Volker Keidel in Puchheim:"Ich bring' dem HSV die Meisterschale"

In seinem ersten Buch schrieb der Puchheimer Volker Keidel über das Älterwerden, nun über seine einsame Leidenschaft für den Hamburger Sportverein. Zu ihm will er im Sommer zu Fuß pilgern.

Von Viktoria Großmann

Volker Keidel, 1969 in Würzburg geboren, ist Buchhändler, Hamburger-SV-Fan und Vorleser. Einmal im Monat steht er auf der Bühne der Gastwirtschaft Stragula in der Bergmannstraße im Münchner Westend und liest dort ziemlich lustige Texte über sein Leben als Mann, Familienvater und Fußballfan vor. Daraus entstand sein Buch "Bierquälerei", das im August erschien und nun sein zweites Buch "Das Wunder von Bernd". Das stellt er am Samstag, 12. April, in der Buchhandlung Bräunling in Puchheim vor, der Stadt, in der Keidel auch lebt. Los geht es um 15.30 Uhr. Dazu gibt es Stadionwurst, Bier und Torwandschießen. Für erwachsene Fußballfans liest Keidel nochmals am Abend, von 20 Uhr an, in Takis Taverne, Bürgermeister-Ertl-Straße 7a. Mit der SZ sprach Volker Keidel vorab über sein Buch.

SZ: Wer ist Bernd?

Puchheim: Autor Volker Keidel 'BIERQUAELEREI'

Mit seinem ersten Buch "Bierquälerei" war Volker Keidel schon recht erfolgreich. Vom Schreiben leben kann er aber noch nicht.

(Foto: Johannes Simon)

Volker Keidel: Bernd Hollerbach. Mit ihm habe ich in der Jugend zusammen gespielt. Später wurde er Profi beim HSV. Im Buch erzähle ich eine Geschichte aus der C-Jugend. Von einem Moment, in dem er einfach mal den Ball aus 40 Metern rein schießt. Das war der Moment, in dem ich wusste, dass ich keine große Karriere vor mir habe. Ich hätte drei Schüsse gebraucht, um so weit zu kommen.

Dafür liegt Ihre Karriere im Schreiben. Von Ihrem ersten Buch haben Sie immerhin mehr als 8000 Stück verkauft. Können Sie jetzt vom Schreiben leben?

Nein, das wäre schön. Aber ein Fernziel ist es auf jeden Fall. Im Moment arbeite ich immer noch ganz normal Vollzeit bei Hugendubel.

Sie sagten nach Ihrem letzten Buch, es sei schon manchmal eine ziemliche Qual, zu schreiben.

Ja, ich kann nur auf Druck schreiben. Es ist nicht so, dass ich mich da getrieben fühle, mich hinsetzen zu müssen und etwas zu Papier zu bringen. Notfalls mache ich mir den Druck auch selbst. Ich wusste zum Beispiel schon ewig, dass ich das neue Buch im November abgeben muss. Dann haben wir die Frist noch einmal verschoben. Trotzdem habe ich 13 Tage vor Abgabefrist noch elf Geschichten schreiben müssen. Das war eine schlimme Zeit. Auch für meine Familie. Weil ich dann mal richtig schlecht gelaunt war. Da bin ich abends heim gekommen von der Arbeit, dann Essen, die Kinder ins Bett bringen und von halb neun an habe ich mich bis drei Uhr nachts hingesetzt und geschrieben. Das war toll.

Wie kommt es bei Ihrer Frau an, dass in Ihren Geschichten von ihr und den Freundinnen im FC-Bayern-Trikot die Rede ist?

Ich habe ja mittlerweile die Namen meiner Frau und der Kinder vertauscht. Anfangs habe ich ihre echten Namen verwendet, aber dann habe ich sie mal gefragt und sie wollten doch lieber einen anderen Namen. Dann hat sich jeder einen ausgesucht und meine Frau hat gesagt: Jetzt kannst Du auch fieser über mich schreiben, jetzt macht es nicht mehr so viel aus.

Es ist aber schon alles vom echten Leben inspiriert?

Manches war auch 1:1 so. Das mit dem Stadionbesuch mit meiner Frau und ihren betrunkenen Freundinnen natürlich nicht . . .

Moment, was daran war nicht richtig? Dass der HSV neun Tore gefangen hat?

Das war leider wahr. Ja, das ist nicht schön, so ein 9:2.

Gehen Sie denn immer ganz allein zu den HSV-Spielen?

Ich kenne schon ein paar HSV-Fans. Es gibt mehrere so Exil-HSVer hier in München. Oder es geht jemand aus Mitleid mit, das kann schon auch sein. Oder einfach, um mich leiden zu sehen.

Was ist aus Ihrem Plan geworden, dem HSV eine Meisterschale nach Hamburg zu bringen?

Das mache ich. Im Sommer geht es los, einen Monat vor dem ersten Heimspiel. Dann mache ich den "Ditmar-Jakobs-Weg". (Ditmar Jakobs, geboren 1953, HSV-Abwehrspieler, verletzte sich am 20. September 1989 bei einem Spiel gegen Werder Bremen so schwer, das er seine Fußballkarriere beenden musste, Anm. d. Red.) Ich werde am Münchner Marienplatz starten. Und ich kaufe so ein kleines Meisterschalenimitat und stelle mir vor, dass ich in 30 Tagen hinlaufe . . .

Zu Fuß in 30 Tagen nach Hamburg? Schafft man das?

Muss ich ja. Ich muss ja zum ersten Spiel da sein. Ich stelle mir vor, dass ich ins Stadion einlaufen darf und die Meisterschale überreichen kann. Näher planen kann ich natürlich erst, wenn ich weiß, wann das erste Heimspiel ist und in welcher Liga wir spielen.

Spielen Sie selbst noch Fußball?

Sporadisch und schlecht.

Wenigstens die Kinder?

Leider auch nicht. Es gibt eine Geschichte im Buch, die von der Fußballkarriere meines Sohnes beim FC Puchheim erzählt. Sie dauerte leider nur ein halbes Jahr.

"Das Wunder von Bernd, Geschichten von der Ersatzbank" erscheint am 15. April im Verlag Bastei Lübbe. Das Taschenbuch hat 205 Seiten und kostet 7,99 Euro.

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