Fürstenfeldbruck:Seit 75 Jahren wird der Bildungshunger gestillt

Fürstenfeldbruck: Geschäftsführer der VHS Fürstenfeldbruck ist seit einem Jahr Christian Winklmeier.

Geschäftsführer der VHS Fürstenfeldbruck ist seit einem Jahr Christian Winklmeier.

(Foto: Stefan Salger)

Stand bei der VHS Fürstenfeldbruck früher die geistige Bildung im Fokus, geht es nun zunehmend um Verbraucherschutz.

Von Quirin Knospe, Fürstenfeldbruck

Ob Sprachen, Kochen, Klassische Dichtung, Nachhaltigkeit oder Integrationskurse. Die Gretl-Bauer-Volkshochschule kann seit ihrer Gründung in Fürstenfeldbruck auf eine vielfältige Erwachsenenbildung im Landkreis zurückblicken. Dieses Jahr feiert die Volkshochschule ihr 75-jähriges Bestehen.

Den Namen hat Erwachsenenbildungsinstitution von ihrer Gründerin Gretl Bauer. Wie ihre Mutter war auch Gretl Bauer eine Kindererzieherin. Sie beantragte im Jahr 1911 in Neu-Esting ein Kinderheim für zehn Kinder im nicht-schulpflichtigen Alter, die Leitung übernahm sie im Jahr 1925. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete Gretl Bauer den "Arbeitskreis geistig interessierter Menschen" und schuf die Basis der im Landkreis entstandenen Volkshochschule. Im ersten Semester nahmen bereits 558 Interessierte an den zwölf Kursen wie Englisch, klassische deutsche Dichtung, Radiotechnik oder Philosophie des Alltags teil. Im folgenden Semester im Jahr 1947/1948 waren es bereits 28 Kurse und 16 Vortragsveranstaltungen mit 676 Teilnehmern. In kurzer Zeit vergrößerte die konfessions- und parteiunabhängige Einrichtung ihr Angebot um zahlreiche Sprachkurse, sowie verschiedene Recht- und Naturwissenschaftskurse.

Von Beginn an nahm sich die Brucker Volkshochschule als Aufgabe die Menschen in den entstehenden demokratischen, pluralistischen Rechtsstaat zu integrieren. In den folgenden Jahren gliederte sich die VHS im Landkreis immer mehr in kleinere Gemeinde-Volkshochschulen auf. Anfangs arbeiteten die Volkshochschulen der Gemeinden eigenständig an ihrem lokalen Angebot, aber "Mittlerweile machen wir so gesehen einen kleinen Rückschritt", sagt der Geschäftsführer der Brucker VHS, Christian Winklmeier. Denn die Volkshochschulen Puchheim und Eichenau, sowie Fürstenfeldbruck, Maisach und Mammendorf sind mittlerweile wieder in Verbünden organisiert, um sich bei der Angebotsgestaltung besser absprechen und anpassen zu können.

In den vergangenen 15 Jahren seien vor allem Integrationskurse ein fester Bestandteil des Kursangebots: "Wir merken, dass die Anfrage extrem hoch ist und wir gehen davon aus, dass die Nachfrage hoch bleiben wird", sagt Winklmeier. Die VHS in Fürstenfeldbruck bietet die standardisierten Integrationskurse des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge an, bei welchem die Geflüchteten verpflichtend ihr sprachliches Niveau und die gesellschaftlichen sowie kulturellen Kenntnisse des Landes verbessern sollen. Neben Sprachkursen werden dort unter anderem Kurse angeboten, die erklären, wie in Deutschland das Staatssystem oder bestimmte Institutionen wie Krankenhäuser oder Post funktionieren, "um den Flüchtlingen die Möglichkeit zu geben ein Gefühl dafür zu bekommen, wie die deutsche Gesellschaft funktioniert", erklärt der VHS-Geschäftsführer.

Die Volkshochschule arbeitet kontinuierlich daran, ihr Kursangebot an die Bedürfnisse der Zeit anzupassen. Stand früher die geistliche Bildung im Zentrum der Kurse, sind es mittlerweile Angebote des Verbraucherschutzes, um die Menschen darüber zu informieren, "wie man in einer kapitalistischen Welt gute Produkte und gute Beratung erfahren kann", so Winklmeier. Ebenso wachse die Nachfrage nach Kursen in der Bildung zum Thema Nachhaltigkeit: "Wir merken, dass hier ein starkes Interesse besteht", sagt Winklmeier. So bietet die Bildungsinstitution mittlerweile Kurse und Informationsvorträge über die Themen Dämmung, Strom sparen oder Photovoltaikanlage an.

Geschäftsführer Winklmeier sagt, die VHS in Fürstenfeldbruck sei nicht nur eine feste Bildungsstätte des Landkreises, mittlerweile sei sie ein wichtiger Ort für den sozialen Austausch. Viele, vor allem ältere, Teilnehmer nutzen die Kurse, um sich mit den anderen Lerninteressierten über ihre Probleme, Sorgen und Nöte auszutauschen. Durch die Corona-Pandemie seien diese jedoch für längere Zeit komplett ausgefallen. Umso mehr freut sich der VHS-Geschäftsführer, dass es wieder möglich sei, die meisten Kurse wie üblich in Präsenz zu veranstalten und Jung und Alt endlich wieder zusammenkommen können, um "sich gegenseitig ihre Lebenserfahrung zu vermitteln. Dafür steht die Volkshochschule".

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