Süddeutsche Zeitung

Wurzeln gekappt:Kastanie ohne Schutz

Baum wird bei Bauarbeiten schwer beschädigt

Von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck

Der Bund Naturschutz ärgert sich über Bauarbeiten, bei denen ein völlig gesunder Baum so schwer geschädigt wurde, dass er wahrscheinlich nicht überleben wird. Es handele sich um eine Rosskastanie, die etwa 80 bis 120 Jahre alt sei, erklärt Holde Tietze-Härtl, amtierende Ortsvorsitzende des BN Fürstenfeldbruck-Emmering. Der Baum steht hinter dem Amtsgericht, an der Feuerhausstraße. Dort errichtet das Bauunternehmen Brunetti Mehrfamilienhäuser, die von der Sparkasse verkauft werden.

Bei den Ausbaggerarbeiten seien sämtliche Wurzeln abgegraben worden, sagt Forstwirtin Tietze-Härtl - die Befestigungs- und Versorgungswurzeln auf der Westseite in einem Abstand von etwa einem Meter vom Stamm. In Brusthöhe hat der Stamm nach ihrer Messung einen Umfang von 2,80 bis drei Meter. Tietze-Härtl ist überzeugt, dass der Baum nicht so stark geschädigt worden wäre, wenn es in Fürstenfeldbruck eine Baumschutzverordnung gäbe.

Denn für das Gebiet existiert kein Bebauungsplan. In diese Bauleitplanung können Bäume eingetragen und so geschützt werden. So handelt es sich nun um eine rein privatrechtliche Angelegenheit, wie Tietze-Härtl von der Stadtverwaltung erfahren hat. Auch die Verwaltung bestätigt, dass die Standfestigkeit und Vitalität der Kastanie stark in Mitleidenschaft gezogen wurde.

"Bei diesem brutalen Eingriff muss man sich fragen, was ist ein Baum wert ", sagt die BN-Vorsitzende. Nun müsse endlich eine Baumschutzverordnung kommen. Dass man Bäume bei Bauarbeiten schützen könne, zeige die vorbildliche Einhausung der Rosskastanie mit Bauzaun an der Baustelle hinter dem Rathaus an der Philipp-Weiß-Straße.

Am Dienstag wurde der Fall des Baums an der Feuerhausstraße kurz im Umweltausschuss des Fürstenfeldbrucker Stadtrats besprochen. Stadträtin Irene Weinberg (BBV) hatte das Thema angesprochen. Zweiter Bürgermeister Christian Götz (BBV) erklärte, die Stadt sei nicht zuständig und könne nicht eingreifen. Offenbar muss wegen Kranarbeiten auch die Krone des Baums noch erheblich gestutzt werden. Stadträtin Alexa Zierl (Die Partei/Bruck mit Zukunft) empfindet Bedauern bei jedem Baum, der gefällt oder beschädigt wird, weil er nicht geschützt ist.

Jan Halbauer hat für die Grünen schon im Juli die Einführung einer Baumschutzverordnung in der Kreisstadt beantragt. Darüber soll Zierl zufolge im kommenden Jahr zusammen mit dem Entwurf für eine Freiflächengestaltungssatzung beraten werden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4683839
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 16.11.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.