Wenn sich der Hof nicht lohnt:Bauern mit Hauptberuf

Mehr als 50 Prozent betreiben die Landwirtschaft nebenbei

Von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck

613 landwirtschaftliche Betriebe gibt es laut Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) im Landkreis Fürstenfeldbruck. Zehn Prozent wirtschaften ökologisch. Nicht einmal die Hälfte, nur 275 sind Haupterwerbsbetriebe. Das entspricht gerade einmal 45 Prozent. Im Landkreis Dachau sind es noch 51 Prozent. Das liege daran, dass der Landkreis Fürstenfeldbruck im Osten stark städtisch geprägt sei, sagt Marianne Heidner, am AELF für die Landwirtschaft zuständig. Zudem gebe es in Dachau durchgehend gute Böden, dort seien die Betriebe größer, durchschnittlich 41 Hektar. In Fürstenfeldbruck sind es 35 Hektar, hier seien auch Flächen dabei, die sich nur als Grünland eigneten, also für Milchbauern.

Vor allem in der Milchkrise hätten aber viele Milchviehhalter den Haupterwerb aufgegeben, erklärt Heidner. Viele der Nebenerwerbler seien recht innovativ, was aber auch Risiken berge. Deshalb bräuchten sie ein stabiles Einkommen. Die Landwirtschaft, meist mit viel Engagement betrieben, sei oft ein guter Ausgleich zum Hauptberuf. Viele hätten technische Berufe, manche verkaufen Futtermittel oder sind Industriekaufleute. Bei den meisten trage sich der Nebenerwerb, sie müssten in den landwirtschaftlichen Betrieb nichts zuschießen.

Heidner sieht auch eine Tendenz zurück zum Haupterwerb. "Die Jungen merken oft, dass sie etwas ganz Wertvolles geerbt haben, nicht nur viel Arbeit." Sondern auch die Freiheit, auf dem eigenen Grund und Boden zu bestimmen.

"Ich bin um jeden froh, der den Hof weiter betreibt", sagt Kreisobmann Georg Huber, der großen Respekt vor der Leistung der Kollegen hat, die im Nebenerwerb tätig sind und vor Arbeitsbeginn, nach Feierabend, im Urlaub und oft genug auch am Wochenende aufs Feld fahren oder sich um ihre Tiere kümmern. Denn wer noch eine Landwirtschaft habe, habe auch ein größeres Verständnis für die Belange der Bauern.

Als Nebenerwerb wird definiert, wenn das Haupteinkommen nicht mehr aus der Landwirtschaft stammt. Daneben gibt es den Zuerwerb, wenn zwar das Haupteinkommen im landwirtschaftlichen Betrieb erwirtschaftet wird, es daneben aber Einkommensquellen gibt wie etwa die Vermietung von Gästezimmern, Landschaftspflege, die Mitarbeit im Maschinenring oder auch hauswirtschaftliche Dienstleistungen. 80 Prozent der Haupterwerbsbetriebe verdienen Heidner zufolge dazu.

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