Wettbewerb:Do it yourself als neue Masche

Baumärkte setzen zunehmend auf weibliche Kundschaft - ein Wettbewerb in Bruck macht das deutlich

Von Felix Reuß, Fürstenfeldbruck

"Masche um Masche" lautete früher für die Mädchen das Motto im Handarbeitsunterricht. Nähen, stricken und häkeln sollten sie beherrschen, für alle anderen handwerklichen Sachen gab es ja die Männer, die sich doch angeblich geschickter anstellen, beispielsweise beim Verputzen einer Wand. Heutzutage lernen Schüler im Fach "Werken/textiles Gestalten" mit der Nadel und auch mit Farbpinsel und Schraubstock umzugehen - in gemischten Klassen. Dennoch beträgt die Frauenquote in vielen Handwerksberufen und unter den Lehrlingen weniger als zehn Prozent. Elektrikerinnen und Mechanikerinnen haben sich erst jüngst aufgemacht, in diese Männerdomänen einzubrechen. Sie wollen beweisen, dass sie in der Werkstatt nicht länger fehl am Platz sind und schrauben deshalb am traditionellen Bild der Frau. Und auch das Heimwerkertum erfährt einen Wandel.

Der Selbst-ist-die Frau-Trend mit Single-Haushalten und das Entstauben alter Familienkonstellationen rückte in den letzten Jahrzehnten in den Fokus. Der Baumarkt als Paradies für werkwütige Männer ist bereits überholt. Der Kundenmarktforschung zufolge sind 45 Prozent der Kunden weiblich. Bei der Entscheidung, welche Tapeten oder Gardinen gekauft werden dominieren Frauen ohnehin schon länger. Im Zuge dieser Entwicklung wurden für Hand- und Heimwerkerinnen Kurse angeboten, die sich schon bald großer Beliebtheit erfreuten.

Für viele Besucherinnen dieser Kurse zählt aber weniger das Bestreben, ein Handwerk als Broterwerb auszuführen, als sich dieses ohne die Blicke der Männer in Ruhe anschauen zu können. Und natürlich das Interesse, wie etwa der Umgang mit Elektrowerkzeugen - nur für den Fall der Fälle. Beim Girl's Day - vom Kultusministerium eingeführt, bei dem Schülerinnen in männerdominierte Berufe schnuppern - wird genau ein solches Interesse gefördert. Die Mädchen "nahmen sofort Hammer und Meißel in die Hand", wie es Anja Wöldering von der Berufsschule in Bruck ausdrückt. Von Ungeschicktheit war dabei nichts zu sehen, wobei die Schülerinnen eine Sache besonders betonten. Sie wurden unterstützt von den Auszubildenden sowie den Lehrern, so dass es für Zurückhaltung gar keinen Grund gab. Im Gegenteil, die Elektroniker waren begeistert von der Genauigkeit der Mädchen, etwa beim Verkabeln. "Da übertrafen sie teilweise sogar die Lehrlinge." Unsicherheit bei solchen Handgriffen spürten sie nur durch die Stromquelle. Diese kann man für Lehranfänger aber auch erst einmal abschalten. Sowohl im Baumarkt als auch in der Berufsschule befanden die Teilnehmerinnen das Unter-sich-Sein und das gegenseitige Unterstützen als Schlüssel fürs erfolgreiche "Häusle-Bauen".

Die Deutsche Handwerker-Akademie, die sich mittlerweile in Do-it-yourself-Academy umbenannt hat, ergriff dann die Initiative, endlich vom stupiden Häkeln-für-Hausfrauen-Denken weg zu kommen. Sie rief für Hobby-Handwerkerinnen den "Miss Do-it-yourself"-Wettbewerb zur Präsentation der Fähigkeiten ins Leben. Bundesweit läuft dieser nun schon seit einigen Jahren. Schon die verputzten Wände und verlegten Böden aus den eingereichten Bewerbungen strotzen vor Leidenschaft. Ob, wie in Fürstenfeldbruck, Friseurin, Buchhalterin oder Pharma-Assistentin teilnimmt - "Masche um Masche" haben diese Frauen hinter sich gelassen.

Der "Miss Do-it-yourself"-Wettbewerb für Hobby-Handwerkerinnen findet am Samstag, 4. Juni, von 11 Uhr an im Toom-Baumarkt in der Cerveteristraße 3 statt.

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