Ursprünglich kommt er aus Südamerika, in den Savannengebieten im Südosten des Kontinents fühlt er sich am wohlsten. Wenn er Hunger hat, nimmt er hauptsächlich Mangos oder Papayas zu sich, die er in seinem orange-roten, etwa 20 Zentimeter langen Schnabel zerquetscht. Sein Gefieder ist durchgängig schwarz, nur am Schwanz und im Bereich der Kehle sind auch weiße Federn zu sehen. Wer im Biologieunterricht aufgepasst hat oder sich für Ornithologie interessiert, der oder die weiß natürlich ganz genau, dass es sich bei dem beschriebenen Vogel um den Ramphastos Toco, besser bekannt als Riesentukan, handelt.

Zwei Artgenossen dieser Spezies sind im Vogelpark Olching zu bestaunen, wo am Karfreitag die neue Besuchssaison begonnen hat. Die beiden Neuzugänge, die zur Gattung der Spechtvögel gehören, sind in einem artgerechten Gehege untergebracht. Sie sind nur zwei der zahlreichen Neuankömmlinge, die dieses Jahr im Vogelpark zur Schau stehen.
Über einen Kiesweg, der zwischen Sportplatz und Amper verläuft, erreicht man den Eingang des 20 000 Quadratmeter großen Parks. Drinnen sind dann die Vögel zu sehen, die schon von Weitem zu hören sind. Es herrscht eine abwechslungsreiche Geräuschkulisse aus Gezwitscher, Pfeifen und Piepen der etwa 600 Vögel. Zwischen blühenden Pflanzen und grünen Sträuchern reiht sich eine Voliere an die nächste, in jeder sind unterschiedliche Vogelarten aus allen Kontinenten untergebracht.

So leben in der „Afrika-Anlage“, wie sie Karin Wagner nennt, die Vorsitzende des 155 Mitglieder zählenden Vogelliebhabervereins Olching, die Pfirsichköpfchen aus Tansania und die Graupapageien aus Senegal zusammen in einem Käfig. Nur ein paar Meter weiter ist dagegen der bunte Sonnensittich aus Südamerika zu betrachten, dessen Federn die Farben Gelb, Orange, Grün und Blau tragen.

Nicht weit entfernt – neben dem „Vogelnest“, einem runden Konstrukt aus übereinander gestapelten Zweigen und Ästen, das Kindern das Gefühl geben soll, sich in einem authentischen, von Vögeln gebauten Nest zu befinden – liegt das Gehege der Rosapelikane. Die prachtvollen Tiere mit dem rosafarbenen Federkleid und dem gelb-rötlichen, knapp 50 Zentimeter langen Schnabel sind vor allem bei den jüngeren Besucherinnen und Besuchern beliebt. Jeder der sechs Vögel verschlinge etwa 1,5 Kilogramm Fisch pro Tag, erklärt Karin Wagner. Das erklärt auch den Geruch im Gehege, der an den Fischmarkt in Hamburg erinnert.

Wasserversorgung:Eine verblüffend einfache Lösung
Seit einem Brückeneinsturz im Sommer 2023 fehlt dem Vogelpark Olching das Wasser. Der Chef des Wasserwirtschaftsamts hat bei einem Ortstermin einen Vorschlag.
Wagner ist stolz auf die Vielfalt der etwa 150 Arten, die in Olching zu Hause sind. Der Park steht im ständigen Austausch und kooperiert mit mehr als einhundert Zoos auf der ganzen Welt, um eine artgerechte Haltung für die Tiere zu ermöglichen. Zusätzlich ist er in zwölf Zuchtprogramme involviert – unter anderem das Europäische Erhaltungszuchtprogramm –, die dafür sorgen, dass stetig neue Vogelarten in den Park kommen. Neben den Riesentukanen ist auch ein Pfauentruthuhn aus Mexiko sowie ein männlicher Pfau, der ein komplett weißes Federkleid trägt, neu in Olching. Der weiße Pfau darf sich, so wie die anderen Pfauen, frei im Park bewegen. Meistens sind die ansehnlichen Tiere jedoch in der Gruppe anzutreffen.
600 Vögel in 38 Gehegen
Auf dem Parkgelände steht also nichts still. So arbeiten die 15 ehrenamtlichen Mitarbeiter gerade daran, die Weiheranlage im Gehege der Möwen und Gänse, die im Winter des vorletzten Jahres durch starke Schneefälle beschädigt wurde, zu reparieren und zu modernisieren. Nach den Arbeiten wird die Anlage, die im Laufe des Sommers fertig werden soll, für die Besucherinnen und Besucher über eine Brücke am Rande des Geheges begehbar sein. Finanziert wird die Modernisierung durch Spenden, die der Verein von Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen aus der Region erhalten hat.
Den Vögeln, die in 38 Volieren auf dem Gelände des Parks untergebracht sind, „gehe es gut“, wie Vorsitzende Wagner betont. Die Kooperation mit einer Tierarztklinik aus Augsburg, die auf Vögel spezialisiert ist, sorgt dafür, dass die Tiere einmal im Monat gesundheitlich gecheckt werden. Auch an Futter mangelt es den Vögeln nicht: Pro Monat werden etwa einhundert Kilogramm Obst und Gemüse, 1,2 Tonnen Fleisch und Fisch sowie 400 Kilogramm Körnerfutter gerecht verteilt.
Neben dem Biergarten des Parks thront auf einem frei stehenden Ast in seinem Gehege ein Weißkopfseeadler, der „König der Lüfte“ aus Nordamerika, der auf eine Flügelspannweite von drei Metern kommt. Seit vorigem Jahr sind zwei Adler, ein Paar, in Olching beheimatet.

Die Olchinger Anlage bietet 33 Spezies von Greifvögeln eine Heimat und damit nach eigenen Angaben die größte Artenvielfalt in Süddeutschland. Außerdem sind im Park drei Vogelarten untergebracht, die weltweit in keiner anderen zoologischen Einrichtung zu sehen sind. Dazu gehört der Motmot, auch Sägeracke genannt, der aus Mittelamerika stammt und mit seinem gelb-grünen Gefieder und den türkisfarbenen Kopffedern auffällt. Auch andere bemerkenswerte Arten wie der Gelbbrustara aus dem südamerikanischen Regenwald, der ein blau-gelbes Federkleid trägt und mit seinem kräftigen Schnabel ganze Walnüsse knacken kann, oder der braun-grüne Kea aus Neuseeland, dessen Art vom Aussterben bedroht ist, können in Olching bestaunt werden.
Ob Weißnackenkranich, Kanarienvogel oder Schwarzschwanz-Lärmvogel: Der Park bietet eine enorme Artenvielfalt, bei der viel über die Bewohnerinnen und Bewohner der Lüfte aus aller Welt gelernt werden kann. Nicht umsonst, betont Wagner, kommen regelmäßig Ornithologen, aber auch Schulklassen und Kindergärten, die an interaktiven Führungen teilnehmen. Denn es gebe „Vögel zu sehen, die man sonst nicht zu sehen bekommt“, sagt Wagner.

Der Vogelpark Olching ist geöffnet an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen, 10 bis 17 Uhr. Eintritt: Erwachsene acht Euro, Kinder fünf Euro. Führungen sind auf Anfrage möglich.