Zur Bekämpfung der Pandemie:Eltern fordern Luftfilter

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700 Unterschriften für den Kauf von Luftfiltern für die Olchinger Grund- und Mittelschulen: Anita Zillner (links) und Frauke Hannusch vom Gesamtelternbeirat übergeben die Liste an Bürgermeister Andreas Magg. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Mehrere Beiräte drängen auf eine Nachrüstung der Klassenzimmer mit Reinigungsgeräten. Dies soll die Schüler im Präsenzunterricht vor einer Corona-Ansteckung schützen

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Mehrere Elternbeiräte machen Druck auf die Politik. Sie wollen erreichen, dass Raumluftfilter angeschafft werden, damit der Präsenzunterricht an den Schulen im Herbst aufrecht erhalten werden kann. Die Elternvertreter haben Sorge, dass andernfalls die Schulen bald wieder geschlossen werden, falls es zu einer vierten Corona-Welle kommen sollte. In Germering und Olching stößt das Anliegen der Eltern möglicherweise auf offene Ohren. Beide Kommunen wollen Luftfiltergeräte anschaffen.

Der Gesamtelternbeirat in Olching hat 700 Unterschriften von Vätern und Müttern gesammelt, die sich für den Kauf von Luftfiltern für die Grund- und Mittelschulen aussprechen. Und die Eltern wollen es nicht bei einer Forderung belassen: Sie verknüpften ihre Unterschrift mit der Zusage, mit 17 000 Euro an Spendengeldern zur Anschaffung beizutragen. Die Bereitschaft, sich an den Kosten der Luftreinigungsgeräte zu beteiligen, zeige, wie wichtig es den Eltern sei, "dass für ihre Kinder alles Erdenkliche getan wird, damit sie im Präsenzunterricht beschult werden", heißt es in der Mitteilung des Gesamtelternbeirats.

Auch die Elternbeiräte des Carl-Spitzweg-Gymnasiums in Germering, des Graf-Rasso-Gymnasiums in Fürstenfeldbruck, der Orlando-di-Lasso-Realschule in Maisach sowie des Gymnasiums Olching sprechen sich für die Anschaffung von Raumluftfiltergeräten in weiterführenden Schulen aus. Sie wenden sich mit einem offenen Brief an Landrat Thomas Karmasin (CSU) sowie einige Kreistagsmitglieder. Der Landkreis ist Träger der weiterführenden Schulen und für deren Ausstattung zuständig. Eine weitere Phase von Schulschließungen solle mit "allen Mitteln vermieden" werden, heißt es in dem Brief der vier Elternvertretungen. Sie verweisen auf die Landeshauptstadt München und fordern vor allem für die Klassenräume der fünften und sechsten Jahrgangsstufen Filtergeräte. Zur Begründung heißt es, Fünft- und Sechstklässler könnten noch lange Zeit nicht mit einem Impfangebot rechnen.

Den Elternbeiräten ist bewusst, dass Luftfilter alleine nicht ausreichen, um Schülerinnen und Schüler vor einer Ansteckung mit Corona zu schützen. Die Geräte gehören für sie aber mitsamt Schnelltests und Maskentragen zu einer Kombination, die einen weitaus höheren Schutz gewährleistet, als das bislang der Fall gewesen ist. Das trage zur Sicherung des Präsenzunterrichts bei, heißt es in der Mitteilung der vier Elternvertretungen. In Richtung des Landrats, der bislang einen Mangel an Expertisen zur Wirksamkeit der Luftreinigungsgeräte beklagt hatte, bemerken die Elternbeiräte, es lägen aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse vor, die die ablehnende Position des Landkreises widerlegten. Und auch bei den Luftfiltern gebe es große Unterschiede hinsichtlich Geräuschentwicklung und Stromverbrauch.

Der Germeringer Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) schlägt jetzt vor, für die Grund- und Mittelschulen, die Horte sowie die Ganztags- und Mittagsbetreuungsräume Hepa-Luftreiniger anzuschaffen. Darüber sollen die Mitglieder des Hauptausschusses am kommenden Dienstag beraten. Über Luftfilter für Kindertagesstätten soll dann im Herbst diskutiert werden. Ebenso zweistufig geht laut Haas die Landeshauptstadt München bei der Beschaffung von Luftreinigern vor. Folgen die Stadträte dem Vorschlag des Oberbürgermeisters, dann benötigt die Stadt Germering im ersten Schritt etwa 170 Luftfilter. Haas rechnet mit Kosten von etwa 750 000 Euro, einen Teil davon würde der Freistaat übernehmen. Möglicherweise könnte auf eine europaweite Ausschreibung verzichtet werden, was viel Zeit sparen würde.

Einen Schritt weiter als Germering ist bereits die Stadt Olching. Bürgermeister Andreas Magg (SPD) sagte am Donnerstag, er werde am Abend den Stadträten vorschlagen, Luftfilter für die Schulen anzuschaffen. Allerdings will Magg keine Luftreiniger der "Hepa"-Kategorie ordern, sondern raumlufttechnische Anlagen (RLT). Diese reinigen die Raumluft nicht von Viren, sondern sie tauschen die Luft ständig aus, blasen also die Raumluft hinaus und saugen von draußen frische Luft an. Der Vorteil ist, dass die Schüler immer genügend Sauerstoff in der Raumluft haben. Die Anschaffung erfüllt also auch einen sinnvollen Zweck, wenn die Corona-Pandemie vorbei ist. Für die Anschaffung dieser Anlagen gibt es ein Förderprogramm des Bundes. Die Zusammenarbeit mit den staatlichen Stellen sei sehr gut gewesen, sagt der Olchinger Bürgermeister. Der Stadt liegen bereits drei Förderbescheide in Höhe von 1,5 Millionen Euro vor. Etwa 70 Geräte benötigt Olching, insgesamt soll die Nachrüstung etwa zwei Millionen Euro kosten. Darüber hinaus will Magg eine mögliche Interimszeit bis zur Lieferung der Anlagen mit mobilen Luftreinigern auf Mietbasis überbrücken. Angebote dafür liegen der Stadt laut Magg vor. Der Bürgermeister ist sicher, dass in den ersten Tagen des neuen Schuljahres Luftfilter in den Klassenräumen stehen.

Magg kritisiert Ministerpräsident Markus Söder. Dieser habe in der Bevölkerung Hoffnungen geschürt, die nun die Kommunen erfüllen sollen. Überdies biete das bayerische Förderprogramm weitaus schlechtere Konditionen als das des Bundes, denn der Freistaat will nur bis zu 50 Prozent der Anschaffungskosten der Luftfilter übernehmen.

© SZ vom 23.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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