Wirtschaftsförderung in FürstenfeldbruckZukunftsszenarien in lockerer Runde

Lesezeit: 2 Min.

„Sessions“ für mehr Nachhaltigkeit: In der Stadtbibliothek Fürstenfeldbruck diskutieren Unternehmensvertreter mit Kommunalpolitikern und Interessierten über Gemeinwohl und Wirtschaft.
„Sessions“ für mehr Nachhaltigkeit: In der Stadtbibliothek Fürstenfeldbruck diskutieren Unternehmensvertreter mit Kommunalpolitikern und Interessierten über Gemeinwohl und Wirtschaft. (Foto: Manfred Amann)

Beim „Barcamp“ diskutieren Unternehmensvertreter in Fürstenfeldbruck über die Frage, wie die Wirtschaft im Landkreis nachhaltiger gestaltet und mit dem Gemeinwohl in Einklang gebracht werden kann.

Von Manfred Amann, Fürstenfeldbruck

Das Veranstaltungskonzept „Barcamp“ ist zwar relativ neu, doch es hat sich bereits bewährt und auch gute Ergebnisse gebracht. Die Idee der Wirtschaftsförderer der Städte und Gemeinden im Landkreis Fürstenfeldbruck, mit Unternehmervertretern über nachhaltiges Wirtschaften zu diskutieren, kam an: Etwa 70 Firmeninhaber, Kreisräte und Interessierte konnten die Wirtschaftsförderer im Landratsamt, Barbara Magg und Harald Hof, in der Brucker Stadtbibliothek empfangen, um in sogenannten „Sessions“, über Möglichkeiten zu diskutieren, wie in Betrieben Nachhaltigkeit zum Handlungsprinzip werden kann. „Solche Treffen fördern auch die Vernetzung untereinander und können sogar helfen, gemeinsame Strategien zu entwickeln und so Synergien hervorbringen“, befand eine Teilnehmerin.

„Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Schlagwort, sondern Herausforderung und Chance zugleich“, sagte die stellvertretende Landrätin Martina Drechsler (CSU) und dankte im Rahmen ihrer Grußworte den Organisatoren für ihr Engagement, im Landkreis auf eine nachhaltige Entwicklung hinzuwirken. Das Lob teilte auch Brucks stellvertretender Oberbürgermeister Christian Stangl (Grüne), der den Begriff Gemeinwohlökonomie ins Spiel brachte. Dieser bedeute nichts anderes, als Ökonomie, Ökologie und Soziales im wirtschaftlichen Handeln als gleichwertig zu verstehen. Im Artikel 14 des Grundgesetzes sei festgehalten, dass „Eigentum verpflichtet“, bei vielen Unternehmen stehe jedoch das „Gewinne machen“ im Vordergrund. „Weniger Egoismus, dafür mehr Rücksichtnahme auf Menschen und Natur“ sei jedoch unabdingbar für eine zukunftsfähige Entwicklung.

Darin sieht auch Josef Rother die Leitlinie wirtschaftlichen Handelns. In seinem Impulsvortrag forderte der Diplom-Geograf, der laut Harald Hof als Berater der Firma Gefak mbH (Gesellschaft für angewandte Kommunalforschung) im Landkreis gut bekannt ist, ein Umdenken, einen Perspektivwechsel und eine Abkehr vom selbst auferlegten Zwang, immer höhere Gewinne anzustreben. Mit Blick auf Amerika, „wo Gewinnmaximierung aktuell wieder zum Trend wird“, riet er den Unternehmern, sich darauf zu besinnen, den Planeten nicht rücksichtslos auszubeuten und damit dessen Existenz aufs Spiel zu setzen. Schon Albert Einstein habe gemahnt, sich stets neu zu orientieren und die Entwicklung den Erfordernissen der Zeit anzupassen. „Probleme lassen sich nicht mit derselben Denkweise lösen, mit der sie geschaffen wurden“, zitierte Rother den berühmten Physiker. Auch habe Einstein gewusst: „Auf Veränderungen zu hoffen, ohne etwas dafür zu tun, ist wie am Bahnhof zu stehen und auf ein Schiff zu warten.“

Josef Rother, Diplom-Geograf und Berater der Gesellschaft für angewandte Kommunalforschung (Gefak), erläutert in seinem Vortrag den ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekt der Nachhaltigkeit.
Josef Rother, Diplom-Geograf und Berater der Gesellschaft für angewandte Kommunalforschung (Gefak), erläutert in seinem Vortrag den ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekt der Nachhaltigkeit. (Foto: Manfred Amann)

Dass nachhaltiges Wirtschaften im Sinne vom Gemeinwohlökonomie möglich ist, zeigten Betriebe wie zum Beispiel der Hersteller von Outdoor-Bekleidung Patagonia und die Firma Elobau, die nachhaltige Elektrolösungen anbietet. „In beiden Unternehmen stehen die Mitarbeiter und die Rücksichtnahme auf Natur und Umwelt im Mittelpunkt“, so Rother. Nachhaltigkeit habe eine ökonomische, eine ökologische und eine soziale Seite. „Wie kann ein Unternehmen dahin ausgerichtet werden, dass beim wirtschaftlichen Handeln alle drei Aspekte möglichst gleichwertig berücksichtigt werden?“, fragte Rother und leitete schließlich zu den Sessions über, deren Themen Unternehmer und Interessenten vorgeschlagen hatten.

SZ Good News
:Gute Nachrichten aus München – jetzt auf Whatsapp abonnieren

Mehr positive Neuigkeiten im Alltag: Die Süddeutsche Zeitung verbreitet jeden Tag auf Whatsapp ausschließlich schöne und heitere Nachrichten aus München und der Region. So können Sie ihn abonnieren.

Fünf Diskussionsthemen wie zum Beispiel „Gemeinwohlökonomie als innovatives, nachhaltiges Wirtschaftsmodell“ oder „Energiewende im Landkreis, Auswirkungen und Chancen für die Wirtschaft“ waren laut Barbara Magg eingereicht worden. Als weitere Sessions wurden spontan die Themen „Papier-Evolution – Möglichkeiten zur nachhaltigen Papierherstellung“ sowie „Nachhaltige LED-Nutzung“ aufgenommen. Nach den Sessions und der Vorstellung ihrer Ergebnisse fiel die Bilanz zum Barcamp ausnahmslos positiv aus. „Ich habe viel gelernt und vor allem viele Anregungen bekommen“, sagte ein Teilnehmer. Eine Unternehmerin zeigte sich begeistert über die Möglichkeit, „in lockerer Atmosphäre über wichtige Sachverhalte“ reden zu können – und eine andere freute sich, „dass die Notwendigkeit, nachhaltig zu wirtschaften zunehmend in Unternehmen ankommt“.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ-Serie Kraftort: das Haspelmoor
:„Wie eine Woche Urlaub am Strand“

Das Haspelmoor ist ein Ort mit einer besonderen Aura, der einen Blick zurück in die Welt der Menschen vor 11 000 Jahren erlaubt. In unserer schnelllebigen Zeit gibt er Perspektive.

SZ PlusVon Ingrid Hügenell

Lesen Sie mehr zum Thema

  • Medizin, Gesundheit & Soziales
  • Tech. Entwicklung & Konstruktion
  • Consulting & Beratung
  • Marketing, PR & Werbung
  • Fahrzeugbau & Zulieferer
  • IT/TK Softwareentwicklung
  • Tech. Management & Projektplanung
  • Vertrieb, Verkauf & Handel
  • Forschung & Entwicklung
Jetzt entdecken

Gutscheine: