Genossenschaftlich Wohnen:Einblick in das Wohn-Gut-Haus

Genossenschaftlich Wohnen: Wer bei der Wohn-Gut-Genossenschaft einziehen will, muss sich an gemeinschaftlichen Arbeiten beteiligen.

Wer bei der Wohn-Gut-Genossenschaft einziehen will, muss sich an gemeinschaftlichen Arbeiten beteiligen.

(Foto: Günther Reger)

Günstige Mieten, Gemeinschaftsräume, Grillplatz: Beim Tag der offenen Tür erleben die Besucher, wie es im Olchinger Genossenschafts-Projekt zugeht.

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Kathrin Wellinghausen macht ein zufriedenes Gesicht. Sie zeigt den Besuchern gerne ihre lichtdurchflutete Dreizimmer-Wohnung, die sie mit ihrer zehnjährigen Tochter bewohnt. Es ist eine Eckwohnung mit einem wunderschön dekorierten Balkon in der Wohn-Gut-Genossenschaft in Olching. Am "Tag der offenen Wohnprojekte" zeigt die Genossenschaft interessierten Bürgerinnen und Bürgern ihre Wohnanlage. Die ist nach gut sechs Jahren Vorlauf sehr neu. "Ich war die Erste, die Mitte Dezember 2021 eingezogen ist", sagt Wellinghausen und strahlt, denn sie hat einen Volltreffer gelandet. Sie ist aus München zugezogen und berichtet: "Dort bekommt man nichts als Alleinerziehende."

31 Wohnungen werden an der Münchner Straße vermietet. Neun davon sind einkommensabhängig staatlich geförderte Wohnungen. Da beträgt der Mietpreis zwischen 5,50 bis 7,50 Euro pro Quadratmeter; in den anderen Wohnungen zahlen die Mieter 14 Euro Kaltmiete für den Quadratmeter. Alle Mieter sind Genossinnen und Genossen und müssen eine Pflichteinlage einbringen. Die beträgt 250 Euro pro Quadratmeter in den geförderten und 750 Euro in den nicht geförderten Wohnungen . Bei Auszug erhalten die Mieter ihre Genossenschaftseinlage zurück, die sie über die KfW zinsgünstig finanzieren können. "Wir sind gleichzeitig Mieter und Vermieter", sagt Barbara Zankl, die mit Kristin Weber einen Teil der 40 interessierten Besucher durchs Haus führt. Beide wohnen selbst in dem Haus gehören auch dem Aufsichtsrat für die Wohnanlage an.

Genossenschaftlich Wohnen: Kristin Weber (2. von rechts) zeigt der Gruppe eine Wohnung im Wohn-Gut-Haus.

Kristin Weber (2. von rechts) zeigt der Gruppe eine Wohnung im Wohn-Gut-Haus.

(Foto: Günther Reger)

Zwar sind alle Wohnungen zurzeit besetzt. "Doch es gibt etwa fünf Prozent Fluktuation pro Jahr", sagt Weber, so dass ein, zwei Wohnungen schon mal frei werden würden. Die Argumente an den sogenannten "Großen Berg" in Olching zu ziehen, wirken beim weiteren Rundgang überzeugend. Stefan Fochler bewohnt mit Ehefrau und zwei Kindern eine Vierzimmer-Wohnung im Erdgeschoss. Fochler ist schon 2018 Mitglied der Genossenschaft geworden und konnte daher bei der baulichen Gestaltung seiner Mietwohnung mitreden. "Wir sind sehr froh, dass wir hier sind", bekräftigt er, als die Besucher die Terrasse betreten, neben der sich eine Katze genüsslich im Gras wälzt.

Die Terrasse bietet einen Blick auf eine Idylle. Denn unterhalb aller Erdgeschosswohnungen, die nicht durch Hecken oder Zäune begrenzt sind, erstreckt sich ein größerer Teich. Gebadet wird dort nicht, aber ein Wiesenstück lädt zum Verweilen in Liegestühlen und zum gemeinsamen Grillen ein. "Das ist ein Glücksfall für uns", sagt Kristin Weber. "Das Grundstück konnten wir pachten."

Genossenschaftlich Wohnen: Das Haus der Wohn-Gut liegt an einem Teich.

Das Haus der Wohn-Gut liegt an einem Teich.

(Foto: Stadt Olching/oh)

Die Besucher sehen auch die Gemeinschaftsräume der Wohnanlage. Da ist der Kreativraum mit Schraubstock und Säge. Davor gibt es eine Küche mit großem Versammlungsraum und noch kleiner Bibliothek. "Mittwochs machen wir hier gemeinsam Yoga", sagt Barbara Zankl. "Den Beamer wollten die Herren haben, um Fußball zu schauen." Am 6. jedes Monats findet dort auch das Plenum der Bewohner statt. Dort werden gemeinsame Aufräumarbeiten beschlossen.

Nebenan im Keller stapeln sich Waschmaschinen und Trockner, die sich manche Bewohner teilen. In der Tiefgarage gibt es einen Stellplatz pro Wohnung. An vier Stellplätzen sind Lademöglichkeiten für Elektroautos vorinstalliert. Geheizt wird das Haus mit Fernwärme der Stadtwerke. "Wir diskutieren noch über eine gemeinsame Solaranlage auf dem Dach", sagt Kristin Weber. Sie wohnt seit 1998 in Olching und ist in die neue Wohnanlage umgezogen.

Es gibt im Haus einen Arbeitskreis "Belegung", der über neue Mieterinnen und Mieter entscheidet. "Die Warteliste ist kurz", sagt Weber und macht so den Interessenten noch einmal Mut. Potenzielle Mieter, die aus Olching oder aus dem Landkreis kommen, haben wohl einen kleinen Vorteil. "Es ist ein Gemeinschaftsprojekt", betont Zankl noch einmal. "Die Leute müssen darauf Lust haben."

So gab es am Morgen ein gemeinsames "Ramadama" und Unkrautjäten. Ein Ziel von Wohn-Gut, das Mehrgenerationenwohnen, scheint bereits erreicht zu sein: Bewohner in allen Altersklassen sind Mieter geworden. Zwei Ehepaare sind laut Weber sogar 80 Jahre und älter.

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