Bei der jüngsten Sitzung des Moorenweiser Gemeinderates sollte das Thema Windkraft eigentlich keine große Rolle spielen, wurde dann aber doch zum Politikum. Circa 25 besorgte Bürgerinnen und Bürger aus den Ortschaften Brandenberg, Grunertshofen, Eismerszell und Langwied folgten dem Protestaufruf von Nadja Drexler aus Brandenberg und versammelten sich mit selbst gebastelten Schildern im Veranstaltungssaal, um gegen den geplanten Bau von sieben Windrädern auf einer konzentrierten Fläche in der Nähe des Weilers Brandenberg zu demonstrieren. Drexler und ihre Mitstreiter nutzten die Bürgerfragestunde, um den Gemeinderäten nochmals mit Nachdruck vor Augen zu führen, welche Belastungen ein solcher Windpark für die Anwohner bedeuten könne.

Ulrich Steber aus Brandenberg ergriff das Wort und verwies auf die Entstehung von Lärm, Schatten und die Vernichtung großer Waldflächen. Eigenen Berechnungen zufolge sei bei den aktuell vorgesehenen Abständen von 820 Metern ein dauerhafter Schattenwurf auf das eigene Heim programmiert, und nachts würde man bei offenem Fenster die Lärmemission mit Sicherheit zu spüren bekommen. Außerdem verstehe er nicht, wieso Waldfläche vernichtet werde, obwohl doch hinlänglich bekannt sei, dass Windräder in der Region abgeschaltet werden müssten, da es für den Strom gar keine vorhandenen Speichermöglichkeiten gebe.
Zum Thema Abstandsbemessung verwies der dritte Bürgermeister Christoph Gasteiger (CSU) darauf, dass die Gemeinde mit den Betreibern in engen Kontakt stehe und es womöglich eine Erweiterung auf bis zu 1000 Meter geben könne. In Bezug auf die Sinnhaftigkeit der Errichtung neuer Windräder ließ Gasteiger durchblicken, dass auch er und viele im Gemeinderat die Pläne skeptisch sehen würden, jedoch an das Wind-an-Land-Gesetz der Bundesregierung gebunden seien. Dieses sehe vor, bis 2032 1,8 Prozent der bayerischen Landesfläche als Windenergiegebiet auszuweisen, und die Gemeinde Moorenweis müsse da mitziehen, so der Bürgermeister.
Laut Nadja Drexler verrichtet die Gemeinde zu wenig Aufklärungsarbeit in ihren Ortsteilen. Vielen Bewohnern außerhalb Brandenbergs sei gar nicht bewusst, was da auf die Region zukomme und inwiefern ihr eigenes Leben davon beeinflusst werde. Gasteiger hielt dagegen und sagte, dass es einige Infoveranstaltungen gegeben hätte und sich jeder selbst ein Bild davon hätte machen können. Auch seien Informationen darüber auf der Homepage der Gemeinde, in der Zeitung und auf Social Media veröffentlicht worden.
Gasteiger hob hervor, dass diese Fläche im Brandenberger Wald in keiner Weise aus freien Stücken als Windparkgebiet ausgewiesen wurde und er die Ängste der Bewohner verstehe. Da es sich aber bei dem Gebiet um Staatsforst handle und die Betreiber der Anlagen nicht die Gemeinde, sondern externe Gesellschaften seien, könne eine kleine Kommune wenig Einfluss auf die Planungen nehmen. Es stehe schlichtweg der Profitgedanke der Investoren und Betreiber im Vordergrund. Unter Zwang der gesetzlichen Vorgaben habe man sich dann letztlich für einen Standort entschieden, der konzentriert alle Windräder zusammenbringt, um eine sogenannte „Spargellandschaft“ zu vermeiden.
Nadja Drexler war mit Gasteigers Ausführungen nicht einverstanden und betonte, dass ein entschiedeneres Handeln der gewählten Bürgervertreter angebracht sei. Sie kenne andere Fälle, in denen die gesamte Bevölkerung in Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat größere Bauvorhaben verändert oder gar verhindert hätte. Auch Ratsmitglied Joseph Wörle zeigte Verständnis für die Forderungen der anwesenden Gäste, verwies jedoch ebenfalls auf die Gesetzgebung, welche die Einflussnahme „gleich null“ stelle. Ihnen seien die Hände gebunden und daher müsse der Zeitfaktor als Hilfsmittel herhalten. Laut Wörle gibt es in München aktuell gar nicht genügend Personal für die Genehmigung aller Pläne, und eventuell könne dieser Zustand Investoren zum Absprung bewegen. Zum Schluss der Fragestunde bot Gasteiger ein Dialoggespräch mit einigen Interessen-Vertretern an, um weitere mögliche Schritte zu erläutern.
In einer früheren Version des Artikels hieß es, dass Bürgermeister Joseph Schäffler die Sitzung geleitet hat. Korrekt ist, dass er durch den dritten Bürgermeister Christoph Gasteiger vertreten wurde. Die entsprechenden Stellen wurden korrigiert.