Sport:Euphorie unterliegt Erfahrung

Sport: Weg da: Lintforts Fenna Muilenburg versucht sich Gröbenzells Belen Gettwart vom Leib zu halten.

Weg da: Lintforts Fenna Muilenburg versucht sich Gröbenzells Belen Gettwart vom Leib zu halten.

(Foto: Jörg Gettwart / oh)

Die Handballerinnen des HCD Gröbenzell, aufgestiegen in die zweite Bundesliga, starten dort mit zwei im Ergebnis exakt gleichen Niederlagen.

Von Heike A. Batzer, Gröbenzell

Isabel Kattner war in Bedrängnis. Nicht einmal, sondern vielmals. Die Position, die sie auf dem Handballspielfeld einnimmt, provoziert heftige Gegenwehr. Als Kreisläuferin wartet sie in erster Reihe vor dem gegnerischen Tor auf den Ball, und da wird gerempelt, geschoben, gedrückt, gezerrt. Ihre Größe von 1,90 Metern kommt ihr zugute, da kann sie den Ball schon mal in großer Höhe abfangen, dennoch kleben ihre Gegnerinnen geradezu an ihr.

Das Gedränge am Wurfkreis steht wie ein Symbol dafür, dass es rauer und mit mehr Körpereinsatz zugeht in der zweiten Bundesliga, in die Kattner und ihre Kolleginnen vom HCD Gröbenzell im Frühjahr aufgestiegen sind. Das neue Klima anzunehmen, ist eine der Aufgaben in der Anfangsphase der Saison. Zwei Spiele haben die HCD-Handballerinnen absolviert und beide verloren mit exakt demselben Ergebnis, nämlich 25:32. Zum Auftakt waren es die Füchse Berlin gewesen, Favorit auf die Meisterschaft, nun im ersten Heimspiel der TuS Lintfort aus Nordrhein-Westfalen.

Es ist das erste Zweitligaspiel in der Gröbenzeller Paul-Barth-Halle seit der Saison 2017/18, in der der HCD schon einmal die zweite Bundesliga geentert hatte - für ein Jahr. Im vergangenen Jahr waren sie ebenfalls Meisterinnen in ihrer Drittliga-Staffel gewesen, hatten auf die Aufstiegsrunde aber verzichtet. In diesem Jahr nahmen sie den finalen Kampf auf, gewannen die Runde und damit einen Startplatz in Liga zwei. Sie selbst sehen sich als kleines gallisches Dorf in der großen, deutschlandweit organisierten Liga und haben sich deshalb eigens Asterix und Obelix mit seinem Hinkelstein auf die Ärmel ihrer Trikots drucken lassen.

Das Vorhaben Bundesliga ist anspruchsvoll, auf und außerhalb der Sporthalle. Verwehren wollte dem sportlich erfolgreichen Team den Aufstieg allerdings niemand, finanzielle Unterstützer werden aber weiterhin gesucht. Auch der Publikumszuspruch brachte zum Heimspielauftakt nicht so viel in die Kasse, wie man sich vielleicht erhofft hatte. 380 Zuschauer kamen und damit deutlich weniger als im Aufstiegsrundenfinale, als die Tribünen mit mehr als 500 Handballfans besetzt war. Doch mittlerweile hat in sämtlichen Ligen auch für viele andere Vereine der Punktspielbetrieb begonnen, da bleibt kaum Zeit, anderswo Handball zu gucken. Und auch das Oktoberfest zieht Interesse an und von anderen Freizeitbeschäftigungen ab.

Der HCD gehört jetzt zu den vier der 16 Zweitligateams, die mit zwei Niederlagen gestartet sind. Der ohnehin kleine Kader ist nicht vollzählig. Torhüterin Theresa Bauer und Verena Obermeier meldeten sich zuletzt verletzt ab, Kirsten Walter kehrte aus Berlin mit einem Bänderriss heim und fällt einige Wochen aus. Sie hätte die Spielmacherin geben können, nachdem die Position nach dem Karriereende von Saskia Putzke verwaist war. Putzke war der Genius im Spiel und hinterlässt eine Lücke, in die gegen Lintfort die junge Belen Gettwart stoßen sollte.

Eine Halbzeit lang gelang vieles, vom 5:5 (10.) an brachte sich der HCD in Führung und baute diese bis zur Pause auf 15:11 aus. Das klang vielversprechend, freilich ist ein Vier-Tore-Vorsprung im Handball noch lange kein sicheres Indiz für einen späteren Erfolg. Und so lief es gleich nach der Pause maximal schlecht für den HCD. "So schlecht wie in den letzten drei Jahren nicht", sagt Trainer Stefan Weidinger hinterher. "Ärgerlich" findet er jene acht Minuten nach dem Seitenwechsel, in denen der HCD ohne Tor blieb und der TuS Lintfort Tor um Tor aufholte. Als Jana Epple mit einem ihrer zehn Treffer zum 16:16 ausglich (39.), wäre noch alles drin gewesen. Doch stattdessen gingen Lintforts Handballerinnen erneut in Führung und gaben sie bis zum Schluss nicht mehr ab.

Damit besiegte Lintforts Bettina Grenz-Klein, mit 57 Jahren die älteste (und auch die dienstälteste) Trainerin der zweiten Bundesliga, den jüngsten, Stefan Weidinger, 29. Erfahrung siegte über die Euphorie. Oder auch das Alter über die Jugend.

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