Finanzen:Nachfrage nach Baukrediten sinkt

Finanzen: Die Wohnbauträume sind bei vielen Interessenten nach der Zinserhöhung zerplatzt.

Die Wohnbauträume sind bei vielen Interessenten nach der Zinserhöhung zerplatzt.

(Foto: Günther Reger)

Die VR Bank Fürstenfeldbruck zeigt die negativen Folgen der Zinserhöhung für die Kunden auf. Drei von vier Käufern von 2021 könnten sich jetzt eine Immobilie nicht mehr leisten.

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Die Baubranche boomt - immer noch, weil weiterhin volle Auftragsbücher abgearbeitet werden müssen und der Fachkräftemangel bei allen Gewerken deutlich spürbar ist. Doch das könnte sich bald ändern, weil die Nachfrage nach Neubauten oder umfangreichen Sanierungen sinkt. Beim "Wohnungsbautag" dieser Tage haben Wohnungsunternehmer und Baupolitiker sowie Vertreter von Mieterverbänden inklusive Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) geringere Neubauaktivitäten feststellen müssen. Einer, den das gar nicht wundert, ist der Vorstandsvorsitzende der Raiffeisenbank Fürstenfeldbruck eG, Robert Fedinger. Er bestätigt, dass das Interesse der Kunden an Baufinanzierungen geschwunden ist. Seit die Leitzinsen angepasst wurden - und damit auch die Zinsen auf Darlehen wieder gestiegen sind - trauten sich weniger Menschen als zuvor zu, in ein Haus oder eine Wohnung zu investieren.

Finanzen: Robert Fedinger, Vorstandsvorsitzender der VR Bank Fürstenfeldbruck.

Robert Fedinger, Vorstandsvorsitzender der VR Bank Fürstenfeldbruck.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

"Etwa drei Viertel der Käufer, die 2021 einen Immobilienkredit aufgenommen haben, könnten ihn sich jetzt nicht mehr leisten", stellt Fedinger, 52, beim Gespräch über die Jahresbilanz seiner Bank fest. Denn ob man mit 0,8 Prozent Zins finanzieren müsse oder jetzt zwischen drei und vier Prozent, mache auf die Laufzeit eine große Summe aus. Zu den hohen Baupreisen kämen die gestiegenen Energiepreise und die Lebenshaltungskosten in der Metropolregion München-Augsburg. "Da wird die Haushaltskasse belastet."

Verwahrentgelt akzeptiert

Die Niedrigzinsphase, in der die Fürstenfeldbrucker Genossenschaftsbank als eine der ersten in Deutschland ein Verwahrentgelt einführte und mit diesen "Negativzinsen" in die Schlagzeilen kam, habe für die Banken positive Auswirkungen gehabt. Nicht wegen des Verwahrentgelts, wie Fedinger sagt, sondern wegen des deutlich gestiegenen Kreditvolumens. Das wurde im vergangenen Jahr sogar noch um 9,1 Prozent auf mehr als 2,3 Milliarden Euro gesteigert. Ob das nun Darlehen waren für den Hausbau oder den Konsum: "Mehr Menschen konnten sich mehr leisten", sagt der Bankvorstand. Das sei durch die Zinserhöhungen, die die Inflation bremsen sollen, gestoppt worden. Fedinger ist sich sicher, dass diese Phase vorübergehend sein wird: "Der Markt muss sich neu sortieren." Die Anhebung der Zinsen hat nicht nur auf die Kunden der VR Bank Auswirkungen, sondern auch auf die Bank selbst. Werden weniger Kredite ausgereicht, wird weniger verdient.

Mit durchaus deutlichen Investitionen in Fürstenfeldbruck rechnet Robert Fedinger in den Jahren nach dem Auszug der Bundeswehr aus dem Fliegerhorst. "Da bieten sich Riesenchancen an Entwicklungsmöglichkeiten." Allein die zur Verfügung stehenden freien Flächen für Neubauten seien sehr groß, dazu komme ein Altbestand, der saniert werden könne. "Da sind Flächen, die unbedingt für den Wohnungsbau gebraucht werden", sagt der Vorstandsvorsitzende und verweist gleichzeitig auf die Ansiedlung von Forschungseinrichtungen und Gewerbebetrieben.

Die VR Bank Fürstenfeldbruck hat sich nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr "stark im Kerngeschäft und mit einem robusten Ergebnis" behauptet. Die Bank sei überdurchschnittlich gewachsen, sagt Fedinger, das operative Ergebnis sei um 1,2 Millionen Euro auf 17,9 Millionen Euro gestiegen. Ursächlich sei bis zur Erhöhung des Leitzinses die starke Kreditnachfrage gewesen. Als dann die Guthabenzinsen wieder erhöht wurden, legten die Kunden der Genossenschaftsbank auch wieder an. Sparern werden Zinsen zwischen zwei und dreieinhalb Prozent geboten. Fedinger: "Das wird sehr angenommen." Als die Kunden mit dem Verwahrentgelt konfrontiert wurden, habe sie das "nur am Anfang verwirrt", so Fedinger. Die Kunden seien umfassend informiert worden, warum die VR Bank diesen Schritt habe gehen müssen. "Es war kein Sparer weg von uns."

Deutlich geringer geworden sind dagegen die Kundenbesuche in den Geschäftsstellen und die Nutzung der Geldautomaten. In Jesenwang und Unterpfaffenhofen habe man die Filialen geschlossen. Die Beratungen fänden, so Fedinger, "nicht mehr unbedingt in der jeweiligen Geschäftsstelle" statt. Die Kunden machten einen Termin entweder in der Zentrale Fürstenfeldbruck aus, oder der Kundenberater führe das Gespräch beim Kunden zu Hause. Allerdings: Auch die VR Bank leidet unter dem Fachkräftemangel und sucht Kundenberaterinnen und Kundenberater. Denn bis die Auszubildenden die Lücken füllen können, dauert es zwischen zwei und zweieinhalb Jahre Lehrzeit. In den Jahren 2021 und 2022 begannen 13 beziehungsweise elf Auszubildende bei der VR Bank. 2020 waren es neun und ein Jahr zuvor acht gewesen. Von denen haben elf ausgelernt, insgesamt neun Bankkaufleute wurden übernommen, zwei wechselten an die Universität oder an die Fos/Bos. Die Auszubildendenquote sei überdurchschnittlich, merkt Robert Fedinger an, bei der Bank sind es derzeit 29 bei 239 Beschäftigten.

Kennzahlen für das Geschäftsjahr 2022: Bilanzsumme 2110,1 Millionen Euro (plus ein Prozent), bilanzielle Eigenmittel 216,7 Millionen (plus 0,8 Prozent), betreute Kundenkredite inklusive Bürgschaften 2361 Millionen Euro (plus 9,1 Prozent), verwaltete Kundengelder 2666,1 Millionen Euro, Versicherungs- und Bausparguthaben 949 Millionen Euro. Die VR Bank Fürstenfeldbruck eG hat 18 513 Mitglieder.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusImmobilien
:Wohnungsbau: Ziel klar verfehlt

Stornierungen, hohe Kosten, Bürokratie: Es wird immer weniger gebaut. Die Bundesregierung entfernt sich mehr und mehr davon, die versprochenen 400 000 Wohnungen pro Jahr zu bauen. Und die Branche? Will Milliarden an Fördergeld.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: