Wahlanalyse:Der Heimbonus

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In ihren Herkunftsorten erzielen die meisten Kandidaten ihr bestes Ergebnis. CSU-Sieger Benjamin Miskowitsch fällt da allerdings aus der Reihe: Mammendorf ist für ihn nur das achtbeste Erststimmen-Resultat

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

So eine Landtagswahl hinterlässt, wie eben jede Wahl, nicht nur Gewinner und Verlierer, sondern eben auch eine Unmenge an Zahlen und Daten. Und wenn man sich mit diesen Mal ein wenig genauer beschäftigt, dann lässt sich daraus doch die ein oder andere interessante Geschichte entdecken, die über die großen und erwartbaren Trends hinausgeht, etwa, dass die CSU im eher ländlichen West-Stimmkreis besser abschneidet als im Ost-Stimmkreis.

Eine Überraschung ist beispielsweise, dass der CSU-Kandidat im Osten, Benjamin Miskowitsch, nicht etwa in seiner Heimatgemeinde Mammendorf sein bestes Ergebnis eingefahren hat, sondern mit 44,97 Prozent in Jesenwang. Aber es geht sogar noch weiter: Die 41,18 Prozent in Mammendorf sind für ihn sogar nur das achtbeste Erststimmen-Resultat. Und Jesenwang ist für Miskowitsch sogar in doppelter Hinsicht eine positive Überraschung, denn es ist auch der einzige der 17 Stimmbezirke, in denen er das Ergebnis von Reinhold Bocklet aus dem Jahr 2013 übertroffen hat - mit 44,97 gegenüber 44,0 Prozent zwar nur marginal, aber immerhin. In allen anderen Stimmbezirken hat Miskowitsch dem Trend seiner Partei entsprechend trotz des deutlichen Gesamtsieges verloren. Am stärksten in Alling, wo er sich der Erststimmenanteil mit 26,09 Prozent gegenüber den 49,36 Prozent 2013 annähernd halbiert hat. Bei den Zweitstimmen hat die CSU im Stimmkreis Ost in Althegnenberg mit einem Minus von 21,68 Prozent am meisten verloren und das schlechteste Ergebnis hat sie mit 31,30 Prozent in Eichenau eingefahren.

Benjamin Miskowitsch hat allen Grund sich zu bedanken. Die Mehrheit der Wähler im Stimmkreis Fürstenfeldbruck-Ost wollte den CSU-Kandidaten im Landtag sehen. Der Mammendorfer gewann das Direktmandat. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Dass Miskowitsch in Alling so massiv verloren hat, liegt wohl auch daran, dass dort mit Hans Friedl ein Lokalmatador angetreten ist. Und der hat dort mit 31,92 Prozent auch gleich sein bestes Erststimmenergebnis und zugleich das einzige Mal die meisten Stimmen aller Bewerber geholt. Auffällig ist, dass seine Partei, die Freien Wähler, in Alling nur 16,42 Prozent der Zweitstimmen bekommen haben, also nur etwa halb so viele wie ihr Direktkandidat.

Ebenfalls einen Stimmkreis im Osten konnte der Grüne Martin Runge für sich entscheiden - in seiner Heimat Gröbenzell, wo er auch Zweiter Bürgermeister ist. Mit 32,84 Prozent hat er das Ergebnis von 2013 noch einmal um gut zehn Prozent übertroffen. Erwähnenswert ist zudem, dass Runge in 16 der 17 Stimmbezirke mehr Erststimmen sammeln konnte, als die Grünen jeweils an Zweitstimmen. Lediglich Hattenhofen fällt mit 13,82 zu 14,55 Prozent aus der Reihe.

Das genaue Gegenteil zu Runge bildet in dieser Hinsicht der SPD-Kandidat im Osten, Peter Falk. Er hat in allen 17 Wahlkreisen weniger Stimmen erhalten als seine Partei. Sein bestes Ergebnis konnte er in Puchheim erzielen, mit 11,06 Prozent. Sein Genosse Christian Winkelmeier dagegen konnte im Westen in sieben der acht zum Landkreis gehörenden Stimmbezirke mehr Stimmen holen als die SPD.

Bei der Wahlbeteiligung stechen einige Kommunen mit einem Ergebnis von deutlich über 80 Prozent heraus. Absoluter Spitzenreiter ist da Kottgeisering mit 84,85 Prozent, das 2013 mit 76,29 Prozent ebenfalls schon in den Top drei zu finden war. Das Schlusslicht in dieser Statistik ist mit diesmal 71,45 Prozent die gleiche Kommune geblieben: Fürstenfeldbruck.

© SZ vom 16.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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