Süddeutsche Zeitung

Von Aubing bis Geltendorf:Politiker starten Kampagne für S-4-Ausbau

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Seit Donnerstag sammelt eine parteiübergreifende Initiative Unterschriften. Die Auftaktkundgebung allerdings musste sie absagen.

Wolfgang Krause

Keine Blasmusik, keine Politikerreden mit dem Megafon: Auf die angekündigte Kundgebung am Brucker Bahnhof musste die Initiative "S-4-Ausbau jetzt!" am Donnerstagabend verzichten. Der Grund: Die Politiker hatten es versäumt, die bei ihrem Treffen im August besprochene Auftaktveranstaltung ihrer Unterschriftenkampagne rechtzeitig beim Landratsamt als Demonstration anzumelden. Unter den Augen wachsamer Polizisten, darunter auch eine Streife der Bundespolizei, bauten sie stattdessen auf einem Privatgrundstück neben dem Bahnhofsgelände einen Informationsstand auf.

Für die CSU war Fürstenfeldbrucks Zweiter Bürgermeister Hans Schilling gekommen, für die SPD unter anderem Dritter Bürgermeister Ulrich Schmetz und die Landtagsabgeordnete Kathrin Sonnenholzner, für die Grünen die beiden Kreisvorsitzenden Elke Struzena und Jan Halbauer. Mit Warnwesten bewährt trugen sie sich erst einmal selbst in die vorbereiten Unterschriftenlisten ein und versuchten dann, die Pendler, die aus den S-Bahnzügen strömten, für ihre Sache zu erwärmen. Bis 31. Oktober wollen sie nun an den einzelnen S-Bahnstationen Unterzeichner für ihre Petition an den Landtag und die Staatsregierung gewinnen.

Hauptforderung sind Baumaßnahmen zur Trennung des S-Bahnverkehrs vom übrigen Zugverkehr, also etwa die 2004 vom damaligen Wirtschaftsminister Otto Wiesheu zugesagten zusätzlichen Gleise bis in die Buchenau und der Ausbau des Westkopfes am Bahnhof Pasing. Als kurzfristige Verbesserungen verlangt die Initiative zusätzliche Verstärker- und Langzüge. Letztere hat auch der Landtag bereits gefordert. Laut Wirtschaftsministerium gibt es dafür aber in München zu wenig Zuggarnituren, die Suche nach einer Lösung dauere an.

Der Westast der S 4 gilt als eine der am stärksten frequentierten S-Bahn-Strecken in München. Anders als etwa auf der S 3 und der S 5 gibt es hier auch zu den Stoßzeiten nur einen 20-Minutentakt. Weil sich die S-Bahn die beiden Gleise mit Güter-, Regional- und Fernzügen teilt, ist ein 10-Minutentakt nicht möglich. Aus demselben Grund ist die S 4 besonders anfällig für Störungen und hat oft Verspätung. Die Initiative "S-4-Ausbau jetzt!" wird - mit Ausnahme der FDP - von Verbänden aller im Kreistag vertretenen Parteien und Wählergruppen getragen. Auch in Aubing und im Landkreis Landsberg gibt es Unterstützer. Die Formulierung der Petition und der dazugehörigen Begründung erwies sich wegen unterschiedlicher Positionen vor allem von SPD und Grünen als schwierig. Ein Streitpunkt ist die Haltung zur zweiten Stammstrecke. Die SPD hält sie ungeachtet der ungeklärten Finanzierung weiter für unverzichtbar, um die Kapazität des Münchner S-Bahnsystems zu erhöhen. Die Grünen haben das Milliardenprojekt immer abgelehnt, weil es ihrer Ansicht nach das Geld für notwendige kleinere Einzelmaßnahmen verschlingt. Tatsächlich wurde der ursprünglich bereits für 2009 zugesagte viergleisige Ausbau der Brucker S-Bahnstrecke zuletzt zu Gunsten der zweiten Stammstrecke zurückgestellt. Dissens gibt es auch über die Bewertung der so genannten Gröbenzeller Spange. Die Reaktivierung der alten Gleisverbindung zwischen Eichenau und Gröbenzell könnte nach einem von drei Ingenieuren ausgearbeiteten Konzept die Strecke der S 4 entlasten. Teile der Grünen und die CSU in Aubing halten diese Lösung zumindest für interessant, die SPD lehnt sie wegen der zusätzlichen Belastung für Gröbenzell vehement ab. (Kommentar)

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Quelle:
SZ vom 16.09.2011
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