Weihnachtsmärkte:Feuer und Eiseskälte

Nur am zweiten Adventswochenende organisieren der Madlverein in Überacker und der Förderverein am Jexhof ihre Christkindlmärkte. Die heben sich ebenso wie die Krippenausstellung in Maisach von anderen Veranstaltungen in der Vorweihnachtszeit ab

Von Julia Huss

Eisiger Wind, ein paar Schneeflocken, rote Nasen und Wangen, in den Händen dampfende Glühweintassen - das ist das Bild auf den Christkindlmärkten am zweiten Adventswochenende. Die Fürstenfeldbrucker SZ hat sich auf dem Bauernhofmuseum Jexhof bei Schöngeising und beim Adventsglühen des Madlvereins Überacker umgesehen und die Krippenausstellung auf dem Bader-Anwesen in Maisach besucht.

Brot und Bratäpfel

Der Wald und die Felder rund um den Jexhof bei Schöngeising sieht aus, als sei er mit Puderzucker bestäubt worden. Im Bauernhofmuseum selbst riecht es nach frisch gebackenem Brot, und knallrote Bratäpfel lassen den Besuchern das Wasser im Mund zusammenlaufen. Es ist kein Weihnachtsmarkt wie viele andere, es gibt keine Holzbuden, keine Tannenbäume mit glitzerndem Weihnachtsschmuck, keinen Lautsprecher, aus dem "Last Christmas" plärrt. Stattdessen begeistert der Christkindlmarkt auf dem Jexhof, der im Innenhof und in den Gebäuden des Bauernhofmuseums stattfindet mit einer besonders urigen und dennoch ruhigen Stimmung.

Die auch auf anderen Märkten beliebten Waffeln kommen hier nicht aus einem Elektrogerät. Hannelore Schiller, Mitglied des Fördervereins, bestreicht ein altes, aus Aluguss gefertigtes Waffeleisen mit frischem Butterschmalz, verteilt darauf den cremigen Teig, um das Eisen danach mehrmals über offenem Feuer zu schwenken. Während sich die Besucher die mit Zimt und Zucker verfeinerten Waffeln schmecken lassen, können sie einen Blick auf traditionellen Holzchristbaumschmuck und handgemachte Kränze werfen oder auch Annemarie Strähhubers Stand besuchen. Sie bietet selbstgemachte Rum- und Zitronentrüffel und das hausgemachte Apfelgelee an - nicht nur als Weihnachtsgeschenke eine köstliche Wahl. Die authentische Kulisse, traditionelle Aussteller, wie Schmiede, Korbflechter und Kunsthandwerker, und sogar die Ziegen, die im Hintergrund leise blöken, zaubert ganz ohne blinkende Lichterketten und schimmernden Weihnachtsschmuck eine festliche Atmosphäre.

Zweite Auflage

Ein Lagerfeuer, fünf Buden, heiße Getränke, Halsgrat- und Bratwurstsemmeln - mehr braucht es in Überacker nicht für eine gute Stimmung. Zum zweiten Mal veranstaltet der Madlverein sein "Adventsglühen". Auf die Idee sind die Mitglieder genauso spontan gekommen wie bei der Gründung des Vereins selbst beim Steckerlfischgrillen. "Warum wollen wir eigentlich keinen Madlverein gründen?" Die jungen Männer hatten das mit dem Burschenvereinen bereits vorgemacht, "das schaffen die Mädels auch", erzählen die beiden Vorstandsmitglieder Christiane Schmid und Maria Schwarzmann. Im April vergangenen Jahres wurde der Plan umgesetzt, anfangs waren es 20 Mitglieder. Mittlerweile zählt der Verein 32 Teilnehmerinnen zwischen 16 und 28 Jahren. Neben dem jährlichen Adventsglühen veranstalten die Frauen auch Wattturniere, das nächste am 13. Januar. Außerdem sind sie bei Fahnenweihen im Landkreis vertreten. Das Adventsglühen sei schon im vergangenen Jahr so besonders gewesen, dass sich die Besucher gleich für das nächste Jahr angekündigt hätten, erzählen die Vorstandsfrauen. Und so kommen in diesem Jahr noch mehr Besucher als im vergangenen auf den Ganterhof in Überacker, lassen es sich schmecken und haben Spaß. Bei Tieftemperaturen haben die Frauen zwei Geheimrezepte: den hausgemachten Apfelstrudelschnaps und den selbstgemachten Lebkuchenlikör.

Holzhütte und Orientzelt

Dass Weihnachten nicht nur mit süßen und salzigen Leckereien, dampfenden Glühwein aus stiefelförmigen Tassen und festlichen Christbaumschmuck zu tun hat, zeigt die seit drei Jahren jährlich stattfindende Krippenausstellung in Maisach. Sobald der Besucher den scheinbar kahlen, mit Lichterketten erleuchteten, betonierten Raum betritt, wandert der Blick automatisch zu den 65 detailgetreuen, handgemachten Krippen, die auf kleinen Tischen im gesamten Raum verteilt sind. Hubert Feichtmeier und Erwin Niedermaier haben dieses Reich voll mit winzigen Miniaturfiguren, traditionellen Holzhütten und orientalischen Zelten mit größter Sorgfalt und Liebe zum Detail erschaffen. Vor allem die kleinen Feinheiten dieser Krippen machen Mühe und je nach Größe kann die Fertigstellung bis zu 120 Stunden Arbeitszeit in Anspruch nehmen. Das stört die beiden Hobbykünstler aber nicht, denn der immense Aufwand sei schnell vergessen, wenn sie merkten, dass sie ihre größten Kritiker beeindrucken konnten. Zum dritten Mal schon findet die Ausstellung auf dem Bader-Anwesen in Maisach statt. Der Lohn für die Mühe? "Der Moment, wenn Kinder hereinkommen und ich sehe das Glitzern in ihren Augen", dann weiß der 54-jährige Feichtmeier, dass "ich gut gearbeitet habe".

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