Gröbenzell:Wege aus der Wohnungsmisere

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Herzensthema: Für bezahlbaren Wohnraum engagieren sich die Jusos schon länger. Bei der Veranstaltung "Home sweet home, but not sweet for your pocket." im Juni diskutiert Emina Burnic (Mitte) mit Christoph Maier, dem Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft im Landkreis Fürstenfeldbruck und Chef der SPD-Fraktion im Kreistag. (Foto: Lukas Barth)

Christoph Maier und Julia Worch setzen auf mehr öffentlich geförderten Wohnraum und denken auch über die Mietpreisbremse nach - vor lediglich fünf Zuhörern.

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Mehr kommunal geförderte Wohnungen, eine bundesweite Mietpreisbremse und mittelfristig eine Reform der Bodensteuer: Das sind nach Einschätzung von Christoph Maier und Julia Worch die wirksamsten Möglichkeiten, um den überhitzten Wohnungsmarkt zu entspannen. Die beiden haben mehr Einblick in die Materie als ein Durchschnittsmieter, sind sie doch für kommunale Wohnungsbaugesellschaften im Landkreis und in München tätig. Auf Einladung des Juso-Kreisverbands haben sie am Freitagabend im Bürgerhaus Gröbenzell über Ursachen und Lösungen gesprochen. Obwohl das Thema seit Jahren mit steigender Brisanz und einem wachsenden Kreis Betroffener landauf landab diskutiert wird, kamen zu der Veranstaltung nur fünf Personen, und die waren zumindest teilweise Parteimitglieder.

Das mag vielleicht auch am Termin gelegen haben. Freitagabend war schon vor der Pandemie nicht gerade der beste Zeitpunkt, um vor allen Dingen junge Leute zu einer Diskussion über ein ernstes Thema zu locken. Nach zwei Jahren mit Lockdowns und Kontaktbeschränkungen ist das keineswegs besser geworden, zumal aktuell wieder so viele Veranstaltungen stattfinden, dass man sie gar nicht alle besuchen kann. Vergangenen Freitag, einem herrlichen Sommertag, wurden obendrein in ganz Bayern die Abiturzeugnisse verliehen, im Landkreis an knapp 800 junge Leute; am Abend wollten die alle und vermutlich noch ein paar weitere Party machen.

"Es ist eigentlich ganz einfach", sagt Maier also zu den fünf Zuhörern, zwei davon in der Zielgruppe unter 35 Jahren. Auch der Wohnungsmarkt unterliegt den Gesetzen von Angebot und Nachfrage. Da Letztere das Angebot übersteigt, steigen die Preise. "Boden und Markt, das passt schlecht zusammen", die Basis fürs Wohnen sollte kein Spekulationsobjekt sein, da jeder Mensch ein Recht auf Wohnen hat, sagt er und verweist auf die bayerische Verfassung.

Maier, Geschäftsführer der noch recht jungen Wohnbaugesellschaft im Landkreis und Fraktionssprecher der Kreis-SPD, sowie Worch, die für eine der beiden kommunalen Münchner Wohnbaugesellschaften arbeitet und sich im Juso-Landesvorstand engagiert, sehen eine Lösung darin, dass Kommunen mehr bezahlbare Wohnungen bereitstellen. Maier zitiert dafür sogar den Maisacher CSU-Bürgermeister Hans Seidl. Der habe unlängst genau dasselbe gefordert, da sich sonst in zehn Jahren kaum noch Normalverdiener eine Wohnung in Maisach leisten könnten. "Die Lösung liegt im kommunalen Wohnungsbau", bekräftigt Worch. Sie erklärt, dass es in München kaum noch bebaubare Grundstücke gibt und fordert, der Freistaat möge einen Teil seiner Liegenschaften für den Wohnungsbau bereit stellen.

Auf Landesebene, findet auch Maier, "gibt es eigentlich keinen sozialen Wohnungsbau. Der Freistaat macht nichts", stattdessen wurden in der letzten Legislaturperiode etliche Sozialwohnungen verkauft. Bald habe das Land weniger Sozialwohnungen als der Landkreis, unkt er. Dort sind aktuell rund 900 der insgesamt 100 000 im Besitz der öffentlichen Hand. Auch im Landkreis sei die Situation mit öffentlichen Grundstücken nicht besonders gut. In Gröbenzell soll die Wohnbaugesellschaft das sogenannte Züblin-Grundstück an der Lena-Christ-Straße bebauen. "Es gibt ein konkretes Angebot von uns und es liegt jetzt eigentlich an Gröbenzell, das zu machen", so Maier auf eine Zuhörerfrage.

"Ich fürchte, dass viele ihre Wohnung verlieren", sagt Worch mit Blick auf die aktuelle Inflation und Preissteigerungen fürs Heizen und Tanken. Ein weiteres wirksames Werkzeug zur Entspannung der Situation wäre nach ihrer Ansicht eine Mietpreisbremse. Wie Maier einwirft, müsste die bundesweit gelten; das Verfassungsgericht untersagte dem Land Berlin jüngst, ein solches Instrument im Alleingang einzuführen. Und dagegen ist nach Maiers Einschätzung der Koalitionspartner FDP: "Das ist in unserer aktuellen Koalitionssituation nicht möglich."

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