Wer hat sich nicht schon mal geärgert, dass die Wäsche auf dem Wäscheständer im Winter einfach nicht trocknen will? Oder dass im Badschrank zu viele Haarprodukte stehen? Ginge es nach den Schülerinnen und Schülern der zehnten Jahrgangsstufe des Gymnasiums Olching, dann dürfte es für solche Probleme bald eine Lösung geben. In Anlehnung an das TV-Format „Die Höhle der Löwen“ präsentieren die Jugendlichen beim schulinternen Wettbewerb ihre fiktiven Geschäftsideen in professionellen Pitches. Bewertet werden die Präsentationen von einer Jury aus Wirtschaftsvertretern.
„Unsere Schülerinnen und Schüler sind echte Talente“, betont Schulleiterin Sabine Ratberger bei der Eröffnung. Danach wird es still in der Turnhalle, das markante Löwengebrüll ertönt aus den Lautsprechern, und der Vorhang geht auf: Die Pitches beginnen. Dabei zählt mehr als nur eine Idee. Die Jugendlichen müssen ihr Konzept von A bis Z durchdenken: von der Produktentwicklung über Marketingstrategien bis hin zu Finanzplanung und Unternehmensgründung. Organisiert wird der Wettbewerb von Studienrätin Laura Tomschi, unterstützt von Coaches des Gewerbeverbands Olching. Das Siegerteam wird die Schule im Mai beim schulübergreifenden Wettbewerb im Veranstaltungsforum Fürstenfeld in Fürstenfeldbruck vertreten.
Vielseitige Ideen und kreative Konzepte
Ein Blick auf die vorgestellten Projekte zeigt, wie unterschiedlich die Teams an ihre Ideen herangehen. Besonders beeindruckt „Brilliance Brush“ etwa ist eine Haarbürste aus recyceltem Kunststoff, die ein innovatives Pflegeprodukt-System integrieren soll. Über Kapseln soll das Produkt in die Borsten verteilt werden und Platz im Bad sparen. Das Team punktet nicht nur Kreativität, sondern auch mit einer durchdachten Marketingstrategie. Neben einem Prototyp der Bürste stellen sie auch einen Prototyp der Website vor, auf der ein Haartest Pflegeprodukte empfiehlt. Fernsehspots und Influencer-Marketing stehen ebenfalls auf der Agenda. Große Pläne haben sie auch: L’Oréal, mit ihrer Marke Elvital, sehen sie als potenziellen Partner.

Doch auch die anderen Ideen haben viel zu bieten. Das Team „Flexi-Dry“ präsentiert einen innovativen Wäscheständer, der mit einer Heizfunktion ausgestattet werden soll und so das Trocknen der Wäsche beschleunigen soll. Als die Jury danach fragt, was mit dem Wäscheständer passiert, wenn er mal kaputtgehen sollte, überzeugt das Team mit einer realistischen Antwort: Vor Ort soll es eine Reparatur geben, aber auch Einsendungen sollen eine Möglichkeit sein.
Das Team „Swap-Bag“ setzt auf Nachhaltigkeit und Individualität. Ihre Tasche hat ein austauschbares Design, dass es den Kunden ermöglicht, das Aussehen je nach Wunsch zu verändern – perfekt für umweltbewusste Käufer. „Puzzle-Pets“ wiederum entwickelt ein modulares Kuscheltier, das mit zusätzlichen Teilen erweitert werden kann, um den Spielspaß zu steigern. Im Gegensatz zu anderen Teams setzen sie auf den stationären Handel, um durch persönlichen Kontakt eine stärkere Bindung zur Zielgruppe aufzubauen. Das Team „Kultur-Café“ überrascht mit einem ganz anderen Konzept: Ein Treffpunkt, der tagsüber als Café und abends als kulturelle Bar mit Live-Musik und internationalen Getränkespezialitäten dient. Das Konzept überzeugt nicht nur mit einem klaren Zielgruppenansatz, sondern auch mit einer detaillierten Finanzplanung.
Der Sieger: Die „Brilliance Brush“
Nach intensiven Beratungen steht der Gewinner fest: „Brilliance Brush“ sichert sich den ersten Platz und wird das Gymnasium Olching im Mai beim schulübergreifenden Wettbewerb vertreten. „Wir sind froh, dass es nicht die hundertste App war, sondern tolle, kreative Ideen, die ohne Künstliche Intelligenz auskommen“, lobt Jurorin Regina Mühlich alle beteiligten Teams.
Seit vier Jahren gebe es diesen Wettbewerb nun schon, erklärt Jürgen Biffar vom Arbeitskreis Schule und Wirtschaft. „Nächstes Jahr sind bereits zehn Schulen dabei.“ Mit dem Gymnasium in Planegg und dem Graf-Rasso-Gymnasium in Fürstenfeldbruck wachse das Projekt weiter. Durch den neuen Lehrplan müssen die 10. Klassen nun Geschäftsmodelle entwickeln – ein wichtiger Schritt zur Vorbereitung auf die Arbeitswelt, sagt Biffar.