Viscardi-Gymnasium:Pavillon-Pläne gestoppt

Kreisräte wollen an der Schule in Fürstenfeldbruck keine weiteren Klassenzimmer genehmigen, wenn am Nachbargymnasium welche leer stehen

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

- Die Raumnot am Viscardi-Gymnasium in Fürstenfeldbruck soll vorerst nicht mit einem Pavillon gelöst werden. Erst will der Landkreis, der für die räumliche Ausstattung der weiterführenden Schulen zuständig ist, eine Antwort des dem Kultusministerium unterstellten Ministerialbeauftragten für die Gymnasien abwarten. Den hatte der Landkreis Hilfe suchend eingeschaltet, um die eigene Ratlosigkeit im Hinblick auf die unterschiedliche Entwicklung der Schülerzahlen an den beiden Brucker Gymnasien zu beenden. Während am Viscardi seit längerem großer Andrang herrscht, erlitt das Rasso zuletzt einen Einbruch. Nur 83 von insgesamt 280 Neulingen meldeten sich für das kommende Schuljahr am Rasso an. Auch innerhalb der Stadt Fürstenfeldbruck entschieden sich 96 Grundschüler für das Viscardi und nur 38 für das Rasso.

Viscardi-Gymnasium

Unterschiedlicher Andrang herrscht an den beiden Brucker Gymnasien: dem Viscardi, Baujahr 1975.

(Foto: Günther REger)

Der Kreiskulturausschuss reagierte am Montag mit einem Planungsstopp für den bereits bewilligten zweigeschossigen Pavillon für acht Klassenzimmer auf dem Viscardi-Gelände. Die Kreisverwaltung wollte zumindest die Planungen fortführen, doch CSU-Sprecher Frederik Röder befürchtete "ein falsches Signal": Der Ministerialbeauftragte könne voreingenommen sein, "wenn er weiß, dass acht Klassenzimmer genehmigt sind".

Eine Mehrheit aus CSU-Kreisräten, Christian Holdt (ÖDP), Christina Claus (Grüne) und Kreisfinanzreferent Johann Thurner (FW) folgte diesem Argument. Thurner regte an, zunächst das Ergebnis des neuen Schulentwicklungsplans abzuwarten, "und dann entscheiden wir, ob wir was bauen". Der frühere Mammendorfer Bürgermeister mutmaßte, dass man wegen des Geburtenrückgangs langfristig ohnehin weniger Schüler an den weiterführenden Schulen haben werde - auch bei gleichbleibenden Übertrittsquoten. Im Fall der beiden Brucker Gymnasien empfahl er ein "Umleiten der Schüler", das "in erster Linie freiwillig geschehen sollte". Auch Kreisrat Andreas Lohde (CSU), Lehrer am Graf-Rasso-Gymnasium, sprach sich dafür aus, "das Raumangebot am Rasso entsprechend zu nutzen". ÖDP-Kreisrat Holdt verwies darauf, dass es an den Realschulen die freie Schulwahl schon längst nicht mehr gebe und die Schulen bisweilen einfach sagten: "Wir sind voll."

Bruck: Abendstimmung am Graf-Rasso-Gymnasium

Und dem Rasso, Baujahr 2008.

(Foto: Johannes Simon)

Doch ob Schüler tatsächlich abgewiesen werden dürfen, ist weiterhin strittig. Laut Gymnasialschulordnung (GSO) übernimmt der Schulleiter die pädagogische, organisatorische und rechtliche Gesamtverantwortung. "Dann muss ich auch sagen können, wie viele Schüler ich aufnehmen kann", sagte Viscardi-Direktor Walter Zellmeier der SZ. SPD-Kreisrat Michael Schrodi, Lehrer am Viscardi-Gymnasium, versuchte die Ausschussmitglieder für eine Sicht zu gewinnen, wonach freie Räume am Graf-Rasso-Gymnasium in Zukunft sogar eine "Chance" sein könnten für die Ganztagsschule, die ebenso mehr Räume benötige wie das G9, wie Schrodi den Modellversuch mit der Mittelstufe plus am Gymnasium Puchheim nannte. Auch Kreisschulreferent Christian Stangl (Grüne), ebenfalls Lehrer und Direktoratsmitglied am Gymnasium Gröbenzell, plädierte für die sofortige Aufstellung eines Pavillons. Gleichzeitig aber sprach er sich für eine Obergrenze von sechs Eingangsklassen am Viscardi (und nicht sieben wie in den vergangenen Jahren) aus und riet dazu, Schüler aus Grafrath, Kottgeisering und Schöngeising einfach eine S-Bahn-Station weiter zum Rasso fahren zu lassen.

Man wolle eine Zuweisung von Schülern vermeiden, betonte Günter Sigl, Leiter des Schulreferats im Landratsamt, aber die Entwicklung "entbindet uns nicht davon, steuernd einzugreifen". Man werde die Schulleitungen bitten, auszugleichen. Wie die Schulleiter damit umgehen wollen, wollten die Kreisräte indes nicht aus erster Hand erfahren. Sie lehnten mit acht zu sieben Stimmen Schrodis Antrag ab, die beiden Direktoren, die im Auditorium saßen, zu Wort kommen zu lassen. Die Zeit sei schon zu weit fortgeschritten, begründete Landratsstellvertreterin und Sitzungsleiterin Martina Drechsler (CSU). Später stellte sich heraus, dass das offenbar eine Ausrede gewesen war. Denn der Kreisvorsitzende des Bayerischen Landes-Sportverbandes durfte den Kreisräten über ein Internet-Sportportal erzählen.

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