Zählung von Laien ergibt:Weniger Wintervögel

Vogelzählung in NRW

Schwarzes Gefieder, orange-gelber Schnabel: ein Amselmännchen

(Foto: Patrick Pleul/dpa)

Die Amsel ist am häufigsten in den Gärten im Landkreis anzutreffen. Andere Arten kommen deutlich seltener vor

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Im Frühjahr gibt sie besonders schöne Töne von sich. Gerne frühmorgens, aber auch abends, wenn es dämmert. So unscheinbar die gänzlich schwarze Amsel auch optisch daher kommt, akustisch ist ihre Anwesenheit zumeist ein Genuss. Über die Wintermonate bieten sich den Amselmännchen weniger Gelegenheiten zum Singen, in diesem Winter aber kommen Amseln besonders häufig in die Gärten und Parks im Landkreis. 1544 Amseln zählten Vogelschützer bei der diesjährigen Stunde der Wintervögel - so viele wie keine andere Vogelart.

Damit liegt die Amsel bei der Zählung, zu der Landesbund für Vogelschutz (LBV) und der Naturschutzverband Nabu regelmäßig interessierte Laien aufrufen, erstmals auf Platz eins, nach Platz drei und vier in den vergangenen Jahren. Fast ein Drittel mehr Amseln wurden während der Beobachtungsstunde von insgesamt 559 Vogelfreunden im Landkreis gezählt. Feldsperlinge - die Sieger der Jahre 2012, 2014 und 2015 - hielten sich nicht einmal in der Hälfte aller Gärten auf. Doch weil sie stets in größeren Schwärmen unterwegs sind, landeten sie mit 1497 Nennungen immerhin auf Platz zwei, noch vor der Kohlmeise mit 1245 Nennungen.

Die Kohlmeise, erkennbar an ihrer gelben Unterseite und dem schwarzen Kopf mit den weißen Wangen, war im vorigen Winter noch der am meisten gesichtete Vogel im Landkreis. Diesmal sind es ein Drittel weniger Exemplare. Insgesamt beobachteten die Naturfreunde im Landkreis 9622 Vögel und damit ein Viertel weniger als noch im Vorjahr. Bayernweit wurden diesmal ein Fünftel weniger Vögel gezählt. Beim LBV weiß man, dass der Vogelzug die heimische Vogelwelt auch im Winter beeinflusst. So seien im Vorjahr besonders viele Kohlmeisen und Erlenzeisige aus Nord- und Nordosteuropa zum Überwintern nach Bayern gekommen. In diesem Winter "blieben derartige Gäste aus", erläutert Martina Gehret, die Beauftragte für Citizen Science beim LBV. Die Zahl der nordischen Wintergäste hänge maßgeblich von der dortigen Witterung und dem Nahrungsangebot ab. Vor allem in harten Wintern würden die Vögel nach Süden ausweichen. Das Ausbleiben der Wintergäste sei derzeit nicht nur in Bayern, sondern in ganz Europa zu beobachten.

Als weiterer Grund kommt nach Ansicht des LBV auch ein geringerer Bruterfolg im vergangenen Jahr in Frage. Aus einigen Regionen Bayerns seien erhebliche Brutausfälle von Höhlenbrütern wie den Meisen gemeldet worden. Die kleine Blaumeise hält sich indes stabil auf Platz fünf, deutlich weniger Exemplare im Landkreis wurden aber bei Schwanzmeisen gesichtet sowie bei Stieglitzen und Erlenzeisigen, die im vorigen Winter noch in Scharen aufgetreten waren.

Der LBV warnt indes vor vorschnellen Schlussfolgerungen. Er sieht in der Zählung durch Laien, die im Mai durch ihr sommerliches Pendant "Stunde der Gartenvögel" fortgesetzt wird, die Möglichkeit, Trends und Veränderungen aufzuspüren. Und auch mit Gerüchten aufzuräumen. So habe der Rückgang bei den Singvögeln nichts mit dem Vorkommen von Rabenvögeln zu tun, die sich genauso wie Eichhörnchen oder Marder bisweilen auch über das Gelege von Singvögeln oder Jungvögel hermachten. "Eltern und andere Rabenvögel sind ein ganz normaler konstanter Faktor in unserer Vogelwelt", sagt Gehret.

Mit der gesunkenen Gesamtzahl der Wintervögel ist auch deren Vorkommen pro Garten zurückgegangen. Während bayernweit 33 Vögel pro Garten beobachtet wurden, waren es im Landkreis in diesem Januar nur 25 und damit deutlich weniger als 2016 (33). Noch weniger gab es in der Stadt München. "Mit im Schnitt nur 20 Vögeln pro Garten ist München sogar die vogelfeindlichste Stadt Deutschlands", so LBV-Pressesprecher Markus Erlwein. Bauboom und Nachverdichtung forderten hier ihren Tribut.

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