Süddeutsche Zeitung

Wahlen:Demokratie ausprobieren

Beim Kreisjugendring läuft wieder die U18-Wahl. Sie soll Kindern und Jugendlichen die politischen Institutionen nahe bringen

Von Dorothea Gottschall, Fürstenfeldbruck

Ein bisschen anders sieht er aus, der Stimmenzettel. Aber Wahlkabine und -urne in der "Cordobar" erinnern doch sehr an das Mobiliar, das die Minderjährigen einmal in den offiziellen Wahllokalen erwarten wird. Die Jugendbegegnungsstätte in Germering ist eines von zehn U18-Wahllokalen im Landkreis, das sich an den fiktiven Wahlen anlässlich der anstehenden Bundestagswahl beteiligt. Außerdem machen mobile >U18-Wahllokal-Busse seit Montag die Runde im Landkreis. Auch sie sollen Jugendlichen die Möglichkeit bieten, ihre Erst- und Zweitstimme auf dem Wahlzettel abzugeben.

Die U18-Wahlen sind eine seit vielen Jahren etablierte Aktion des Bundesjugendrings. Von Kommunal- bis Europaebene dürfen hierbei alle unter 18-Jährigen zur Wahl schreiten, auch wenn es das Grundgesetz in diesem Alter nicht vorsieht und die Stimmen nicht ins offizielle Wahlergebnis eingehen. Die Idee: Vielen Kindern und Jugendlichen fehlt das Wissen über die demokratischen Institutionen, die in regelmäßigen Abständen neu gewählt werden.

"Uns ist es vor allem wichtig, den Heranwachsenden die Relevanz ihrer Stimme zu erklären und ihnen zu zeigen: 'Ihr seid die Wähler und Wählerinnen von morgen!'", erklärt Franziska Hinz, Leiterin des Bildungsbereichs beim KJR, der die U18-Wahl im Brucker Landkreis organisiert. Sie selbst war in den vergangenen Tagen im mobilen Wahlbus unterwegs und trat dabei in Kontakt mit der Zielgruppe der Aktion. Einige Teilnehmer seien bewusst auf sie zugekommen, andere musste sie noch zum Mitmachen motivieren. Im Großen und Ganzen berichtet Hinz jedoch von einem starken Interesse und dem Bedürfnis nach Austausch. "Wir wollen Angebote schaffen und die Jugendlichen informieren", sagt Erwin Zißelsberger, Mitarbeiter bei der Cordobar. Er selbst erlebe ständig die anfängliche Verhaltenheit bei den Heranwachsenden, finde sich dann aber oftmals in langen Gesprächen über die vielfältige Parteienlandschaft Deutschlands wieder. Natürlich gebe in der Cordobar vorrangig das Stammpublikum des Jugendzentrums seine Stimme ab. "Ich finde es cool, wählen gehen zu dürfen", sagt ein 13-Jähriger. Eine Senkung des Wahlalters halte er aber nicht für sinnvoll. Die regelmäßigen Begegnungen seien auch eine wichtige Chance, politische Fehlinformationen gezielt aufzugreifen und über Herausforderungen der Zukunft zu sprechen, sagt Felicia Riediger, Sozialarbeiterin des Jugendzentrums. "Dass die Grünen bei uns im Haus die U18-Landtagswahlen gewannen, ist kein Zufall", sagen Zißelsberger und Riediger, die Themen wie dem Klimawandel eine immense Bedeutung zuschreiben.

Noch bis diesen Freitag, 18 Uhr, können alle U18-Bewohner des Landkreises ihre Stimmen abgeben. Der KJR wird an diesem Tag mit einer mobilen Wahlkabine von 14 Uhr an beim Welt-Park(ing) Day an der Brucker Hauptstraße vertreten sein. Weitere Infos unter www.kjr.de. Dort findet man auch die Ergebnisse der U18-Wahl.

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Quelle:
SZ vom 17.09.2021
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