flächen zum Schlittschuhlaufen, Eishockeyspielen und Eisstockschießen bereitstehen

Von Jürgen Wolfram, Fürstenried

Spätestens vom nächsten Winter an soll es im Münchner Süden und Südwesten wieder mehr Eisflächen zum Schlittschuhlaufen, Eishockeyspielen und Eisstockschießen geben. Dafür macht sich der Bezirksausschuss (BA) Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln stark. Initiiert durch einen Antrag der SPD-Fraktion, will das Gremium zunächst Kostenfragen, mögliche Standorte und rechtliche Aspekte durch die Stadtverwaltung geprüft sehen. In die Untersuchungen einzubeziehen sind nach dem Willen des BA sowohl jährlich herstellbare Natureisflächen als auch "mobile Kunsteisflächen", für die eventuell Wasserleitungen gelegt werden müssten.

SPD-Fraktionssprecherin Dorle Baumann erinnerte in ihrem Plädoyer für den Eislauf an frühere Zeiten, "so ungefähr vor 30 Jahren", als es noch gang und gäbe gewesen sei, dass etwa auf Schulhöfen oder auf Wiesen inmitten der Stadtteile Eisflächen aufgespritzt wurden, meistens durch die Freiwillige Feuerwehr oder durch technische Hausverwaltungen. Eine Wiederbelebung dieses Brauches wäre überaus wünschenswert, nicht zuletzt in Sinne vieler eislaufbegeisterter Kinder und Jugendlicher, sagte Baumann. Zudem wäre das Vergnügen relativ kostengünstig zu haben. Die derzeitigen Alternativen im Stadtbezirk, wie der Hinterbrühler See oder die Floßlände in Thalkirchen, seien spärlich, überdies stark von Wasserständen und Temperaturen abhängig.

Die anderen Fraktionen zeigten sich aufgeschlossen für den SPD-Vorstoß. Der Bezirksausschuss sollte nicht nur alle Varianten gründlich prüfen lassen, sondern am Ende auch auf Umsetzung drängen, sagte der BA-Vorsitzende Ludwig Weidinger (CSU). Rosmarie Rampp (CSU) empfahl, nicht zuletzt auch den Sendlinger Wald/Südpark als möglichen Hort künftiger Eislauffreuden ins Auge zu fassen.

Wie es funktionieren könnte mit neuen Schlittschuhbahnen, können die Stadtteilpolitiker gleich in der Nachbarschaft, in der Gemeinde Neuried, studieren. Dort hat die Feuerwehr kürzlich neben dem Sportplatz eine Eisfläche präpariert. Sie baute dafür eine Holzeinfassung und kleidete diese mit einer Folie aus, um dort anschließend 4000 Liter Wasser einlaufen und gefrieren zu lassen. Doch in Neuried lief am Anfang nicht alles glatt; Unbekannte hatten die Eisbahn binnen kurzer Zeit stark beschädigt. Im zweiten Anlauf klappte es dann umso besser mit der Renaissance des Eissports in Neuried. Besucherin Andrea Barth (SPD) geriet im Bezirksausschuss regelrecht ins Schwärmen: Die Eisfläche sei gut besucht gewesen, es habe sogar einen Glühwein- und Bratwurstverkauf gegeben. Andrea Barths Kommentar: "Was Neuried kann, das können wir doch auch!"

Bemühungen, den Eislauf zu fördern und seiner Popularität Rechnung zu tragen, sind auch in anderen Münchner Stadtbezirken erkennbar, was den Lokalpolitikern aus dem Südwesten nicht entgangen ist. Die Belebung dieser sportlichen Tradition müsse nicht unbedingt spektakulär ausfallen wie beim Eiszauber am Stachus, hieß es, manchmal genüge das Aufspritzen einer unscheinbaren, spiegelglatten Fläche zwischen Wohnvierteln.

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