Wirtschaft:Aus guter Laune heraus

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Unternehmer unter sich: Gröbenzells Bürgermeister Martin Schäfer begrüßt die etwa 150 geladenen Gäste. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Autor Werner Tiki Küstenmacher unterhält die Gäste des Gröbenzeller Wirtschaftsempfangs mit Ratschlägen zur Unternehmensführung

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Im Grunde ist es ganz einfach. Wenn man erst einmal die Funktionsweise des menschlichen Gehirns mit limbischem System und Großhirnrinde durchschaut hat - und sie auf sein Leben anwendet - schrumpfen viele negative Emotionen. Die gute Laune steigt und plötzlich gehen einem auch bis dahin negativ besetzte Tätigkeiten leicht von der Hand - in den verschiedensten Lebensbereichen, selbst bei der Führung eines Unternehmens. Ein umgedrehter Teufelskreis, wenn man so will. Wie man seine Einstellung dahingehend verändern kann, hat Werner Tiki Küstenmacher beim dritten Wirtschaftsempfang in Gröbenzell höchst unterhaltsam erklärt. Statt eines trockenen Referats mit medizinischen Fachausdrücken unterhielt der Gröbenzeller Autor von Bestsellern wie "Simplify your Life" die etwa 150 Zuhörer im Bürgerhaus mit anschaulichen Erläuterungen, ergänzt von seinen höchst amüsanten Karikaturen von "Limbi".

Die Zeichnungen sind Küstenmachers Markenzeichen. Was auch immer er publiziert, es wird von einer kleinen Zeichnung veranschaulicht. "Limbi", das limbische System, hat er das Aussehen eines flauschigen Hundes gegeben, der aber auch sehr störrisch sein kann. Beginnend mit seinem Spezialgebiet, dem Aufräumen, veranschaulicht er anhand eines leer geräumten Schreibtisches, wie Limbi funktioniert. Selbst mit überzeugten Ordnungsmuffeln mache der Anblick der leeren freien Fläche etwas. "Es passiert jedes Mal ein Wunder", sogar Chaoten würden die leere Fläche nicht nur als toll empfinden. Sondern auch danach streben, sie zu erhalten. Verantwortlich für diesen Mechanismus ist das limbische System. "Dieser Limbi, dieses emotionale System, liebt Einfachheit", das könne man sich zu Nutzen machen, erläutert Küstenmacher, der Limbi auch als "unseren inneren Schweinhund" enttarnt. Und zwar nicht nur, um den eigenen Schreibtisch wieder frei zu bekommen oder sich wieder einmal ins Fitnessstudio zu bewegen. Nein, laut Küstenmacher kann dieser Trick auf alle Lebensbereiche, auch die Unternehmensführung, übertragen werden.

Um also seinen Schweinehund zu überwinden, hilft dem Redner zufolge Zwang nicht weiter. Wesentlich zielführender sei es, "Ihre Ziele so zu formulieren, dass der Limbi freudig mitmacht". Küstenmacher empfiehlt den zahlreichen Unternehmern aus verschiedensten Branchen, sich nicht von einem schlechten Gewissen über den eigenen Unwillen aufzuhalten. Sondern stattdessen Motivationstricks für Limbi zu ersinnen. Und er erläutert noch eine weitere Erkenntnis aus der Hirnforschung: "Unser Limbi ist schnell, aber es ist nicht besonders logisch." Denn das limbische System, zuständig für Emotionen Angst, Ekel, Trauer, Wut - aber auch Freude - sollte den Urmenschen beim Überleben helfen, indem es blitzschnell reagiert. In 0,3 Sekunden reagiert es auf einen Impuls, während die für Logik und Verstand zuständige Großhirnrinde deutlich langsamer ist. Auch für dieses Dilemma hat Küstenmacher einen Ratschlag: "GNADE" - und zwar in Großbuchstaben. Es ist die Abkürzung für "Glaub nicht all deinen Emotionen", und der Gröbenzeller rät, es bei jedem spontanen Emotionsausbruch anzuwenden. So gibt man dem Verstand genug Zeit, Limbi hinterherzukommen. Und zum Schluss ein simpler Trick: "Lächeln Sie", denn dabei werden Botenstoffe wie Dopamin ausgeschüttet, die positive Gefühle auslösen.

Bürgermeister Martin Schäfer, der eingangs die Gäste begrüßt hatte, überreicht Küstenmacher am Ende einen "Fairtrade-Korb aus der Fairtrade- Gemeinde Gröbenzell". Seine Bemerkung über die gebannte Stille während des etwa einstündigen Vortrags zeigt, wie interessiert die Gäste Küstenmachers Rede verfolgt haben. Doch auch als der Rathauschef zuvor geredet hatte, waren die Anwesenden still. Die von Schäfer vorgetragen Fakten zur Wirtschaft in Gröbenzell - etwa, dass es in der Gemeinde 2000 Unternehmen gibt und das Gewerbesteueraufkommen in den letzten fünf Jahren fast verdoppelt wurde - betreffen sie schließlich direkt. So auch die Präsenz bei der FFB-Schau in Olching, auf der die Gemeinde dank einer offensiven Werbung zwei Auszubildende für sich gewinnen konnte.

Hinweise auf das regelmäßige Unternehmerfrühstück oder den Weiterbildungskompass, eine Kooperation der Volkshochschulen Gröbenzell, Maisach und Bergkirchen, der West-Allianz runden Schäfers Vortrag ab. Mit einem reichhaltigen Büfett, das von Tomate-Mozzarella-Spießchen bis Käsespätzle alles bietet, klingt der Wirtschaftsempfang schließlich aus.

© SZ vom 13.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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