Süddeutsche Zeitung

Wirtshaus:Maffeis Gemütlichkeit

Mitten in Germering betreibt der 48-jährige Wirt Alexander Maffei eine charmante Gastwirtschaft. Nun darf er sich über eine Auszeichnung freuen.

Von Andreas Ostermeier

Das eigene Gasthaus "Zum Griabig'n" zu nennen, dazu gehört Mut. Schließlich dürfte das bairische Wort, das sich mit angenehm, gemütlich oder gediegen, übersetzen lässt, für manchen Zugezogenen ein Zungenbrecher sein. Doch Alexander Maffei hat sich getraut. Mit Erfolg. Seit 15 Jahren betreibt er den Griabig'n an der Ecke Landsberger/Untere Bahnhofstraße in Germering. Lohn der Arbeit ist auch die Anerkennung "Ausgezeichnete Bayerische Küche" durch Landwirtschaftsminister Helmut Brunner, die Maffei kürzlich erhalten hat.

Der Name der Gastwirtschaft war von vorneherein Programm. Er sollte klar machen, "hier ist es nett und gemütlich", sagt Maffei. Vor der Eröffnung habe er sich gefragt, was für ein Gasthaus in Germering fehle, erzählt der Wirt. Italiener gibt es genug, aber ein richtiges bayerisches Wirtshaus gehe ab, war die einhellige Meinung, auch bei den Freunden. Maffei hatte bis dahin italienisch gekocht. Sein Vater stammt, der Name verrät es, aus der Toskana. Er besaß in Germering eine Wirtschaft, in der Alexander Maffei gelernt hat.

Wer sich den Griabig'n als Hütte vorstellt, mit dunklem Holz und kleinen Fenstern, der liegt völlig falsch. Das macht schon die Fassade des Hauses in der Stadtmitte deutlich. Sie griabig zu nennen, dürfte niemandem einfallen. Auch mit dem Stil einer bayerischen Bierwirtschaft hat das Germeringer Gasthaus nichts zu tun. Denn der Gastraum ist hell, gleich am Eingang steht die Schanktheke, links davon befindet sich ein großes Ledersofa. Ein paar Stufen höher stehen mehrere Tische mit Platz für vier Personen, an den Wänden hängen Fotografien von alten Germeringer Häusern. Auf der Speisekarte findet sich als "Klassiker" ein Schäuferl, und der Wirt erzählt stolz, dass das aus dem Fränkischen stammende Gericht gerade auch bei Gästen aus Nordbayern große Zustimmung erfahre. Der Karte kann man auch andere Eigenheiten des Wirts entnehmen: beispielsweise seine Gegnerschaft zu Anglizismen. So bietet der Griabige ein "Weißwurscht-Speschl" an, ein "Bisnäss-Lansch" oder "Tschikken-Wings".

Die Auszeichnung des Landwirtschaftsministers hat Maffei aber nicht für solche Besonderheiten erhalten, sondern für die Qualität des Essens und die Verwendung von regionalen Produkten. Zwei Jäger versorgen ihn mit dem Fleisch von Rehen und Wildschweinen, erzählt Maffei und betont, dass auch seine Getränkekarte von regionalen Erzeugnissen geprägt sei. Die Auszeichnung versteht der 48-Jährige als "Bestätigung" seiner Arbeit und der des ganzen Teams, zu dem neben seiner Frau noch fünf Festangestellte zählen. Schließlich gäben anonyme Testesser ihr Urteil über die Leistungen der Küche ab.

Maffei ist gerne Wirt. Er hat eine Hotelfachschule in der Schweiz absolviert und den bayerischen Wirtebrief erworben. Über seine Berufswahl sagt er: "Ich habe es keinen Tag bereut." Dabei steht er jeden Tag in seiner Wirtschaft. An 365 Tagen im Jahr ist geöffnet, wochentags von 8.30 Uhr am Morgen bis 1 Uhr in der Nacht. Der Griabige versorgt seine Gäste also fast rund um die Uhr, vom Frühstück bis zum letzten Bier. Zusätzlich arbeitet Maffei auch als Caterer, versorgt eine Firma mit dem Mittagessen und richtet Feiern aus.

Wichtig ist ihm auch der Erhalt von Traditionen. In seinem Lokal gibt es unter anderem einen Stammtisch für Anhänger des FC Bayern und des TSV 1860. Beide vereint wenig - doch den Fanschal von Eintracht Braunschweig, der momentan über der Bar hängt, mögen wohl weder die Bayern- noch die Sechzger-Anhänger. In diesem Fall müssen sie aber Toleranz üben, denn der Schal bleibt hängen, bis die Braunschweiger in der nächsten Saison wieder in München spielen. Dann wollen die Fans aus Niedersachsen erneut im Griabig'n einkehren. Ob sie den Namen fehlerfrei aussprechen können, das hat Maffei nicht verraten, aber griabig fanden sie es offensichtlich in dem Germeringer Wirtshaus.

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SZ vom 06.03.2014
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