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Fürstenfeldbrucks Stadtwerke legen im 125. Gründungsjahr Broschüre vor

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Dass im August 1892 in einigen Brucker Stuben und Gasthäusern das damals noch leicht flackernde Licht angeknipst werden konnte, ist Oskar von Miller und dem Wasserkraftwerk in Schöngeising zu verdanken. Und was ursprünglich vor allem die Versorgung mit "laufendem Wasser" durch Elektromotoren (als Alternative zu den Dampfmaschinen) sicherstellen sollte, das war der Beginn der kommunalen Energieversorgung - und der Beginn einer Erfolgsgeschichte: Die Fürstenfeldbrucker Stadtwerke als namhafter regionaler Energiedienstleister und Wasserversorger haben anlässlich des 125-jährigen Bestehens in einer Auflage von 500 Exemplaren eine Jubiläums-Broschüre herausgegeben. Auf 88 Seiten ist die Geschichte nachgezeichnet. Nachdem zum 100. Geburtstag bereits eine Chronik erschienen ist, liegt der Schwerpunkt diesmal auf den zurückliegenden 25 Jahren. Wichtige Meilensteine waren der Neubau des Kraftwerkes Obermühle, der Bau eines Blockheizkraftwerks "Auf der Lände" Anfang der Neunzigerjahre, der Aufbau des Fernwärmenetzes, der Einstieg in den Erdgasvertrieb, die Inbetriebnahme der Energiezentrale West 2008 sowie vor allem der Bau zweier Windräder. Zudem sind die Stadtwerke ein wichtiger Arbeitgeber und Gewerbesteuerzahler und stecken viel Geld in den nicht kostendeckenden Betrieb von Bädern und des Eisstadion.

Stadtwerkechef Enno Steffens, 43, stellte gemeinsam mit Vertriebsleiter Andreas Wohlmann, 51, die mit zahlreichen Fotos illustrierte Festschrift vor, die auch Berichte von "Zeitzeugen" enthält. Steffens sieht die hundertprozentige städtische Tochtergesellschaft auf einem guten Weg. Sie stünden heute "als gesundes und wettbewerbsfähiges Unternehmen da". 2016 wurde eine Bilanzsumme von 60 Millionen Euro ausgewiesen, 139 Beschäftigte sowie acht Auszubildende erwirtschafteten einen Jahresüberschuss von 1,6 Millionen Euro und kümmerten sich ganz nebenbei auch noch um die 1834 Kilometer Stromleitungen und die 194 Kilometer Wasserleitungen. Die nächsten Schritte sind vorgezeichnet: 2019 wollen die Stadtwerke von dem Gelände in der Innenstadt in die neue Firmenzentrale umziehen, die zurzeit an der Cerveteristraße im Brucker Westen errichtet wird. Als weitere Zielmarken gibt Steffens "die Dekarbonisierung" sowie die Fortführung der Energiewende aus.

Als Wohlmann 1997 zu den Stadtwerken wechselte, da waren diese gerade in den Schlagzeilen. Der heutige Prokurist erinnert sich an das erste Förderprogramm weit und breit, das der kommunale Energieversorger ein Jahr zuvor auf die Bedürfnisse privater Betreiber von Fotovoltaikanlagenzugeschnitten hatte. In Zeiten der zentralen Energieversorgung habe das damals für die großen Anbieter auf dem Markt noch "als Teufelszeug gegolten". Die "Neuzeit" der Stadtwerkechronik beginnt 1992 mit der Eröffnung des Türkenfelder Umspannwerks sowie der feierlichen Inbetriebnahme der ersten gewerblichen Fotovoltaikanlage durch den damaligen Werkleiter Josef Teichner und Bürgermeisterin Eva-Maria Schumacher. Der frühere Physiklehrer Walter Bube hatte schon einige Jahre zuvor dem Thema Erneuerbare Energien den Weg in den bayerischen Lehrplan geebnet und auf dem eigenen Garagendach eine Fotovoltaikanlage installiert, die im Mai 1993 erstmals Strom ins öffentliche Netz einspeiste. Bube: "Bis heute haben wir rund 45 000 Kilowattstunden regenerativen Strom erzeugt."

Das Jahr 1994 brannte sich förmlich in die Erinnerung ein: Mitte April fiel eine Fahrzeug- und Lagerhalle auf dem Betriebsgelände Aumühle den Flammen zum Opfer, es entstand ein Sachschaden von einer Million Euro. Eine Anekdote hätte es durchaus verdient, in die Festschrift aufgenommen zu werden: Wohlmann erinnert sich an den Vorfall, der sich 2003 oder 2004 ereignete. Da war die nach hinten gekippte Mulde eines Lastwagens auf dem Gelände der Stockinger-Kiesgrube der Hochspannungsleitung des benachbarten Umspannwerks zu nahe gekommen. Durch den förmlich einschlagenden Blitz platzten alle Reifen. Der Fahrer hatte Glück, dass die Karosserie wie ein stromableitender Faradayscher Käfig wirkte und er deshalb unverletzt davonkam. Für viele Brucker bedeutete das aber erst einmal vier Stunden Stromausfall. Kurios: Wenige Wochen später wiederholte sich ein solcher Vorfall mit einem gekippt fahrenden Lastwagen.

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