Wirtschafts-Ausblick für 2012:Flucht in Häuser und Gold

Die Privathaushalte konsumieren und halten so die Wirtschaft am Leben. Was gespart werden kann, wandert in Sachwerte. Immobilien und Gold gelten als sichere Anlagen, aber sind sie es auch?

Heike A. Batzer

- Die Sorge um den Euro treibt die Menschen um. "Die Verunsicherung ist sehr groß", hat Walter Müller, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Raiffeisenbank Fürstenfeldbruck, bei seinen Kunden bemerkt. Das wird wohl noch einige Zeit so bleiben und auch davon abhängen, ob und wie die Krisenländer Griechenland und Italien ihre Staatsschulden in den Griff bekommen. Aus Angst um ihre Ersparnisse und weil sich Geldanlagen derzeit nicht sonderlich hoch verzinsen lassen, entscheiden sich immer mehr Landkreisbürger für den Kauf einer Immobilie.

Eine "regelrechte Flucht in Sachwerte" hat Walter Müller im zu Ende gehenden Jahr 2011 beobachtet. Dazu zählen Anlagen in Gold und in fremden Währungen wie japanischen Yen oder Schweizer Franken, deutlich angestiegen ist aber vor allem die Nachfrage nach Häusern und Wohnungen in guten Lagen - mit der Folge, dass Immobilien- und Grundstückspreise ebenfalls deutlich nach oben gingen. Trotzdem bilanziert Bankchef Müller sein Darlehensgeschäft gerade mal als "zufriedenstellend", da viele Immobilien mit Eigenkapital finanziert wurden. Auch bei der Sparkasse Fürstenfeldbruck erwartet man, dass das Interesse an Wohnimmobilien 2012 weiter zunehmen wird, "weil nach wie vor historisch niedrige Kreditzinsen und die attraktive Lage des Landkreises den Erwerb oder die Modernisierung von Wohneigentum reizvoll machen", sagt Vorstandsvorsitzender Klaus Knörr. Von dieser Entwicklung werde auch das Handwerk profitieren. Knörr sieht die Betriebe im Landkreis "gut aufgestellt". Die kleinen und mittleren Unternehmen, die die Wirtschaftsstruktur prägen, "werden der wirtschaftlichen Entwicklung zusätzliche Stabilität verleihen".

Allerdings werden die Firmen infolge von Schuldenkrise und abflauender Weltwirtschaft weniger investieren. Die Nachfrage hoch halten wird nach Aussage Knörrs der private Konsum. Dieser "wird Deutschland, Oberbayern und den Landkreis vor einer Rezession bewahren". Die Verbraucher hatten infolge höherer Einkommen und der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt zuletzt mehr Geld zur Verfügung, die Arbeitslosenquote fiel im Landkreis unter die Drei-Prozent-Marke auf 2,9 Prozent. Dennoch liegt nach Auskunft des Brucker Jobcenters die Zahl derer, die trotz Berufstätigkeit zusätzlich mit Hartz-IV-Leistungen unterstützt werden müssen, im Landkreis sogar um zehn Prozent über den bayernweiten Durchschnitt. Ein Drittel dieser sogenannten Aufstocker aus dem Landkreis hat einen Vollzeitjob - und dennoch reicht das Einkommen nicht zum Leben. Es ist nicht zu erwarten, dass sich die Aussichten für diese Menschen demnächst bessern. Im Gegenteil, nach den Aufschwung-Jahren 2010 und 2011 erwarten die Banken eine "Eintrübung der Wirtschaft", wie es Müller formuliert.

Der Chef der Brucker Volksbank Raiffeisenbank hofft aber, dass sich die Situation schon im zweiten Halbjahr 2012 wieder bessert. Der Landkreis Fürstenfeldbruck wird nach Einschätzung der Banker von seiner Lage im Münchner Umland profitieren. Er ist "insgesamt noch in einer privilegierten Stellung und dürfte wohl erneut vergleichsweise besser abschneiden", vermutet auch Klaus Knörr im Hinblick auf ein bundesweit vorhergesagtes Wirtschaftswachstum von 0,4 bis 0,5 Prozent. Ausschließen will Knörr aber nicht, "dass es im Jahr 2012 zu weiteren Turbulenzen im Euro-Raum kommt" - mit den entsprechend negativen Auswirkungen auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung.

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