Mitten in Fürstenfeldbruck:Aufputschmittel für den Spitzensport

Der Besuch des Zeitfahrens für Radprofis, das als Teil der European Championships im Landkreis ausgetragen wird, ist gratis. Der Audi-Dome in München muss dafür zahlen.

Kolumne von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Es gibt den Spruch: "Umsonst ist der Tod. Und der kostet das Leben." Er besagt, dass eigentlich fast alles seinen Preis hat. Fürstenfeldbruck ist da keine Insel der Seligen. Jede Leistung will also bezahlt sein. Das gilt leider ebenfalls für menschgemachte Missetaten wie Umweltverschmutzung oder Klimaerwärmung. Mag die Rechnung dafür auch erst Jahre später ins Haus flattern - in Form von Gift, das wir am Ende der Nahrungskette auf dem Teller finden, oder von Überschwemmungen, Bränden, Hitzewellen und Klimaflucht. Ähnliches Bild bei Whats App, Telegram, Mailprogrammen und Co. Man freut sich, dass das nichts kostet. Das freilich funktioniert nur, weil die Werbewirtschaft klammheimlich viel Geld zahlt für die Adressen der Nutzer.

Gratis ist der Besuch des Zeitfahrens am Mittwoch nächster Woche in Fürstenfeldbruck. Wäre auch nicht wirklich machbar, alle Zaungäste entlang des 24 Kilometer langen Rundkurses durch den Landkreis zur Kasse zu bitten. Kann das wirklich wahr sein? Spitzen-Radsport zum Nulltarif? Bei der Vorstellung des Events und des ansehnlichen Rahmenprogramms wird ersichtlich, dass der Spruch oben trotzdem gilt: Denn auf den Tischen des Seminarraums in Fürstenfeld stehen ganze Batterien von Dosen, die mit der aufputschenden roten Brause eines österreichischen Produzenten gefüllt sind. Flankiert von Glasflaschen mit Cola. Die Sponsoren nutzen die Bühne für Werbung in eigener Sache. Von den Radsport-Organisatoren ist derweil zu erfahren, dass der Audi-Dome in München für die Zeit der European Championships wieder auf seinen alten Namen Rudi-Sedlmayer-Halle hören muss - weil ein anderer bayerischer Autohersteller Hauptsponsor ist.

Lässt sich verschmerzen. Denn anders als bei Klimawandel oder Adresshandel kann man die flüssigen Aufputschmittel ja einfach links liegen lassen. Und solange Fürstenfeldbruck seinen Namen behalten darf, können wir den kostenlosen Spitzensport, der uns da offeriert wird, unbeschwert genießen. Keine versteckten Kosten! Kein böses Erwachen in den nächsten Jahren!

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