Süddeutsche Zeitung

Wetterextreme:Wie sich Alling vor Überflutung schützen will

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Anhand von neuen Gefahrenkarten wird das Risiko für Grundstücke durch die Folgen von Starkregen dargestellt. Schon kleinere Maßnahmen können Erfolg versprechend sein.

Von Manfred Amann, Alling

Die Gemeinde Alling möchte möglichen Auswirkungen von Wetterextremen vorbeugen und stellt dafür ein neues Konzept auf. Damit sollen Überflutungen verhindert werden, die erhebliche Schäden zur Folge haben können. Wo das Risiko am größten ist, geht aus Gefahrenkarten hervor, die die Gemeinde vom Ingenieurbüro CDM Smith hat erstellen lassen. Darin berücksichtigt sind Wetterextreme, die in 30, 50 und 100 Jahren auftreten könnten. Die Karten sind im Rathaus und in Kürze auch auf der Homepage der Gemeinde einzusehen.

Bezogen auf die Ortsteile Alling und Biburg wurden die Karten und das von der Gemeinde in Auftrag gegebene, staatlich geförderte integrale kommunale Sturzflutkonzept nun der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Ingenieurbüro berechnete dabei die Folgen eines einstündigen Starkregens. "Unwetter, Starkregen, die unvorhersehbar und schnell zu Überflutungen führen, werden durch den Klimawandel auch im Gemeindegebiet von Alling wahrscheinlicher, und damit ist auch die Gefahr höher zu bewerten, dass es zu Schäden auch am Privatbesitz kommt", erklärte Bürgermeister Stefan Joachimsthaler (CSU). Daher wolle die Gemeinde in Abstimmung mit den Bürgern Vorsorge treffen.

Laut Ingenieur Jonathan Pietsch soll jeder Eigentümer von Häusern oder Anwesen die Gefahrenkarten lesen und daraus ableiten können, ob sein Besitz gefährdet ist und sich Gedanken machen, mit welchen Maßnahmen er diesen eventuell selbst schützen kann. Zum Beispiel könne man Lichtschächte für Kellerräume mit kleinen Mauern umgeben oder äußere Kellerabgänge abdecken und so das Risiko minimieren, dass Wasser eindringen kann. In den Gefahrenkarten ist ablesbar, in welchen Bereichen von Alling, Biburg oder Holzhausen mit Neuried die Wahrscheinlichkeit wie groß ist, dass es zu unkontrollierbaren, wilden Wasseransammlungen kommt. "Es sind überwiegend Bereiche, die tiefer liegen als die Umgebung", sagte Pietsch. Grundsätzlich müsse man aber zwischen Überschwemmungen unterscheiden, die von Bächen wie dem Starzelbach ausgehen können. "Um den Hochwasserschutz kümmern sich die Kommunen, die dem Starzel-, Ascher- oder Gröbenbach anliegen", erklärte dazu Ingenieurkollege Heiko Nöll. Ebenso wichtig sei es, zu erkennen, wo bei Starkregen das Wasser zusammenläuft, womöglich bis zu 40 Zentimeter Tiefe stehen bleibt und sich auf Anwesen ausbreiten kann.

"Bei Starkregen kann in tiefer liegenden Ortsbereichen schnell viel Wasser zusammenlaufen, während der Russen- und der Birkengraben sowie der Starzelbach noch nichts vom Niederschlag aufnehmen konnten", sagte Nöll. Auf die Frage, ob durch bauliche Maßnahmen sichergestellt werden könne, dass das wild zusammenlaufende Wasser in den Starzelbach abfließt, antwortete Pietsch mit einem klaren Nein. In früheren Zeiten sei der Starzelbach höher gelegt worden, um für die Untere Mühle genügend Wasserkraft zu haben. Daher seien Einleitungen in den Bach kaum möglich, so die Erklärung. Für Alling hat das Ingenieurbüro "fünf neuralgische Bereiche" erkannt und dazu Maßnahmen-Vorschläge unterbreitet, die "in enger Kooperation zwischen Kommune und Bürgern" allmählich umgesetzt werden sollten. Überflutungsrisiken werden hauptsächlich in den Bereichen Bauhof/Flurstraße, Alling Nord, Grießstraße, Alling Süd, und im Gewerbegebiet Am Hartholz gesehen.

Wie Joachimsthaler ausführte, hat die Gemeinde bereits einige Maßnahmen eingeleitet, aber man könne auch aus finanziellen Gründen nur schrittweise tätig werden. Einiges könnten die Hausbesitzer aber auch selbst tun. Für den Schutz vor Überschwemmungen habe der Gemeinderat die Anschaffung eines mobilen Hochwasserschutzes in Form von mit Wasser füllbaren Schläuchen beschlossen.

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