Süddeutsche Zeitung

Wirtschaft:Sonntags zum Weihnachtsshoppen

Die Industrie- und Handelskammer fordert die Politik auf, für die Einzelhändler Ausnahmen zu machen. Dadurch könnten auch die Kundenströme entzerrt werden. Eine Umfrage der Stadt und ein Gesetz sprechen dagegen

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Verkaufsoffene Sonntage vor und nach Weihnachten wären doch eine gute Idee. Denkt sich der Fürstenfeldbrucker Regionalausschuss der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern (IHK) und hat die Kommunalpolitik aufgefordert, den Weg dafür freizumachen. Einzelhändler sollten ausnahmsweise auch ohne Anlass und festliches Rahmenprogramm aufsperren können, wie sonst bei verkaufsoffenen Sonntagen üblich, sagt der IHK-Ausschussvorsitzende Michael Steinbauer. So könne "das Weihnachtsgeschäft in Zeiten der Corona-Pandemie" entzerrt werden.

Gerade vor und nach den Feiertagen erwarteten die Einzelhändler im Landkreis viele Kunden. "Damit die geltenden Abstandsregeln eingehalten sowie der Infektionsschutz von Personal und Kunden gewährleistet werden kann, müssen die Kundenströme in den Geschäften dringend entzerrt werden", sagt Steinbauer. Für das richtige Mittel hält der IHK-Regionalausschussvorsitzende die Sonntagsöffnung. Die wird aber bislang nur dann erlaubt, wenn drumherum etwas stattfindet. So wie in Fürstenfeldbruck, wenn Marktsonntag ist oder die Modenacht und die Autoschau das Rahmenprogramm bilden.

In Olching, zum Beispiel, hat der Stadtrat einen verkaufsoffenen Sonntag am ersten Advent genehmigt, weil er mit einem Anlass verbunden ist. An jenem Sonntag wird der Olchinger Krippenweg eröffnet. Eine stadtweite Ausstellung von Krippen, die die Händler in den Schaufenstern präsentieren. "Es gibt kein Rahmenprogramm, aber wir haben den verkaufsoffenen Sonntag damit anlassbezogen beantragt", sagt Nadine Klinder, hauptamtliche Vorsitzende des Stadtmarketings "Mein Olching". Seit Jahren gebe es eine Rahmenvereinbarung mit der Stadt für eine Sonntagsöffnung, wenn der erste Advent noch im November liege. Das habe sich bewährt, die Geschäfte dürften zwischen 13 und 18 Uhr öffnen. Klinder erwartet nicht mehr Menschen in den Geschäften als sonst und vergleicht die Situation mit der am vergangenen Samstag, als in Olching "langer Samstag" war. "Wir sind zufrieden", sagt sie zusammenfassend, es seien aber nur "etwas mehr Kunden als an normalen Samstagen in die Geschäfte gekommen".

Erst vor Kurzem hat die Stadt Fürstenfeldbruck bei Einzelhändlern in der Innenstadt und in der Buchenau nachgefragt, ob die in diesem Jahr ausgefallenen verkaufsoffenen Sonntage nachgeholt werden sollten. Nach Informationen von Aliki Bornheim, bei der Stadt für die Wirtschaftsförderung zuständig, waren im Zentrum von Bruck 44 Prozent der Befragten dagegen, nur 26 Prozent antworteten mit Ja. Anders das Bild rund um den Geschwister-Scholl-Platz. Dort waren 20 Prozent der Befragten dagegen, aber 40 Prozent dafür. Allerdings machten 40 Prozent dazu keine Angaben.

"Jede Chance, die wir dem Einzelhandel geben können, würde ich begrüßen", sagt der Sprecher des Brucker Gewerbeverbandes, Franz Höfelsauer zur Forderung der IHK. Aber er verweist auf die Erhebung: "Aus der Umfrage geht der Bedarf nicht hervor". Teilnehmer dieser Befragung äußerten, dass sie an allen verkaufsoffenen Sonntagen geöffnet hätten, "aber unter den gegebenen Umständen glauben wir nicht, dass Kunden einkaufen würden". Und: "Aufwand und Personalkosten stehen in keinem Verhältnis zum erwarteten Umsatz."

Die IHK möchte erreichen, dass Händler ihren Umsatz machen und Waren nicht im Internet bestellt werden. "Verkaufsoffene Sonntage wären auch ein klares Signal von der Politik an die Händler vor Ort, dass sie in ihrer schwierigen Situation Unterstützung bekommen. Wir dürfen ein Ladensterben nicht riskieren", warnt Steinbauer. Doch auch wenn der Stadtrat einer Sonntagsöffnung zustimme, klärt Bornheim auf, wäre der Beschluss unzulässig. Das Ladenschlussgesetz lasse im Dezember "generell keine verkaufsoffenen Sonntage" zu.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5121127
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 20.11.2020
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.