Zum Schutz der Artenvielfalt:Maisach stoppt Ausbaupläne von BMW

Gemeinderat möchte keine Erweiterung des Fahrsicherheitstrainings ins geschützte FFH-Gebiet. Von diesem Beschluss ist auch die Fahrausbildung der Polizei auf dem ehemaligen Flugplatz betroffen

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Von 130 auf 75 Hektar hat der Münchner Autobauer BMW seine Pläne für sein neues Fahrsicherheitszentrum auf dem ehemaligen Militärflugplatz Fürstenfeldbruck schon reduziert. Doch auch das ist dem Maisacher Gemeinderat noch zu groß. Das bayerische Innenministerium hat laut Maisachs Bürgermeister Hans Seidl (CSU) für die Fahrausbildung von Polizeibeamten schon neue Pläne. Doch aus all dem dürfte nichts mehr werden, weil der Gemeinderat nun auf Antrag Seidls beschlossen hat, dass eine Erweiterung der jeweiligen Betriebsgeländes ins geschützte FFH-Gebiet nicht genehmigt würde.

Zum Schutz der Artenvielfalt: Da, wo BMW jetzt seine "Driving Academy" hat, soll das Unternehmen auch bleiben, hat der Gemeinderat Maisach bestimmt. Damit dürften die Pläne vom Tisch sein, auf 75 Hektar im Schutzgebiet eine Ausbildungsstrecke für Autofahrer anzulegen.

Da, wo BMW jetzt seine "Driving Academy" hat, soll das Unternehmen auch bleiben, hat der Gemeinderat Maisach bestimmt. Damit dürften die Pläne vom Tisch sein, auf 75 Hektar im Schutzgebiet eine Ausbildungsstrecke für Autofahrer anzulegen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Sowohl in Maisach als auch in Fürstenfeldbruck war damit gerechnet worden, dass BMW seine neuen Pläne bis Ende Juni vorlegen würde. So steht es in dem städtebaulichen Vertrag, den BMW Ende 2018 mit den beiden Anliegerkommunen des Flugplatzes geschlossen hatte. Den ersten Entwürfen zufolge hätte BMW seinen neuen "Handlingkurs" auf eine Fläche südlich der neuen Maisacher Umfahrung begrenzt und hätte dafür auch Lärmschutzauflagen erfüllen müssen. Das Gelände gilt als besonders artenreich, weshalb es als Fauna-Flora-Habitat (FFH) den Rang eines europäischen Naturschutzgebiets besitzt. Während die Funktionsgebäude des Flugplatzes auf Fürstenfeldbrucker Flur stehen, gehört der Flugplatz zum Gemeindegebiet Maisach.

Maisach Grafik Bebauungsplan Fliegerhorst

Immer noch in einem Stück ist die Startbahn, gut sichtbar als dunkle Linie unten auf einem Plan der Gemeinde für das ehemalige Militärgelände. Repro: oh

Bürgermeister Hans Seidl hat nun nach eigenen Worten erkannt, dass ein Eingriff in dieses schützenswerte Gebiet nicht erfolgen dürfe. Sein Antrag an den Gemeinderat hatte, als er vor wenigen Wochen bekannt wurde, bei BMW einigen Wirbel verursacht und Unverständnis ausgelöst. Nach der Entscheidung des Gemeinderates in seiner jüngsten Sitzung kann BMW nicht darauf hoffen, die Pläne zu verwirklichen, sondern müsste sich mit dem zufriedengeben, was das Unternehmen derzeit hat. Denn der Beschluss begrenzt den Aktionsradius der Fahrausbildung auf die Roll- und Abstellflächen des ehemaligen Flugplatzes, die sogenannten vorbelasteten Flächen. Zudem wird zur Auflage gemacht, dass bei einer Weiternutzung des Geländes über das Jahr 2021 hinaus 15 Prozent der versiegelten Flächen geöffnet und renaturiert werden müssen. Seidl war es wichtig, dass es quasi auch zu einer Zerstückelung der 3300 Meter lange Start- und Landebahn kommt, weil er nicht ausschließen könne, dass diese Bahn irgendwann wieder für den Flugverkehr genutzt werden könnte: "Das Restrisiko soll vernichtet werden."

Die Grünen-Sprecherin Barbara Helmers konnte sich mit ihrem Antrag auf Vertagung nicht durchsetzen. Sie hätte sich noch mehr Informationen gewünscht. Wichtig war für Gemeinderäte wie Gottfried Obermair (FW), dass dieses Vorgehen keine Konsequenzen für die Gemeinde hat. Die Gemeinde sei an keine Verträge gebunden, die sie zu bestimmten Planungen verpflichte, heißt es dazu in der Verwaltungsvorlage. Auch durch den erst geschlossenen städtebaulichen Vertrag nicht. CSU-Fraktionsvorsitzende Gabriele Rappenglitz zeigte sich erfreut über die erwartete große Zustimmung ihrer Gemeinderatskollegen, als sie zusammenfassend sagte: "Keiner will an das FFH-Gebiet ran. Wir signalisieren der Polizei und BMW, wir wollen entsiegeln und wir wollen die Natur zurückgewinnen."

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