Wiedereröffnung:Abschlagzeit

Auf der Golfanlage Rottbach läuft der Spielbetrieb wieder an. Auch für den Sport unter freiem Himmel gelten Hygienevorschriften

Von Maximilian Neumair, Maisach

Es darf wieder abgeschlagen werden auf dem Golfplatz Rottbach. Zu wem Thomas Kuhn auch blickt, er schaut in strahlende Gesichter. Kuhn ist 31 Jahre alt und Leiter der Anlage. . "Am meisten hat mir das Leben hier gefehlt", sagt er. Im April sei so schönes Wetter gewesen: "Wenn ich da zur Arbeit ging und es total ruhig war, fühlte sich das beklemmend an. Ungewohnt." Jetzt ist schon wieder fast eine Woche Betrieb, und Kuhn ist die Erleichterung anzusehen. 55 Tage lang war auf dem Platz Ruhe. "Das gibt extrem viel Lebensqualität zurück", findet Kuhn.

Wiedereröffnung: Masken auf dem Platz sind nicht Pflicht.

Masken auf dem Platz sind nicht Pflicht.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

So empfinden das auch die Spieler. "Zwei traumhafte Monate, wo man nicht golfen gehen konnte", sagt Wolff Klaus und Thomas Strobl stimmt ihm zu: "Das war schon hart." "Die letzten Monate waren mega Wetter. Ausgerechnet während Corona", stellt Strobl fest. Wenn schönes Wetter sei, denke man mehr ans Golfen, sagt Kuhn. Und dann ist ausgerechnet am Eröffnungstag Gewitter und Sturm. Er lacht die Ironie weg.

Am ersten Tag haben 200 Golfspieler den Platz gebucht, am zweiten sind es dann schon 210 Buchungen. Durchschnittliche Zahlen für Wochentage. "Ich schätze, es werden noch an die 300. Viele buchen noch spontan wegen des schönen Wetters", sagt Kuhn am Dienstag. Das entspreche einem Wochenendtag, fügt er an. Die maximale Buchungskapazität für die Anlage beträgt 340.

Wiedereröffnung: Aufsteller informieren über die Abstandsregelungen.

Aufsteller informieren über die Abstandsregelungen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Um den Spielbetrieb wieder aufnehmen zu können, habe die Golfanlage ein Hygienekonzept erarbeiten müssen, sagt Kuhn. Der Abstand beim Golf lasse sich gut einhalten. Über die Anlage verteilt stehen immer wieder Hinweisschilder, die auf die Einhaltung eines sicheren Abstands hinweisen. Die Golfspieler tragen auf den Spielbahnen keine Masken. Es gebe viel Platz und frische Luft, erklärt Kuhn. Für ihn lautet eine zentrale Frage vor allem: "Wie verhindern wir, dass Sportgeräte nicht berührt werden?" Zunächst sei natürlich ein Vorteil, dass die meisten Spieler ihre eigenen Schläger und Bälle hätten. Die von der Golfanlage verliehene Ausrüstung werde desinfiziert. Auch die Golflöcher seien für verminderten Kontakt modifiziert. Da die Bälle normalerweise tief ins Loch fielen, habe die Golfanlage in diese Teller eingebaut, um Bälle leichter wieder herausnehmen zu können. Eine Maschine sammele außerdem die Übungsbälle ein, erzählt Kuhn. Die Bälle würden maschinell gewaschen, ehe die Mitarbeiter die Bälle wieder in die Ausgabeautomaten füllten. Dieser Vorgang sei zwar schon vor Corona üblich gewesen, aber jetzt besonders hilfreich. Außerdem habe die Golfanlage den verschiedenen Eingänge des Klubhauses feste Funktionen zugewiesen. "Oben rein, unten raus", fasst es Kuhn kurz zusammen. So begegneten sich die Spieler nicht auf dem Weg ins oder aus dem Klubhaus. Nur dort sei die Maske Pflicht.

Wiedereröffnung: Zu den Maßnahmen gehört unter anderem kontaktloses Bezahlen.

Zu den Maßnahmen gehört unter anderem kontaktloses Bezahlen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Ebenfalls neu sei, dass Spieler die Übungsplätze nicht mehr ohne Buchungen nutzen könnten. Nur mit festen Startzeiten könne die Golfanlage nachweisen, wer anwesend gewesen sei, sagt Kuhn. Über eine App könnten die Besucher die Startzeiten ganz einfach buchen, erklärt er. "Das haben die Leute gut angenommen." Abseits der Übungsplätze hätten die Spieler aber ohnehin schon immer Startzeiten buchen müssen, fügt Kuhn an.

Am Golfspiel selbst ändere sich nicht viel. Lediglich die Spuren in den Bunkern - Sandhindernisse auf der Spielbahn - dürfen Spielern mit den Füßen verwischen. Alternativ könne auch der Ball auf eine geeignetere Stelle gelegt werden. Diese Regeln habe der Golfverband angepasst, sagt Kuhn. Auf diese Weise seien die Rechen zum Räumen der Spuren nicht mehr nötig, die früher am Bunker lagen. Die Platzaufseher oder auch "Marshalls" kommen laut Kuhn verstärkt zum Einsatz. Diese überprüften in Zukunft dann zum Beispiel, ob der nötige Abstand eingehalten werde.

Wiedereröffnung: Thomas Kuhn achtet darauf, dass die wegen Corona vorgegebenen Hygienemaßnahmen alle eingehalten werden.

Thomas Kuhn achtet darauf, dass die wegen Corona vorgegebenen Hygienemaßnahmen alle eingehalten werden.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Eine Differenzierung zwischen Fitness-Studio und Outdoor-Sportanlagen hält Kuhn für wichtig. "Bei uns müssen nicht die gleichen Geräte angefasst werden", sagt er. "Wir gefährden nicht das Gemeinwohl. " Eine Öffnung hätte er sich daher zwei oder drei Wochen früher gewünscht, wie teils in anderen Bundesländern. "Bayern ist allerdings auch stärker betroffen. Für alle Seiten gibt's Argumente", sagt Kuhn, "Ich möchte nicht zu viel klagen."

Manche der Rottbacher Golfspieler sehen die lange Schließung und die Folgen wesentlich kritischer. "Auf dem Olchinger Golfplatz war mehr los als auf dem Stachus. Mehr Menschen als bei Golfbetrieb", erzählt Golfspieler Thorsten Felske aus Obermenzing. Er und seine Frau seien auch ohne Golfausrüstung über Golfplätze spazieren gegangen, sagt er. Entsprechend unverständlich findet er laut eigener Aussage das Spielverbot.

Wiedereröffnung: Für die Wiedereröffnung wurden strikte Sicherheitsmaßnahmen am Golfplatz eingeführt.

Für die Wiedereröffnung wurden strikte Sicherheitsmaßnahmen am Golfplatz eingeführt.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

"Warum den Golfsport auch beschneiden?", fragt sich Golfspieler Strobl und verweist auf den vielen Platz und die frische Luft. "Kannste nicht nachvollziehen, warum das so spät aufgehoben wurde. Also ich zumindest."

Gerade wirtschaftlich sei die Schließung eine heikle Situation gewesen, berichtet Kuhn. "Wir sind ein Wirtschaftsbetrieb. Die Kosten laufen weiter, aber es gibt weniger Einnahmen." Gerade die Unklarheit über die Länge der Sperrung habe die Golfanlage dazu veranlasst, so zu wirtschaften, dass sie möglichst lange überleben könne. Bis auf die Platzpflege habe die Anlage alle anderen Arbeitsbereiche reduzieren müssen. David Martin, einer der beiden selbstständigen Golflehrer der Anlage, hat die freie Zeit für die berufliche Weiterbildung genutzt, wie er selber erzählt. Er habe zum Beispiel rund ums Thema Golf Bücher gelesen und Seminare besucht, sagt er. Als sich das Stimmungsbild Mitte April wieder verbesserte, habe die Anlage alle Arbeiten wieder aufgenommen.

Die etwa 800 Mitglieder seien sehr solidarisch gewesen, berichtet Kuhn. "Als Verein sind wir auf die Beiträge angewiesen." Aufgrund der fehlenden Tagesspieler sei etwa ein Viertel der Einnahmen entfallen. "Den Mitgliedern haben wir die Situation erklärt. Die sagten: 'Das verstehen wir vollkommen'", sagt Kuhn. "Wenn einzelne Mitglieder finanziell wegen Kurzarbeit oder Ähnlichem betroffen waren, haben wir Individuallösungen gefunden." Als Dank dürften die Mitglieder die 27-Loch-Anlage in der ersten Woche exklusiv nutzen.

Während der Schließung seien verschiedene Umbaumaßnahmen vorangetrieben, sagt er. "Wir haben zum Beispiel Nassbereiche trocken gelegt, Wege verbessert, defekte Leitungen repariert und die Beregnungsanlage gewartet", erzählt er.

Ursprünglich seien für das Jahr rund 60 Turniere und Mannschaftswettkämpfe mit anderen Clubs geplant gewesen, sagt er. Kuhn hofft laut eigener Aussage darauf, dass sie einige Termine in den Sommer oder Herbst verschieben können. "Ich hoffe, dass wir dahin kommen, wo wir waren", sagt er, "Alle Sportarten leben vom Wettkampf."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: