Süddeutsche Zeitung

Wirtschaft in Fürstenfeldbruck:Erfolgreiche Stadtwerke

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Trotz Corona war 2020 das erfolgreichste Geschäftsjahr seit 2013. Dennoch begnügt sich die Stadt mit einer maßvollen Ausschüttung, um dem regionalen Versorger Spielraum für Investitionen in den Klimaschutz zu lassen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Stadtwerke haben eines der erfolgreichsten Geschäftsjahre in ihrer Unternehmensgeschichte hinter sich - trotz Corona. Nur 2013 war mehr erwirtschaftet worden als 2020. Um dem regionalen Energieversorger Spielraum für Investitionen in die Amperoase und vor allem in den Klimaschutz zu lassen, stimmte der Stadtrat Fürstenfeldbruck dem Wunsch seiner hundertprozentigen Tochtergesellschaft einstimmig zu, von den knapp 2,4 Millionen Euro lediglich 500 000 Euro an die Stadt auszuschütten.

Erklärter Wille von Geschäftsführer Jan Hoppenstedt ist es, vor allem die umweltfreundliche Energieerzeugung in der Region und in dem bis in die Landkreise Starnberg und Landsberg reichenden Versorgungsgebiet zu fördern. Dies nannte er auf Nachfrage von Stadtrat Georg Jakobs (CSU) auch als einen der Gründe für die Veräußerung von Windparkbeteiligungen - zumal diese Projekte beim Ertrag hinter den Erwartungen zurückgeblieben seien. Credo: Falls die gesetzlichen Vorgaben endlich gelockert werden, lieber weitere Windräder sowie Photovoltaikanlagen bauen und damit die regenerative Eigenproduktion von Strom steigern. Schließlich hat sich die Stadt dazu verpflichtet, bis 2035 unterm Strich klimaneutral zu werden. Millionenschwere Herausforderungen sind zwei Jahre nach der Fertigstellung des Neubaus der Firmenzentrale an der Cerveteristraße (18 Millionen Euro) und mit Blick auf den 2023 geplanten Neubau des Hallenbads (etwa 18 Millionen Euro) vor allem weitere PV-Freiflächenanlagen (etwa zehn Millionen Euro) wie jener bei Kottgeisering.

Bereits bei der Vorstellung des Geschäftsberichts für das Jahr 2020 hatten sich Hoppenstedt, Vertriebsleiter Andreas Wohlmann und Oberbürgermeister Erich Raff als Aufsichtsratsvorsitzender sehr zufrieden mit der Entwicklung gezeigt. Im zweiten Corona-Jahr alles andere als selbstverständlich. Als Betreiber der ohnehin immer defizitären Amperoase und des Eisstadions mussten die Stadtwerke einen starken Zuschauereinbruch verkraften, auf den sie unter anderem mit Kurzarbeit reagiert hatten. Im Kernbereich der Energieversorgung aber ging es weiter aufwärts, auch wenn beim Stromabsatz wegen der zurückgefahrenen Produktion in vielen Betrieben durchaus eine leichte Delle zu verkraften war (bei gewerblichen Kunden gab es im April ein Minus von 20 Prozent).

Im Stromsektor sieht Wohlmann die Stadtwerke gut gerüstet, trotz des bundesweit steigenden Preises an der Strombörse und des Umstands, dass die Hälfte davon auf Steuern und Abgaben entfällt und ein weiteres Viertel auf Netzentgelte. Die Stadtwerke sind zwar nicht die Billigheimer auf dem recht transparenten Markt. Dafür bekommen die Kunden bei ihnen hundert Prozent Ökostrom. Noch wird das meiste davon zugekauft, doch der Anteil der nachhaltig produzierten Energie steigt kontinuierlich. Zurzeit wird etwa jede fünfte von den Stadtwerken verkaufte klimaneutrale Kilowattstunde zuvor selbst produziert. Um bis 2035 autark zu werden, müsste freilich rein rechnerisch jedes zweite Jahr ein Windrad gebaut werden. Weil das illusorische sein dürfte, setzen die Stadtwerke bei der "regionalen Energiewende" vor allem auf die Sonne. Freiflächen-PV-Anlagen lassen sich dabei kombinieren mit Blühwiesen und Schafbeweidung.

Weiter Gas geben wollen die Stadtwerke als Dienstleister bei der Installation von PV-Anlagen auf den Dächern von Häusern sowie Gewerbebetrieben, aber auch im Bereich E-Mobilität. Denn wer Module auf dem Dach hat, der kann mit dem Ertrag an der eigenen "Wallbox" gleich kostengünstig das Auto auftanken. Das landkreisweite Netz an Ladesäulen ist auf aktuell zwölf Standorte mit mindestens jeweils zwei Anschlüssen ausgebaut worden.

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SZ vom 04.08.2021
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