Zu viele Tiere, zu wenig Geld:Tierschützer in Not

300 Tiere waren letztes Jahr in der Auffangstation im Maisacher Ortsteil Überacker, aber nur 150 konnten vermittelt werden.

Jan Reinhardt

Auf der Website prangen die Bilder glücklicher Tiere, hinter der virtuellen Fassade ist die Stimmung erheblich düsterer. Fast dreihundert Tiere, hauptsächlich Katzen und Nager, sind im vergangen Jahr in der Tierauffangstation Überacker betreut und versorgt worden, knapp die Hälfte von ihnen konnte an neue Besitzer vermittelt werden. "Diese Zahlen zeigen, wie wichtig unsere Auffangstation für den Landkreis ist und wie sehr sie deshalb Unterstützung jeglicher Art braucht", betont Heidi Minderlein, Vorsitzende des Vereins Tierfreunde Brucker Land auf der Mitgliederversammlung. Aufmunternde Worte sind vonnöten: Der Verein hat mit vielerlei Problemen zu kämpfen, die größte Sorge gilt der Personalsituation. Derzeit tragen 20 aktive Mitglieder dazu bei, dass die Tierauffangstation ihre Aufgaben überhaupt bewältigen kann. "Ohne weitere ehrenamtliche Helfer und auch eine entsprechende Unterstützung durch die Städte und Gemeinden wird uns - wie vielen anderen Tierheimen auch - irgendwann die Luft ausgehen", sagt Minderlein. Im letzten Jahr hat sich die Mitgliederzahl der Tierfreunde verringert, die Kapazitäten der Auffangstation sind fast immer vollständig ausgeschöpft, Neuaufnahmen von Tieren sind teils unmöglich. Zudem sind die Ausgaben des Vereins um drei Prozent gestiegen, während die Einnahmen um 25 Prozent gesunken sind. Ursachen für die finanzielle Schieflage sind deutlich weniger Spendeneinnahmen, weniger Erlöse durch Tiervermittlungen sowie steigende Kosten für Futter und Streu. Dabei stehen den Tierfreunden größere Ausgaben ins Haus: das Dach der Station ist undicht und muss saniert werden.

Von der Politik fühlen sich die Tierfreunde im Stich gelassen. Bei keinem Anliegen der Tierschutzdachverbände, wie zum Beispiel der Kastrationspflicht für freilaufende Katzen oder der Aktion "Rettet die Tierheime", mit der die Kommunen in die finanzielle Pflicht genommen werden sollten, seien nennenswerte Fortschritte erreicht worden, so Minderlein. Eine Kastrationspflicht würde die Zahl der notleidenden Katzen verringern und damit die Tierschützer entlasten. Eine größere finanzielle Unterstützung durch Städte und Gemeinden könnte das Überleben der Tierheime sichern, bisher habe es aber nur Lippenbekenntnisse gegeben, passiert sei nichts.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: