Von Gröbenzell nach Olching:Bierkastenlauf zum Fasching

Etwa jeder zweite Fußgänger schultert einen Kasten Bier: Das Vorglühen vor dem Faschingstreiben ist der eigentliche Sinn des Kastenlaufs, weshalb die Gröbenzeller Jugendlichen von der Polizei nach Olching begleitet werden.

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell/Olching

Es gibt viele Möglichkeiten, sich auf einen Faschingsumzug einzustimmen. Eine davon ist die Teilnahme am sogenannten Kastenlauf von Gröbenzell nach Olching. Im vergangenen Jahr haben sich laut dem Gröbenzeller Polizeichef Karlheinz Pangerl am Faschingsdienstag rund 250 Jugendliche an dem spontanen Event beteiligt. Sie liefen gemeinsam zu Fuß von Gröbenzell nach Olching, um dort den Faschingsumzug zu sehen.

Treffen die Teilnehmer des Kastenlaufs in Olching ein, sind die meisten von ihnen mehr oder weniger stark alkoholisiert. "Das Vorglühen vor dem Faschingstreiben" ist laut Pangerl der eigentliche Sinn des Kastenlaufs. Etwa jeder zweite der Fußgänger schultert nämlich, so die Beobachtung der Polizei, einen Kasten Bier. "Je länger der Marsch dauert, umso betrunkenen werden sie", berichtet der Inspektionsleiter. Und ergänzt: "Das ist kein schöner Anblick".

Um die Sicherheit der Kastenläufer und anderer Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten, werden die Jugendlichen seit drei Jahren von einer ausreichenden Zahl von Polizisten begleitet. Auch Pangerl will sich wieder an dem Einsatz beteiligen, sofern, wovon die Sicherheitskräfte ausgehen, sich an diesem Dienstagvormittag wieder Heranwachsende auf den Fußmarsch begeben. Dass man die Fußgänger nicht sich selbst überlassen kann, steht für Pangerl seit 2012 fest. Damals legte die Gruppe für mindestens eine Stunde den gesamten Zugverkehr auf der Strecke zwischen München und Augsburg lahm. Betroffen waren sowohl die S-Bahn-Gleise als auch die ICE-Trasse. Damals waren Menschenmassen, wie es hieß, auf einem Fußweg neben den Gleisen in Richtung Olching unterwegs. Als einige Personen auf den Schienen liefen, wurde, was in solchen Fällen immer geschieht, der Zugverkehr eingestellt. Verantwortliche konnte die Polizei damals nicht ermitteln, aber seither ist der Kastenlauf für Pangerl ein Begriff. Deshalb begleiten Beamte die Fußgängergruppe auf dem Weg nach Olching. Zusätzlich sichern Kräfte der Bundespolizei die Gleise, damit niemand auf Abwege gerät.

Weil es sich beim Kastenlauf laut Pangerl um eine spontane Aktion handelt, für die durch Mundpropaganda geworben werde, könnten Sicherheitskräfte im Vorfeld nicht tätig werden. Die meist maskierten Teilnehmer treffen sich in der Regel zwischen 10.30 und 11 Uhr vor dem Rewe in der Kirchenstraße in Gröbenzell. Da es sich um ein loses Treffen handle, muss der Kastenlauf nicht angemeldet werden. Die überwiegende Zahl der Jugendlichen besucht die Realschule oder die Gymnasien in Gröbenzell und Puchheim. Unterwegs sollen sie eine Riesengaudi haben. Es gebe "Saufspiele" wie Sackhüpfen oder Kastenrennen, sagt Pangerl. Erstmals wollen am Faschingsdienstag Streetworker der Jugendbegegnungsstätte Impuls, also Sozialarbeiter, und Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) die Schüler begleiten. Sie wollen laut Pangerl Alternativen aufzeigen, um die Jugendlichen vom Alkohol wegzubringen. Ob dieses Angebot angenommen wird, ist offen. Nach dem Jugendkonzept der Gemeinde sollen Streetworker dort auftreten, wo sich Jugendliche aufhalten, sagt Schäfer.

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