Kultur:Jauchzet, frohlocket

Mit ihrer Aufführung von drei Kantaten aus dem "Weihnachtsoratorium" versetzen Bach-Chor und -Orchester Fürstenfeldbruck ihre Besucher in adventliche Stimmung.

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Nach der Corona-Pause kehrt auch die Musik als wichtiger Bestandteil der Advents- und Weihnachtszeit für die Menschen in den Konzertsaal zurück. Die beiden großen Konzertchöre der Kreisstadt, Bach-Chor und Philharmonischer Chor, haben sich dazu eine interessante Kooperation überlegt: Die sechs Kantaten des "Weihnachtsoratoriums" von Johann Sebastian Bach wurden zwischen den beiden Chören hälftig aufgeteilt. Jeder Chor hat sein eigenes Orchester und unterschiedliche Solisten. Für die Besucher, die beide Konzerte wahrnehmen, ergeben sich dadurch spannende Vergleiche, die nicht auf der Ebene von Konkurrenz stattfinden, sondern verschiedene Interpretationsmöglichkeiten aufzeigen.

Bach-Chor und Bach-Orchester unter der Leitung von Gerd Guglhör machten nun im sehr gut besetzten Stadtsaal den Auftakt mit den ersten drei Teilen des "Weihnachtsoratoriums". Als Vokalsolisten waren Ulrike Hofbauer (Sopran), Katharina Guglhör (Alt), Hermann Oswald (Tenor) und Gerrit Illenberger (Bass) zu hören.

Ein Musikerlebnis im Konzert ist quasi multidimensional: Wir hören Klänge und ordnen sie den Instrumenten, die wir sehen, zu. Bei einer Aufführung, bei der historische Instrumente verwendet werden, ist das besonders interessant, denn diese Instrumente klingen nicht nur anders, als wir es gewohnt sind, sie sehen oft auch deutlich anders aus. Das "Weihnachtsoratorium" ist kein in sich geschlossenes Werk, sondern besteht aus sechs Kantaten für die unterschiedlichen Festtage. Die vorgesehenen Blasinstrumente variieren je nach Teil. Dadurch erhält jede Kantate einen individuellen Klangcharakter, der mit dem Inhalt des jeweiligen Festtags zu tun hat.

Der berühmte Eingangschor zum ersten Weihnachtstag "Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage" ist quasi an vorderster Front von Pauken und hier makellos spielenden Trompeten dominiert. Es ist der prachtvolle Willkommensgruß für den neu geborenen Gottessohn. Mit Intensität und Kraft, dabei im dialogisierenden Ausgleich zwischen schwingenden Bögen und präziser Artikulation, untermauerte der Chor das Geschehen. Die weiteren Nummern favorisierten insbesondere den zarten und innigen Klanggestus: Vor diesem Hintergrund war die wunderbare Alt-Arie "Bereite dich, Zion" nicht nur kammermusikalisch in den Streichern besetzt, sondern atmete in der Tongebung von Katharina Guglhör einen ganz auf der Linie geführten Bogen. Der folgende Choral "Wie soll ich dich empfangen" wirkte trotz der großen Zahl an Sängerinnen und Sängern durch die Homogenität des Klangs adventlich offen. Und selbst die bedeutende Arie "Großer Gott" hatte in der Interpretation des jungen Bassisten Gerrit Illenberger nichts Triumphierendes. Sie gewann durch den weichen Ansatz klangliche Tiefe und Sensibilität.

Die zweite Kantate für den zweiten Weihnachtstag stellt die Hirten in den Mittelpunkt. Organisch schwingend geriet die eröffnende Sinfonia. Die Zuversicht "Fürchtet euch nicht" intonierte der Engel (Ulrike Hofbauer) glockenhell von der Empore. Die insbesondere durch die äußerst anspruchsvollen Koloraturen herausfordernde Tenor-Arie "Frohe Hirten" gelang Hermann Oswald völlig mühelos. Die Begleitinstrumente zauberten dazu einen federleichten Untergrund.

Der Chorsatz "Herrscher des Himmels" bildet den Rahmen in der dritten Kantate. Mit seinem ganztaktigen Schwung in raschem Tempo gingen auch äußerst präzise Koloraturen in alle Stimmen einher. Es war absolut bewundernswert, wie hier der musikalische Ausdruck nicht durch den technischen Anspruch beeinträchtigt wurde.

Wie ein organischer Einschub wirkte das Magnificat des böhmischen Bach-Zeitgenossen Jan Dismas Zelenka vor der dritten Bach-Kantate. Auch hier gab es eine anspruchsvolle Chorfuge und lyrische Momente in kontrastierender Stilistik. Am Ende gab es lang anhaltenden und äußerst dankbaren Applaus des Publikums - und das vollkommen zu Recht.

Den zweiten Teil des Weihnachtsoratoriums führt der Philharmonischer Chor am Montag, 26. Dezember, von 17 Uhr an im Veranstaltungsforum auf. Karten gibt es ab 31 Euro.

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