Erneuerbare Energien:Protest gegen weitere Windräder

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"Nein zu 51 Windrädern im Umkreis von 15 Kilometern" lautet eine der Parolen auf den Transparenten, die die Protestierenden vorbereitet haben. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Mehr als Hundert Menschen drücken am Freitag in Kottgeisering ihren Unmut gegen zahlreiche geplante Anlagen aus. Vorab haben die Aktivisten Gemeinderatssitzungen besucht und Transparente aufgestellt.

Von Manfred Amann, Kottgeisering

Die Windkraft steht im Landkreis vor einem Boom, zeitnah sollen zahlreiche Windräder errichtet werden. Parallel dazu wächst aber auch der Widerstand. „Nein zu 51 Windrädern im Umkreis von 15 Kilometern“, war auf einem vierteiligen Banner zu lesen, das Wolfgang und Annette Weiß mit ihren Kindern den mehr als hundert Menschen präsentierten, die sich am Freitagnachmittag am Sportzentrum Kottgeisering versammelt hatten, um ihrer Verbitterung über die geplante „Umzingelung durch Windräder und die Verspargelung der Heimat“ Luft zu machen.

„Ich bin so froh und fast den Tränen nahe, weil so viele gekommen sind“, sagte Nadja Drexler aus Brandenberg, die seit Wochen die Gegenbewegung steuert und hofft, immer mehr Anhänger zu finden, die ihren Unmut öffentlich bekunden. Zunächst hatten die Aktivisten in Sitzungen des Gemeinderates zum Beispiel in Moorenweis protestiert und entlang von Straßen nach Brandenberg Transparente mit Ausblicken aufgestellt. „Sinnlos und nicht nachhaltig“ steht darauf, ebenso Mahnungen wie „Massive gesundheitliche Schäden“ und „Abrieb von nicht abbaubaren Schadstoffen“ sowie „Lärmbelästigung durch geänderte Flugrouten“ und „starke Bodenversiegelung“. Nun stehen solche Transparente auch im Raum Kottgeisering und nach Wunsch der Initiatoren bald auch in allen Orten, die von dem geplanten Aufbau von Windrädern betroffen sind.

Auf die Frage, wer dies finanziert, merkte Drexler an, dass Spenden sehr willkommen seien. Aus dem gesamten westlichen Landkreis waren Windkraftgegner angereist, zum Beispiel aus Aich Ex-Stadträtin Maria Röhl und Peter Gräßle, die sich gegen Anlagen in der Umgebung ihrer Heimat und einen Eingriff in den Rothschwaiger Forst wehren, und aus Puch Edigna Kellermann, die Vorsitzende des Edignavereins. „Muss das sein? Soll so unsere Heimat aussehen?“, stand auf Transparenten mit Abbildungen von Umgebungswäldern mit den befürchteten Windparks geschrieben. Und in Richtung der Politik: „Seid ihr unsere Vertreter?“.

Organisatorin Nadja Drexler mit ihrem Mann Alexander und den beiden Söhnen Korbinian (links) und Sebastian. (Foto: Carmen Voxbrunner)

In den Gesprächen machte ein TV-Interview mit Kottgeiserings Bürgermeister Andreas Folger die Runde. Dieser habe zum Wunsch, die Straße zwischen Kottgeisering und Brandenberg mit einer Teerdecke zu befestigen, gesagt, ihn abzulehnen, weil der Wald so wertvoll sei. „In diesem wertvollen Wald sollen aber inklusive der Planungen der Gemeinde Geltendorf zwölf Windkraftanlagen errichtet werden, wofür jeweils wenigstens ein Hektar Wald abgeholzt werden muss“, kritisierte Nadja Drexler. Dort, wo sich Windräder drehen, zittere der Boden und vertreibe so die Tiere, außerdem werde durch viele nahe beieinanderstehende Windräder der Artenvierfalt in Fauna und Flora ein Schlag versetzt. Oberstes Ziel ihrer Initiative sei es, die Menschen wachzurütteln und darüber aufzuklären, dass die vielen Windräder gar nicht gebraucht werden.

Auf Moorenweiser Gebiet werde mit 149 Prozent schon jetzt deutlich mehr Strom aus regenerativen Energien erzeugt als verbraucht. In Kottgeisering seien es 106 Prozent und zwei große PV-Freiflächenanlage mit insgesamt elf Hektar würden bald hinzukommen. Eine Aktivistin ärgerte sich über das von Befürwortern oft vorgebrachte Argument, dass mit dem Strom München mitversorgt werden müsse. „Dabei gibt es gar keine Infrastruktur, um von hier aus Strom in die Landeshauptstadt zu bringen“. Schon jetzt würden PV-Anlagen und Windräder immer wieder abgeschaltet, zudem fehle es an Übergabestellen zur Einspeisung ins öffentliche Netz. „Es handelt sich hier um eine riesen Ressourcenverschwendung, weil die Herstellung des Betons und der Technik für die Anlagen enorm viel Materialaufwand erfordert“, befand Claudia Straßmann aus Türkenfeld. Windräder könnten nur mit Subventionen wirtschaftlich betrieben werden und profitieren würden nur ganz wenige, während alle anderen die negativen Auswirkungen zu spüren bekämen. Ihrer Ansicht nach sollte das Geld lieber in anlaufende Zukunftsprojekte gesteckt werden, die absehbar die Stromproduktion durch Windkraftanlagen überflüssig werden ließen.

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