Zensus 2011:Fragen über Fragen

Rudolf Bösmiller ist einer von 280 Interviewern, die bis Ende Juli 30 000 Landkreis-Bürger besuchen und sie für die Volkszählung ausfragen

Heike A. Batzer

Das Telefon klingelt pausenlos, der Beratungsbedarf ist groß. "Warum ich?", fragen viele Anrufer, oder "Muss ich überhaupt?". Manche machen auch nur ihrer Wut darüber, dass sie dem Staat sensible Daten mitteilen sollen, am Telefon ein bisschen Luft, wieder andere "haben vom Zensus 2011 noch gar nichts gehört", wundert sich Claudia Bläse. Die 37-Jährige leitet die Erhebungsstelle zur Volkszählung, seit voriger Woche müssen per Zufallsverfahren ausgewählte Bürger dem Staat Fragen beantworten. "Man hat die Leute zu spät darauf hingewiesen", sagt Rudolf Bösmiller, "viele haben Angst, dass sie da was preisgeben müssen". Dabei sind die Fragen seiner Meinung nach "simpel und harmlos". Der 66 Jahre alte frühere Leiter der Malteser in Gröbenzell ist einer von 280 Interviewern im Landkreis und hat sich bislang stets freundlich empfangen gefühlt. Da wird schon mal eine Tasse Kaffee angeboten, wenn der Interviewer kommt, "aber die Zeit dafür hab' ich gar nicht", sagt Bösmiller.

Er und seine Kolleginnen und Kollegen haben sich allesamt freiwillig gemeldet: "Man kommt unter die Leute und kann sich ein bisschen was dazuverdienen." Die meisten Interviewer sind Rentner, Hausfrauen, Wahlhelfer und Mitarbeiter von Landratsamt und Gemeinden. Für jeden ausgefüllten Fragebogen erhalten sie sieben Euro. Bösmiller hat die großen Wohnblöcke in der Gröbenzeller Ammerseestraße zugeteilt bekommen. Jeden Haushalt dort muss er besuchen und für jedes Familienmitglied einen Bogen ausfüllen. Eine halbe Stunde, so habe er bei der Schulung im Landratsamt erfahren, würde die Beantwortung etwa dauern. Inzwischen "bin ich bei fünf bis zehn Minuten", sagt Bösmiller. "Irgendwann weiß man, wo was hinkommt."

Das Vorgehen ist genau geregelt: Bösmiller und die übrigen Erhebungsbeauftragten, wie die Interviewer im Beamtendeutsch heißen, melden sich schriftlich mit einem Terminvorschlag für den Besuch an. Passen Datum und Uhrzeit nicht, müssen sich die Bürger bei Bösmiller um einen neuen Termin bemühen. Den Fragebogen einfach in den Briefkasten werfen, das darf er nicht. Die Interviewer "müssen zweimal mit der Person in Kontakt treten", erklärt Erhebungsstellenleiterin Bläse die Vorgaben. Klappt die Kontaktaufnahme nicht, dann kommt Post von der Erhebungsstelle. "Wir schreiben erst freundlich an", sagt Bläse, danach wird der Ton rauer: Mahnung, Anhörungsbescheid mit Zwangsgeldandrohung, Zwangsgeld. Wer ausgewählt wird, muss antworten. "Das ist Bürgerpflicht", sagt Bläse.

In ihrem Ressort, das bereits im vergangenen November in einem separaten Nebengebäude des Landratsamtes eingerichtet wurde, kümmern sich neun Mitarbeiter, die vier Vollzeitstellen ausfüllen, um die Abwicklung des Zensus. Sie sind wie auch die Interviewer zur Geheimhaltung der Informationen verpflichtet. Seit Februar liegen die Fragebögen im Büro der Erhebungsstelle. Sieben Europaletten mit einem Gewicht von bis zu 500 Kilogramm wurden damals mit Hilfe eines Gabelstaplers und eines Hubwagens in die Zensusstelle gebracht. Die ersten ausgefüllten Fragebögen sind bereits zurückgekommen.

Bis Ende Juli müssen alle Interviews mit den ausgewählten 30000 Landkreisbürgern geführt sein. In Gröbenzell, Olching, Puchheim, Eichenau und Germering werden noch immer etwa 15 Fragesteller gesucht. Das hat auch damit zu tun, dass in den Großgemeinden fast ein Viertel der Bürger mit dem Besuch eines Erhebungsbeauftragten rechnen muss. In den kleineren Gemeinden im ländlichen Westen seien die Einwohnermelderegister auf aktuellerem Stand, sagt Bläse, dort genügt es, gerade mal fünf Prozent der Bürger zu befragen. Mit der Bereitschaft, sich als Interviewer zur Verfügung zu stellen, verhält es sich genau umgekehrt. Die zu finden, war im Landkreis- Westen viel einfacher. Der Gröbenzeller Rudolf Bösmiller ist da eine Ausnahme. Er sagt, ihm mache die Befragung Spaß. Die 140 Interviews, die er ursprünglich führen wollte, hat er schon auf 180 aufgestockt.

Im Landkreis Fürstenfeldbruck wurden 30 000 Bürger für die Haushaltsstichprobe ausgewählt. Vorgesehen ist, den Fragebogen mit Hilfe des Interviewers zu beantworten. Wer ihn selbstständig ausfüllen möchte, kann sich Hilfe über eine Telefonhotline holen (0911/982 081 20) und ihn dann an die kommunale Erhebungsstelle oder das Statistische Landesamt schicken. Fragebögen können auch online ausgefüllt werden. Musterfragebögen sind auf der Internetseite des Landratsamtes Fürstenfeldbruck zu finden (www.lra-ffb.de). Für die separate Gebäude- und Wohnungszählung müssen sämtliche Besitzer von Wohnimmobilien schriftlich Auskunft über Größe und Ausstattung ihrer Häuser angeben. Wer sich noch als Interviewer zur Verfügung stellen möchte, wendet sich an die Erhebungsstelle im Landratsamt unter Telefon 08141/519-707.

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