Visuelles Spektakel:Wenn 25 000 kleine Lichtlein brennen

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Der Olchinger Manfred Piringer führt auch über die Festtage jeden Abend in seinem rekordverdächtig illuminierten Garten eine rührige Weihnachtsgeschichte auf

Von Christian Hufnagel

Ein weihnachtliche Lichter-Show bietet der Olchinger Manfred Piringer auch an Heiligabend in seinem Garten. (Foto: Johannes Simon)

In diesem Moment möchte man wieder ein Kind sein, wenngleich nicht ein so kleines wie die Quengelgeister auf den Armen der Eltern in den hinteren Reihen. Also so fünf, sechs Jahre vielleicht, jedenfalls genau so alt, um noch an Weihnachtswunder glauben und alles um sich ausblenden zu können, was die Illusion zerstört. Wie die sicht- und hörbare Seilwinde, die gerade einen überlebensgroßen Plastikschneemann in die Höhe zieht; oder wie das Mondlampion, das da mitten im nächtlichen Baum aufleuchtet und seine Stimme vom Tonband erhält; oder den Regisseur dieser Illusionsshow selbst, der da als unverkleideter Mensch auf der Terrasse des Reihenhausvorgärtchens steht und ganz offen eine hässliche Stelzenpuppe bedient. Wenn man also jung genug ist, entführt einen das Weihnachtshaus in Olching traumhaft sicher aus der Wirklichkeit. Zumindest für jene 20 Minuten, in denen Snowy der Schneemann durch die funkelnde Phantasiewelt wandelt, um im Auftrag des Christkindes einer bösen Hexe die von ihr gestohlenen Wünsche und Träume der Normalsterblichen wieder abzuluchsen. Und wer schon etwas älter sein sollte, der wird zumindest das Farbenspiel von 25 000 kunterbunten Lämpchen und den vielen Lichterfiguren bestaunen. Und er wird der anrührenden Geschichte aus den Lautsprechern vergnügt folgen - der Rettung der Weihnacht durch den aufblasbaren Schneemann, der moralischen Läuterung einer Hexenmaskenfrau und den salbungsvollen Botschaften der Christkind-Schaufensterpuppe auf dem Balkon im ersten Stock.

Es ist also eine für jedes Alter beeindruckende Show, die Manfred Piringer in der Rebhunstraße 8 im nun 13. Jahr Abend für Abend im Advent bietet, und das selbst an Heiligabend und den Weihnachtsfeiertagen. Rekordverdächtig hat der 49-Jährige Fassade und Garten des im ungeschminkten Zustand eher unscheinbaren Reihenhauses mit Lichterketten - und -figuren geschmückt. Und um 17, 18 und 19 Uhr startet der hauptberufliche Fernsehkameramann dann mit der Geschichte "Hexen weinen einsam". Der Text kommt vom Band, Lichterspiel und Handlung sind computergesteuert dramaturgisch aufeinander abgestimmt, die Protagonisten spricht alle der Erfinder diese Illusionskunst selbst. Wenn das Wetter es zulässt, startet verlässlich diese außergewöhnliche Outdoor-Unterhaltung. Selbst nur zwei, drei Zuschauern hat er die Show schon geboten, an diesem vierten Adventssonntag drängen sich gut 50 Menschen in mehreren Reihen vor dem niedrigen Gartenzäunchen, um dem vor allem visuellen Spektakel zu folgen.

Mit dem Besuch ist der Gastgeber diesmal zufrieden. Aber das ist nicht immer so: Es werde immer schwieriger, die Leute dafür zu begeistern, sagt der gebürtige Wiener: "Wenn sie sich aber nicht mehr die Zeit nehmen, das zu genießen, und nur kurz mit dem Auto anhalten, dann stampfe ich das Ganze ein." Schließlich steckt Piringer unheimlich viel Freizeit und natürlich auch Geld in dieses außergewöhnliche Hobby. Im Spätsommer beginnt er mit dem Aufbau . Das sähe dann schon lustig aus, wenn er bei 30 Grad weihnachtliche Symbole im Garten anbringe. Und bei den steigenden Stromkosten und auch Preisen für das Elektromaterial wird seine aufwendige Weihnachtsshow auch zur finanziellen Frage. Erst recht, weil er damit keinen Cent verdient. Es ist das reine Privatvergnügen, für das er nichts verlangen darf. Nicht einmal Glühwein kann er ausschenken. Im Gegensatz dazu hält er sein Projekt für eine vorweihnachtliche Attraktion für Olching: "Ein Danke wäre da schon schön", sagt er an die Adresse der Stadt gerichtet.

Wenn die Resonanz aber gut bleibt, dann wird ihn sein Idealismus weiter antreiben: "Ich möchte die Menschen in eine Fantasiewelt entführen, wenigstens für eine kurze Zeit." Mit dieser Motivation fing er einst auch an, als er eine illuminierte Eisenbahn im Garten aufstellte und damit an eigenen Kindheitserinnerungen rührte. Denn die Lichter überfluteten Einkaufsstraßen seiner Wiener Heimatstadt übten auf ihn eine große Faszination aus.

Eine Erfahrung, die er Jahrzehnte später weiterschenkt. So auch an diesem Abend, wenn das Publikum gebannt sieht und hört, wie Snowy die Träume der Menschen in einem Säckchen dem Christkind zurückgibt, während die Hexe vor Reue weint. Was die engelsgleiche Puppe auf dem Balkon zur Weihnachtsbotschaft animiert: "Ihr lieben Menschen, nicht jeder ist böse geboren." Und selbst bei den älteren Kindern unter den Zaungästen kommt dieses glückliche Ende offenbar gut an: "Das ist echt cool."

Manfred Piringers Weihnachtsshow, Olching Rebhunstraße 8, bis Donnerstag, 26. Dezember, täglich um 17, 18 und 19 Uhr.

© SZ vom 24.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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