Kultur:Zwei Chöre, ein Weihnachtsoratorium

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Claudia Frisch vom Philharmonischen Chor und Martin Thoma vom Bach Chor freuen sich auf das gemeinsame Projekt ihrer beiden Ensembles. (Foto: privat/oh)

Erstmals bringen der Bach Chor und der Philharmonische Chor in einem gemeinsamen Projekt das große Werk von Bach auf die Bühne.

Die Freude der beiden größten Chöre in Fürstenfeldbruck, dem Bach Chor und dem Philharmonischen Chor Fürstenfeld, ist groß. Nicht nur, weil sie nach zwei Jahren coronabedingter "Zwangspause" wieder ihre traditionellen Weihnachtskonzerte durchführen können. Erstmals in ihrer langen Vereinsgeschichte werden sie in einem Gemeinschaftsprojekt das gesamte Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach auf die Bühne des Stadtsaals bringen: An zwei Terminen mit insgesamt 180 Sängern, plus zwei Orchestern und acht Solisten. Wie es zu diesem Projekt kam, erklären die beiden Vereinsvorsitzenden, Claudia Frisch (Philharmonischer Chor) und Martin Thoma (Bach Chor).

Frau Frisch, Herr Thoma: Das ist ja wirklich außergewöhnlich. Konkurrieren nicht normalerweise Chöre innerhalb eines Ortes?

Claudia Frisch: Vielleicht andernorts. Wir nicht.

Martin Thoma: Das kann ich nur bestätigen. Wir spornen uns eher gegenseitig an.

Frisch: Obwohl wir ein ähnliches Repertoire haben.

Thoma: Deshalb besprechen wir uns stets, was wir im kommenden Jahr planen.

War es Zufall, dass dieses Jahr beide Chöre Kantaten des Weihnachtsoratoriums singen wollten?

Frisch: Normalerweise wechseln wir uns damit ab.

Thoma: 2020 wollten wir aber schon das Oratorium aufführen, mussten es jedoch wegen Corona auf 2021 verschieben. Zehn Tage vor der Aufführung mussten wir es dann wegen der erneuten Beschränkungen komplett absagen.

Frisch: Das war wirklich großes Pech!

Thoma: Das kann man wohl sagen. Die Proben und die Organisation sind schließlich mit einem großen Aufwand verbunden.

Aufgeführt wurden bislang nur Teile des Weihnachtsoratoriums. Wieso wurde es bislang selten bis gar nicht komplett aufgeführt?

Frisch: Das anspruchsvolle Werk ist zu lang für die Zuhörer ...

Thoma: ... mit Pausen dauert es vier Stunden! Das ist auch für den Chor sehr anstrengend.

Frisch: Außerdem wurde es ursprünglich sowieso für mehrere Feiertage komponiert und nicht, um alles auf einmal zu Gehör zu bringen.

Was ist eigentlich so besonders an dem Werk?

Frisch: Die Kantaten, die Arien, die Rezitative, die schon fast meditativen Choräle: Einfach alles ist wunderschön.

Thoma: Und die Texte sind so positiv. Genau das brauchen wir gerade. Den Zuspruch ...

Frisch: ... der zudem in diese wundervolle, emotionale und stärkende Musik gebettet ist. Das Oratorium berührt die Seele - da kommen auch uns Sängern hin und wieder die Tränen.

Thoma: Das Werk hat wirklich seine ganz eigene Wirkung.

Kooperieren die Chöre auch, was die Sänger und das Orchester betreffen?

Frisch: Tatsächlich singen ein paar Chormitglieder in beiden Chören mit - aber das ist eher die Ausnahme.

Thoma: Zwei Proben in der Woche und das Einstudieren zu Hause: dafür braucht man viel Zeit.

Frisch: Wir machen aber gemeinsam die Reklame. Jeder Chor hat jedoch seine eigenen Solisten engagiert und sein eigenes Orchester.

Thoma: Wobei beide Ensembles mit alten Instrumenten spielen.

Sie scheinen sich sehr auf die Konzerte zu freuen!

Frisch: Es ist immer schön, vor Publikum zu singen und Emotionen auf die Zuhörer zu übertragen. Bei dem Oratorium spürt man außerdem die tiefe Gläubigkeit von Bach. Das geht unter die Haut.

Der erste Teil des Oratoriums mit den Kantaten I-III & das Magnificat von J. D. Zelenka führt der Bach Chor & Orchester Fürstenfeldbruck am Samstag, 10. Dezember, um 19 Uhr unter der Leitung von Gerd Guglhör auf. Den zweiten Teil und das Magnificat in D-Dur bringt der Philharmonische Chor Fürstenfeld am Montag, 26. Dezember, um 17 Uhr mit dem Barockorchester Fürstenfeld zur Aufführung. Der Eintritt kostet jeweils 39 Euro. Kombitickets sind zum Preis von 68 Euro erhältlich. Schüler und Studenten erhalten 50 Prozent Ermäßigung.

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