Viergleisiger S-Bahn-Ausbau:Verkehrsministerin macht Puchheim Druck

Viergleisiger S-Bahn-Ausbau: "Die Gelegenheit für einen vorzeitigen Umbau des Bahnhofs darf nicht verspielt werden", sagt Bürgermeister Norbert Seidl

"Die Gelegenheit für einen vorzeitigen Umbau des Bahnhofs darf nicht verspielt werden", sagt Bürgermeister Norbert Seidl

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Stadtrat muss neu entscheiden, ob er sich für einen barrierefreien Außenbahnsteig einsetzt oder das Projekt aufgibt

Von Peter Bierl, Puchheim

Weil die S 4 irgendwann auf vier Gleise ausgebaut werden könnte, fordert die bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) vom Puchheimer Stadtrat, in Sachen barrierefreiem Umbau des Bahnhofs erneut umzuschwenken. Denn Brücken, Unterführungen und Bahnhöfe sollen nicht abgerissen werden müssen, falls die vierte Trasse verlegt wird. Ein barrierefreier Außenbahnsteig auf der Nordseite des Puchheimer Bahnhofes würde dem im Wege stehen. Bei vier Gleisen würden die S-Bahnen innen fahren und der Mittelbahnsteig wäre notwendig.

Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) berichtete am Dienstag im Stadtrat, dass die Regierung auch keinen provisorischen Außenbahnsteig bezahlen werde. Obendrein bestünde die Gefahr, dass der vorgezogene Umbau verschoben wird, wenn die Kommune nicht mitzieht. Diese Drohkulisse bewegt CSU, SPD und Grüne wohl dazu, erneut nachzugeben. 2015 hatte der Stadtrat auf Druck der Regierung schon einmal den Mittelbahnsteig bejaht, war dann aber nach Protesten des Behinderten- und Seniorenbeirates umgeschwenkt, die eine Außenplattform favorisieren.

Die zweite Kehre des Stadtrats blieb am Dienstag aber noch aus, weil die Mehrheit dem SPD-Fraktionschef Jean-Marie Leone folgte und die Entscheidung auf September vertagte. Die FW-Fraktionsvorsitzende Gudrun Horn war zu Beginn der Sitzung mit dem gleichen Antrag gescheitert. Sachlich gibt es für die Vertagung kaum einen Grund, das Motiv dürfte eher sein, den Unmut der Beiräte bis dahin zu besänftigen.

Die Beiräte hatten schon vor der Sitzung protestiert. Sie lehnen die Lösung mit dem Mittelbahnsteig ab, weil dieser nur durch einen schmalen Tunnel mit Lift zugänglich wäre, der auch mal defekt sein und über Monate bleiben kann, wie in Gröbenzell. Sie warnen, dass bisher nur drei Gleise gebaut werden und die S-Bahnen außen fahren. Im Ministerium sei davon die Rede, dass das vierte Gleis erst in zwei bis drei Generationen verlegt werden könnte. Damit bleibe der Außenbahnsteig "eine preiswerte Lösung, die in 50 Jahren bei Bedarf leicht zu ändern wäre", schreiben Karl-Heinz Türkner, der Vorsitzende des Seniorenbeirates, und Richard Ullmann, der Vorsitzende des Behindertenbeirates, in ihrem Brief an Bürgermeister und Stadtrat.

Zu Beginn der Sitzung erinnerte Ingrid Kroppen die Stadträte an die mehr als 3000 Bürger, die eine Petition für den Außenbahnsteig unterschrieben hatten. Diese war erst vor einer Woche im Landtag behandelt worden. "Mich würde es komisch berühren, wenn Sie heute etwas anderes beschließen", sagte die vormalige SPD-Gemeinderätin und Behindertenbeirätin. Der Bürgermeister widersprach ihr. Die Petition habe "für einen zügigen Ausbau, nicht für eine bestimmte Variante" plädiert. Inzwischen sei eine Entscheidung für den viergleisigen Ausbau gefallen, und es gelte "das Momentum" zu nutzen. "Die Gelegenheit für einen vorzeitigen Umbau des Bahnhofs darf nicht verspielt werden".

Seine Stellvertreter sekundierten. Im Petitionsausschuss habe man nichts erreicht, bei vier Gleisen würden überall Mittelbahnsteige gebraucht. "Es spricht alles gegen den Außenbahnsteig", erklärte zweiter Bürgermeister Manfred Sengl (Grüne). Der dritte Bürgermeister Thomas Hofschuster (CSU) warnte, die Kommune riskiere, dass der Umbau auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben werde und man die Gestaltung nicht beeinflussen könne, wenn man sich verweigere. So möchte die Stadt, dass der Tunnel für die zweite Fußgängerunterführung zum Mittelbahnsteig breiter wird und zwei zusätzliche Aufzüge zu den Rampen an den Zugängen installiert werden plus ein Lift in die alte Unterführung.

Lediglich die Freien Wähler unterstützten die Position der Beiräte. "Das vierte Gleis erleben wir gar nicht", mahnte Michael Peukert. Gudrun Horn forderte, wenigstens mit der Entscheidung zu warten, bis im Landtag über die Petition entschieden und die Machbarkeitsstudie zum Bahnausbau veröffentlicht sei.

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