Zu wenig Erzieherinnen:Ohne Lockmittel kein Personal

Die Kommunen müssen bis 2013 eine gesetzlich vorgeschriebene Quote an Krippenplätzen erfüllen. Sie stehen bei der Suche nach Erzieherinnen in einem Wettbewerb mit privaten Trägern, die ganz andere Möglichkeiten der Anwerbung haben.

Julia Berghofer

Städte und Gemeinden bauen Kinderkrippen, um ihr gesetzliches Soll bis 2013 zu erfüllen, doch Personal bekommen sie kaum. Weil die öffentlichen Einrichtungen in Olching, Gröbenzell oder in anderen Orten meist nicht mehr bieten können als eine Bezahlung nach Tarifvertrag und ständig einen hohen Verwaltungsaufwand damit haben, sind private Träger klar im Vorteil.

In Olching nimmt man die Stellenausschreibung erst gar nicht von der Internetseite der Stadt. Die Suche nach geeignetem Personal ist mit einem einmaligen Bewerberschub nicht getan, stattdessen müssen laufend Voll- und Teilzeitstellen besetzt werden. Im Schnitt bewerben sich nur etwa zehn Erzieher im Monat, kürzlich gingen auf eine Zeitungsannonce hin gerade einmal vier Bewerbungen auf drei Stellen ein. Mit den wesentlich attraktiveren Lockmitteln der privaten Einrichtungen kann die Kommune nämlich nicht mithalten. Zwar sind die meisten Interessenten, die sich auf die Ausschreibung bewerben, auch qualifiziert, aber der Arbeitsmarkt sei schlichtweg "leer gefegt", sagt Martina Bögl, Pressesprecherin der Stadt. Auch sei es ein großer Aufwand, mit dem die zwei verantwortlichen Mitarbeiter das Personalkontingent von 74 Erziehern für derzeit sechs Kinderkrippen in Olching aufrechterhalten müssen.

Derzeit gibt es 168 Krippenplätze, die aber den Bedarf nicht decken. Die Stadt plant daher für Oktober 2012 den Bau einer weiteren Einrichtung mit 72 Krippenplätzen, die von einem privaten Unternehmen getragen wird - das Problem des Personalmangels ließe sich so vielleicht abmildern. Die Betreuungsquote in Olching liegt zwar derzeit weit über dem bundesdeutschen Durchschnitt, den die Bundesregierung mit einer Quote von 35 Prozent angelegt hat. Dennoch müssen etwa 20 Prozent der Kleinkinder in der Gemeinde, für die ein Krippenplatz beantragt wurde, daheim betreut werden.

Auf eine von den Gemeinden ausgeschriebene Erzieherstelle bewerben sich meist nur zwei oder drei Interessenten, auf leitende Stellen manchmal etwas mehr, schätzt Johann Thurner, Bürgermeister von Mammendorf. Momentan sind in Mammendorf alle Stellen besetzt, erst vor kurzem wurde eine neue Krippenleiterin eingestellt. Trotzdem muss das Personal mit Überstunden und Versetzungen rechnen. In Kindergärten ist der Bedarf an Erziehern in der Regel gut gedeckt, sodass im Notfall Personal in die Krippen gehen muss. Problematisch erscheint, dass die Buchungen steigen - und noch weiter steigen werden, wenn von 2013 an der Platz in einer Kinderkrippe rechtlich einklagbar ist. Thurner beschäftigt derzeit zwei Mitarbeiter, die mit Stellenausschreibungen für die Tagesstätten sowie Sichtung und Auswahl der Bewerbungen betraut sind. Viel Arbeit bleibe dennoch an ihm hängen, der Aufwand sei groß, sagt Thurner.

Auch Gröbenzell verzeichnet einen hohen Verwaltungsaufwand hinter der Besetzung vakanter Erzieherstellen. Über die Anzahl der Bewerber sowie die damit verbundenen personellen und zeitlichen Kosten schweigt sich Bürgermeister Dieter Rubenbauer allerdings aus. Der Aufwand sei vergleichbar mit jedem anderen behördlichen Bewerbungsverfahren. Und letztlich habe man bisher alle Stellen mit qualifiziertem Personal besetzen können, auch wenn man weder kommunale Wohnungen noch andere Anreize bieten könne.

Wesentlich rosiger sieht die Situation für Karin Bader, die Leiterin der privaten Einrichtung "Denk mit", aus. Das Unternehmen betreibt unter anderem Kindertagesstätten in Eichenau, Puchheim, Olching und München. Dementsprechend hoch ist der Bedarf an Personal, aktuell sind rund 200 Mitarbeiter beschäftigt. Die Fluktuation ist zwar hoch, dennoch werden freie Stellen normalerweise rasch besetzt. Ein Großteil des Personals wird über Empfehlungen und persönliche Kontakte gewonnen. Bader verlässt sich auf den Kontakt zu Fachakademien und ehemaligen Praktikanten. "Wenn die Bewerber schon bekannt sind, ist ihre Qualifikation abgesichert. Das ist ein großer Pluspunkt für uns", sagt sie.

Neben dem engen persönlichen Verhältnis locken bei "Denk mit" auch finanzielle Anreize. So orientiert sich der Verdienst laut Bader zwar an den tariflichen Bestimmungen, bei hohem Engagement sei es jedoch möglich, bis zu 150 Prozent des eigentlichen Lohns im Jahr zu erhalten. Zwar verfügt das Unternehmen bisher nur über fünf Mitarbeiterwohnungen, geplant ist jedoch ein weiterer Ausbau.

Denk mit" bekommt viele Bewerbungen. Ein großer Teil der Interessenten könne allerdings keine hinreichende berufliche Qualifikation nachweisen. Außerdem habe sich das sogenannte "Einrichtungs-Hopping" und das Abwerben von Personal gegen Summen ab 2000 Euro zu einer gängigen Praxis entwickelt. Für Baders Einrichtung stellt das allerdings kein großes Problem dar. "Unseren Erzieherinnen ist vor allem die persönliche Wertschätzung wichtig", sagt sie. "Finanzielle Anreize stehen nicht im Vordergrund."

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