Vom Landkreis- zum Berufspolitiker in Berlin:Angekommen

Nach ihrer Wahl machen die neuen Bundestagsabgeordneten Katrin Staffler und Michael Schrodi ihre ersten Schritte im Regierungsviertel. Für Beate Walter-Rosenheimer beginnt die dritte Amtsperiode

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Es ist der Moment, in dem sich ein bis dahin ziemlich normales Leben ändert. Als Michael Schrodi am Dienstag dieser Woche in Berlin seinen vorläufigen Ausweis als Abgeordneter des 19. Deutschen Bundestages und die obligatorische Bahnfahrkarte erhält, ist aus dem Lehrer Schrodi ein Berufspolitiker geworden. Ein Beruf für zunächst vier Jahre, so lange wird der Sozialdemokrat aus Olching dem Parlament in seiner ersten Wahlperiode angehören. In vier Jahren werden die Wähler in seinem Wahlkreis Fürstenfeldbruck/Dachau darüber befinden, ob er seine Sache gut gemacht hat. Ob er die Brucker und die Dachauer auch ordentlich vertreten hat, ob sein politisches Handeln den Menschen in den beiden Landkreisen etwas gebracht hat.

Die kommenden vier Jahre beginnen für Schrodi wie auch für die neue Wahlkreisabgeordnete Katrin Staffler (CSU) mit langen Wegen, viel Lauferei, mit der Vorbereitung eines Abgeordnetenbüros, mit der Anwerbung von Mitarbeitern und einer schier aussichtslosen Wohnungssuche. Bei einem Einführungskurs für neue Abgeordnete wird Katrin Staffler am Dienstag nahegelegt, nichts zu übereilen. Bis sie wirklich Mitglied des Bundestages ist, dauert es noch vier Wochen. Auch wenn sie nicht um ihr Mandat fürchten muss, so wird sie doch erst nach der offiziellen Feststellungs des Wahlergebnisses Mitte Oktober und ihrer Vereidigung Ende Oktober "MdB" sein. Erst dann lohnt es sich auch für Michael Schrodi, die Visitenkarten und die Briefköpfe drucken zu lassen, die ihn als Abgeordneten ausweisen.

Neulinge im Bundestag

Katrin Staffler (links) hat in ihrer ersten Sitzung der CDU/CSU-Fraktion gleich Unterstützung von ihrer Parteikollegin Anja Weisgerber. Schrodi und Staffler posten später diese Erinnerungsfotos auf Facebook.

(Foto: Privat)

In den ersten Tagen im Berliner Regierungsviertel ist schon viel zu erledigen und zu erkunden. Die Wege zwischen den Gebäuden des Bundestages müssen erst geübt werden, und Katrin Staffler ist am Mittwoch schon froh, als sie auf Anhieb ihr Büro im Jakob-Kaiser-Haus gefunden hat. Dort sind Abgeordnetenbüros, aber auch im Paul-Löbe-Haus sowie im Luise-Elisabeth-Lüders-Haus schräg gegenüber. Und dann gibt es noch die Büros Unter den Linden. Dort haben Beate Walter- Rosenheimer und ihr Team Räume. Es ist ihre dritte Wahlperiode, seit sie 2012 in den Bundestags nachgerückt ist und dann 2013 sowie am vorigen Sonntag wiedergewählt worden ist. Ihr Abgeordnetenbüro hat sie Tür an Tür mit Kollegen der anderen Fraktionen, die wie sie an den Themen Familie, Frauen, Kinder und Gesundheit arbeiten. Kurze Wege zu Arbeitskreisen und Besprechungen erleichtern die Zusammenarbeit. Doch ob die Germeringerin dort bleiben wird, ist ungewiss.

Durch den Zuwachs an Abgeordneten bei dieser Wahl, den künftigen Zuständigkeiten innerhalb der Fraktionen und die Arbeit in den Ausschüssen und einer künftigen Koalitionsregierung werden die Abgeordneten umziehen müssen. Das alles soll in den kommenden drei Monaten über die Bühne gehen. Für Michael Schrodi bedeutet es einen Vorteil, dass er als Kandidat bereits zwei Mal Einführungskurse seiner Fraktion mitgemacht hat. Das erste Mal vor der Wahl 2013 und heuer noch einmal. Bildlich gesprochen, ist er an die Hand genommen worden wie ein Erstklässler auf dem Schulweg.

Neulinge im Bundestag

Bei der SPD-Fraktionssitzung am Dienstag stellt sich Michael Schrodi vor.

(Foto: Privat)

Das hat nun auch - wiederum bildlich gemeint - die junge CSU-Abgeordnete erlebt. Bereits beim Treffen der CSU-Abgeordneten in der Landesgruppe, aber auch bei ihrer ersten Fraktionssitzung von CDU und CSU hat sie erfahren, in welchem Netzwerk sie sich befindet und von wem sie welche Hilfe erwarten kann. Zum Beispiel bei der Gründung des Abgeordnetenbüros. Auch da ist alles noch vorläufig. Staffler hat am Donnerstag ein Büro im Jakob-Kaiser-Haus bezogen, in dem "nur ein Laptop" angeschlossen wurde. Dort bekam sie eine Einweisung in die Geheimnisse der bundeseigenen IT. Erst im kommenden Jahr rechnet die Nachfolgerin von Gerda Hasselfeldt als Wahlkreisabgeordnete damit, dass das Provisorium endet.

Das Büro allein aber reicht nicht für ein Abgeordneten-Dasein. Das Wichtigste im Berliner Regierungsviertel ist ein Büroleiter. Einer, der sich im parlamentarischen Betrieb auskennt, der weiß, bei wem in der Bundestagsverwaltung er was bekommt, und der auch die schnellsten Wege vom Büro zu einem Imbiss kennt. Schrodi hat schon in seiner ersten Bundestagswoche das Glück, im Büroleiter des nun ausgeschiedenen SPD-Kollegen Klaus Barthel einen solchen Experten gefunden zu haben. Erst wenn Schrodi weiß, welches Aufgabenfeld er von der Fraktion zugewiesen bekommt, kann er anfangen, sich wissenschaftliche Mitarbeiter zu suchen. Dafür gibt es einen regelrechten Markt in Berlin, denn durch das Ausscheiden von Abgeordneten aller Parteien sind einige Posten frei geworden.

Nicht mehr kümmern muss sich der Olchinger Politiker um ein Wahlkreisbüro. Am Freitag schon wollte er mit der Einrichtung des Büros am Olchinger Bahnhof beginnen. Dort wird er seinen Arbeitsplatz haben, um seine Termine in den Landkreisen Dachau und Fürstenfeldbruck zu koordinieren. Auch dort wird er einen Mitarbeiter brauche. Sowohl in Olching als auch in Berlin möchte er möglichst alle Wege mit dem Fahrrad zurücklegen. Deshalb sucht er in Berlin auch eine Wohnung, die möglichst nahe am Regierungsviertel liegt.

Schrodi wie Staffler müssen bis zum Einzug in ihre Abgeordnetenwohnung während ihrer Berlin-Aufenthalte Hotels buchen. Denn auch ohne den üblichen Parlamentsbetrieb mit Sitzungswochen treffen sich die Fraktionen in der deutschen Hauptstadt, gibt es Veranstaltungen, die sie besuchen müssen.

Das trifft auch für Beate Walter-Rosenheimer zu. Sie muss sich zwar nicht mehr um ihre Büromannschaft kümmern, hat aber langfristig ausgemachte Termine zu erfüllen. So wird sie bis zu einer möglichen Änderung ihrer Aufgaben bei Veranstaltungen zu familien- und gesundheitspolitischen Themen dabei sein. Da die Grünen als Partner in einer Koalition mit der Union und der FDP gehandelt werden, kommen die Grünen zunächst bei einem kleinen Parteitag zusammen, um darüber zu sprechen. Auch dort ist Walter-Rosenheimers Anwesenheit Pflicht.

Während Michael Schrodi am Donnerstag nach Olching zurückgekehrt ist, hat Katrin Staffler vor, erst am Samstag zurückzufahren. Im vorläufigen Büro gegenüber vom Reichstagsgebäude liegen dann nur ihre drei Notizbücher, in die sie während ihres Wahlkampfes all die Fragen, Anregungen, Wünsche und Forderungen eingetragen hat, die sie von den Menschen im Wahlkreis erfahren hat. Diese Notizen, sagt sie, sollen die erste und stetige Erinnerung an den Wahlkreis sein und ihre Politik als Abgeordnete mitbestimmen.

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