Vorsitzender des Stadtjugendrats:"All unsere Projekte waren erfolgreich"

Europafahne auf dem Rathausdach, Pfandringe für Abfalleimer, Musikwettbewerb: Fabian Eckmann blickt zufrieden zurück auf die zweijährige Amtsperiode. Er will wieder kandidieren, das Amt an der Spitze aus Zeitgründen aber abgeben

Von Interview von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

In der "großen Politik" hat so etwas Seltenheitswert: Ein Quereinsteiger startet von null auf hundert - gleich im ersten Anlauf ohne einschlägige Erfahrung auf den Chefposten. So ähnlich lief das bei Fabian Eckmann. Sein Zwillingsbruder fragte den damals 16-Jährigen vor zwei Jahren, warum er nicht für den Stadtjugendrat kandidieren wolle - "du hast doch Zeit". Also trat Fabian an und wurde später prompt auch noch zum Vorsitzenden gekürt. Im Interview blickt der Auszubildende zum Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik, den es später wohl zu einer Flughafenfeuerwehr ziehen wird, zurück auf eine spannende Zeit.

SZ: Am Sonntag ist Jugendratswahl. Vor zwei Jahren lag die Wahlbeteiligung bei 2,4 Prozent. 2016 immerhin noch bei 4,8 Prozent. Wie ist das mäßige Interesse zu erklären?

Fabian Eckmann: Viele kennen den Stadtjugendrat schlicht nicht. Aber das bedeutet nicht zwangsläufig, dass sich Jugendliche nicht für Politik interessieren würden. Das zeigt auch die große Resonanz auf Gruppen wie Fridays for Future. Und da geht es ja auch nicht nur darum, gegen etwas zu sein. Das ist konstruktiv.

Manchmal hat man aber den Eindruck, es werde übersehen, dass gegen den Klimawandel nicht nur auf der globalen, sondern auch auf der lokalen Ebene etwas getan werden muss.

Ich glaube, dass man auch im Lokalen definitiv von den überörtlichen Bewegungen profitiert. Wir konnten aber auch durchaus lokal mit unserem Positionspapier einige wichtige erste Schritte zur Verbesserung erarbeiten.

Wie haben Sie, der Sie ja ohne politische Erfahrung angetreten sind, die vergangenen zwei Jahre erlebt?

Vorsitzender des Stadtjugendrats: Jugendrat und Fridays for Future nehmen gemeinsam am Brucker Parking Day 2019 teil (erste Reihe ganz links: Fabian Eckmann).

Jugendrat und Fridays for Future nehmen gemeinsam am Brucker Parking Day 2019 teil (erste Reihe ganz links: Fabian Eckmann).

(Foto: Stadtjugendrat)

Es war sehr zeitaufwendig, aber auch sehr interessant. Ich habe viele politische Abläufe kennen gelernt. Und es gab spannende Workshops wie den zum Thema Diversität. In der Gruppe war das sehr abwechslungsreich und spannend. Es hat Spaß gemacht, auch mal verschiedene Meinungen zu haben und eine Lösung zu finden, mit der alle einverstanden sein können.

Warum haben Sie sich damals überhaupt für die Kandidatur entschlossen?

Das war eigentlich eine sehr spontane Entscheidung. Die Stadt hatte in Briefen an alle Jugendlichen dazu aufgerufen, sich zur Wahl zu stellen. Mein Bruder Valentin, der ja auch ins Gremium gewählt wurde, hat dann den letzten Ausschlag gegeben. "Du hast doch Zeit", meinte er. Und dann haben wir eben die Unterschriften von Unterstützern gesammelt und sind angetreten.

Welche Projekte waren erfolgreich?

All unsere Projekte, die wir angepackt haben, waren eigentlich erfolgreich und liefen so ab, wie wir uns das vorgestellt hatten. Da war die Europafahne auf dem Rathaus, da waren die an den Abfalleimern montierten Pfandringe, da war der Parking Day und der Jugendmusikwettbewerb. Und das mit den Tischtennisplatten klappt auch noch. Richtig stolz sind wir auch auf die Formulierung des Klimakonzepts, gemeinsam mit dem Umweltbeirat, das war eine tolle Zusammenarbeit.

Wo lief es nicht wie geplant?

Schade war natürlich, dass Corona uns einen Strich durch die Rechnung gemacht hat bei unserem Jugendaustausch. Wir wollten dieses Jahr Jugendliche aus unseren Partnerstädten zu uns einladen, nachdem wir in Livry und Cerveteri mit dabei gewesen waren und dort auch Leute aus Almuñécar kennen gelernt hatten. Das hat ja leider erst mal nicht geklappt.

Wie war die Zusammenarbeit mit den örtlichen Politikern? Gab es vielleicht auch positive oder negativ Überraschungen?

Umwelt

Die Stadtjugendrätinnen Bianca Aßmus(links) und Paula Frindte präsentierten im Mai mit OB Erich Raff die neuen Pfandringe.

(Foto: Stadt)

Es war sehr angenehm, viele neue, sympathische und kompetente Menschen kennen zu lernen und es gab eigentlich immer eine tolle Zusammenarbeit. Natürlich hat man auch ein paar schlechte Erfahrungen gesammelt, aber da möchte ich nicht ins Detail gehen. Im Großen und Ganzen bin ich auch mit der Kommunalpolitik hier in Fürstenfeldbruck zufrieden.

Sie treten jetzt noch mal an. Haben Sie sich neue Ziele gesetzt?

Zu Zielen kann ich noch nichts sagen. Zumal ich, selbst wenn ich in den Stadtjugendrat gewählt werde, aus Zeitgründen nicht mehr das Amt als Vorsitzender übernehmen kann. Da darf jetzt ein anderer ran. Ich würde mich allerdings darum bemühen, die neuen Mitglieder zu integrieren. Es wird ja einen personellen Wechsel geben, viele der Etablierten kandidieren nicht mehr, teils aus Altersgründen.

Könnten Sie sich eine politische Karriere vorstellen?

Nein, eigentlich nicht. Na ja, höchstens vielleicht als ein ehrenamtlich tätiger Stadtrat.

Welche Rolle spielt Politik in der Familie Eckmann mit ihren zwei Jugendräten? Sind sich da immer alle weitgehend einig?

Politik ist uns allen wichtig. Und ja, eigentlich sind wir uns in den Grundzügen schon einig. Wir sehen uns oft gemeinsam abends die Tagesschau an und diskutieren dann schon öfters, zum Beispiel über die fatale Politik von Leuten wie dem brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro. Wie er die Abholzung des Regenwalds vorantreibt, das macht uns dann allerdings fast sprachlos. Nachrichten sind mir wichtig, ich will wissen, was in meiner Stadt und was in der Welt los ist.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: