Fürstenried:Ein deutliches Nein

Fürstenried: Protest im Regen: Vor zehn Jahren demonstrierten Bürger an vielen Orten im Münchner Süden, wie hier auf der Isarbrücke in Grünwald, gegen den Bau eines Autobahn-Südrings.

Protest im Regen: Vor zehn Jahren demonstrierten Bürger an vielen Orten im Münchner Süden, wie hier auf der Isarbrücke in Grünwald, gegen den Bau eines Autobahn-Südrings.

(Foto: Claus Schunk)

Kristina Frank, Kandidatin der CSU zur OB-Wahl, will den Autobahn-Südring. SPD und Grüne im Südwesten lehnen ihn ab, um die Natur zu schützen. Lediglich ein paar Stimmen aus der CSU fordern eine neue Studie zu dem Projekt

Von Jürgen Wolfram, Fürstenried

Mit ihrer Empfehlung für einen Autobahn-Ringschluss im Süden von München hat die Kommunalreferentin und Oberbürgermeister-Kandidatin der CSU, Kristina Frank, ein Beben ausgelöst. In einigen Stadtvierteln sowie in den Gemeinden des Isartals und des Würmtals ist das Uralt-Projekt aktuell wieder ein Top-Thema. Ausläufer der Erschütterung waren jetzt bis in den Bezirksausschuss Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln zu spüren. Nach leidenschaftlicher Debatte unterstützte eine deutliche Mehrheit des Gremiums einen Antrag der SPD-Fraktion, "sich der Forderung nach einem Ringschluss/A 99 Süd beziehungsweise einer Wiederaufnahme des Vorhabens in den Verkehrswegeplan zu widersetzen". Anders als bei früheren Beschlüssen scherten jedoch mehrere CSU-Vertreter aus der Ablehnungsfront aus; sie fordern eine neue Studie und eine "ergebnisoffene Diskussion" darüber, "ob eine verkehrliche Entlastung insbesondere der südwestlichen Stadtbezirke möglich wäre".

SPD und Grüne reagierten mit Empörung auf die Anregung zu einer neuerlichen Expertise. "Absurd teuer", keine anderen erwartbaren Erkenntnisse als bisher, ein Schritt zur Zerstörung des Forstenrieder Parks - so die Einwände von dieser Seite. "Wir sollten nicht mal den kleinen Finger ausstrecken", sagte Michael Kollatz (SPD), jede Aufweichung der strikten Ablehnung würde nur als Meinungsumschwung gedeutet, trage somit letztlich zum Ende des Forstenrieder Parks bei.

Zudem stünde am Ende neuerlicher Südring-Diskussionen noch nicht mal eine Verkehrsentlastung des Stadtbezirks, was alle bisherigen Studien klar belegten. In diese Kerbe schlug Peter Sopp (Grüne). "Das einzige, was in dieser Hinsicht wirken würde, wäre eine stadtnahe Lösung, also eine Autobahn durch Forstenried. Aber die will wirklich keiner", sagte Sopp. Hannelore Prechtel (SPD) warnte ebenso vor einer Tunnel-Planungsvariante: Diese laufe auf eine "Irreführung" hinaus, weil auch sie ohne "sträfliche" Eingriffe in die Natur nicht funktioniere.

Veronika Mirlach und Anke Sponer (beide CSU) warben hingegen nachdrücklich für eine neue Untersuchung. Diese soll unter anderem die Frage klären, welche "stadtfernen Verkehrslösungen aus heutiger verkehrsplanerischer Sicht möglich wären, ohne die Umlandgemeinden zu belasten". Die zehn Jahre alte Machbarkeitsstudie sei in dieser Hinsicht "nicht mehr aktuell", erklärte Mirlach. Claudia Küng (CSU) erscheint die derzeitige Situation inakzeptabel: "Die Zahl der Autos wächst und wächst und wächst, nur wir haben keine Lösung."

Die Pro-Südring-Haltung Kristina Franks, mit der die SPD ihren Antrag begründete, ohne den Namen der OB-Kandidatin explizit zu nennen ("unsere goldene Brücke zur CSU"), konterte Veronika Mirlach mit dem Hinweis, die SPD sei in dieser Frage selbst gespalten. Ein Blick in den Nachbar-Bezirksausschuss Sendling-Westpark genüge, um sozialdemokratische Befürworter des Südrings zu finden. Tatsächlich leidet die SPD auch unter den Nachwehen jahrelanger Pro-Südring-Kampagnen ihres ehemaligen Landtagsabgeordneten Peter Paul Gantzer. "Doch die SPD-Stadtratsfraktion steht zur Ablehnung", versichert deren Mitglied Christian Vorländer. Die CSU wiederum hat beim Südring schon mal ganz andere Töne angeschlagen. In einem Ablehnungsantrag der Partei vom Juni 2010 heißt es noch, alle Bedenken hätten sich in Studien bestätigt. Es sei "kein vernünftiger Kompromiss zwischen Ökologie und Ökonomie" in Sicht.

Bei aller Schärfe entbehrt die Auseinandersetzung nicht der Ironie. Als Ministerpräsident Markus Söder und Forstministerin Michaela Kaniber (beide CSU) kürzlich im Forstenrieder Park zu einer Pflanzaktion schritten, gruben sie die Setzlinge just auf einer der möglichen Südring-Trassen ein. Ob sie ahnten, wo sie sich befinden, ist nicht bekannt.

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