Viele wählen per Brief:Abstimmung am Küchentisch

Lesezeit: 2 min

Für die anstehenden Wahlen zeichnet sich im Landkreis ab, dass sich die Zahl der Briefwähler mehr als verdoppeln wird. Ein Grund: Anträge müssen nicht mehr begründet werden

Von Gerhard Eisenkolb

Im Landkreis Fürstenfeldbruck zeichnet sich ab, dass bei der Landtagswahl an diesem Sonntag und bei der Bundestagswahl eine Woche später, rund die Hälfte der Teilnehmer per Briefwahl abstimmen werden. Damit hätte sich die Zahl der Wähler, die sich den Gang ins Abstimmungslokal ersparen, im Vergleich zur Landtagswahl vor fünf Jahren annähernd verdoppelt. 2008 hatten einen Woche vor dem Tag der Landtagswahl erst 12,7 Prozent der Berechtigten Briefwahlunterlagen angefordert, insgesamt lag die Zahl der Briefwähler damals am Ende etwas über 15 Prozent.

Die Zahl der Briefwahlanträge für die Landtagswahl ist sprunghaft gestiegen. (Foto: dpa)

In zwei Gemeinden, nämlich Emmering und Gröbenzell, näherte sich am Dienstagvormittag die Zahl aller Wahlberechtigten, die bis einschließlich diesem Dienstagvormittag Briefwahlunterlagen beantragt hatte, der 30-Prozent-Marke. In Gröbenzell waren es um die Mittagszeit 29,23 Prozent, in Emmering sogar 29,28 Prozent. Laut einer informellen Abfrage des Landratsamtes in neun Gemeinden und Städten des Landkreises lag die Zahl der Briefwähler bereits am Dienstag über 25 Prozent.

In den neun Kommunen beantragten von 127 000 Stimmberechtigten bereits mehr als 32 000 Abstimmungsunterlagen. Erfahrungsgemäß, so Kreiswahlleiterin Eva Kaspar, steigt in der Woche vor dem Wahlsonntag die Zahl der Anträge noch einmal sprunghaft an. Deshalb zeichne sich schon jetzt ab, dass sich im gesamten Landkreis der Anteil der Briefwähler diesmal der 30-Prozent-Marke annähere. Im Stimmkreis Fürstenfeldbruck-Ost lag 2008 die Wahlbeteiligung bei 63,9 Prozent.

Ein Problem stellt laut Eva Kaspar, die im Landratsamt das Referat Kommunalaufsicht leitet, der unerwartete Run trotzdem nicht dar. Im Gegensatz zur Landeshauptstadt München sei es auch nicht nötig, Stimmzettel nachzudrucken zu lassen, da es den Kommunen möglich sei, Stimmzettel, die für Urnenwahllokale bestimmt waren, nun für Briefwähler zur Verfügung zu stellen. In einigen Kommunen wurden allerdings vorsorglich Briefwahlunterlagen nachbestellt.

Das war auch im Rathaus Gröbenzell der Fall. Christian Wichmann, der dortige Wahlleiter im Rathaus Gröbenzell, orderte für die Landtags- und Bundestagswahl vorsorglich Unterlagen nach. Die Großgemeinde verfügt nun über genügend Material, damit jeweils 6000 der mehr als 14 000 Stimmberechtigten zuhause abstimmen können. Angesichts von 2008 nur 2850 Briefwählern hielt Wichmann Unterlagen für 5000 Gröbenzeller für ausreichend, um sie an Wähler zu verschicken. Da bis Dienstag im Rathaus schon 4368 Anträge eingegangen waren, bestellte der Gemeindewahlleiter vorsorglich nochmals Unterlagen für jeweils 1000 Briefwähler nach.

Der "explosionsartige" Anstieg der Briefwähler ist für Wichmann kein Zufall. Der Gröbenzeller Wahlleiter führt drei Gründe an. Er nennt den Wahltermin unmittelbar nach dem Ende der Schulferien. Zudem sei die Voraussetzung gefallen, den Antrag begründen zu müssen. Schließlich zögen es viele vor, ihre Stimmzettel in Ruhe daheim auszufüllen als unter Zeitdruck in einer Wahlkabine. Kaspar rechnet vor, dass Bürger, die ihre Stimmzettel gewissenhaft lesen und ausfüllen wollen, dafür 15 bis 20 Minuten Zeit benötigen. Schließlich sind nicht nur die Landtagsabgeordneten und Bezirkräten zu bestimmen, sondern es stehen auch noch fünf Volksentscheide an.

Zur Briefwahlbeteiligung in den Großgemeinden gab es am Dienstag folgenden Zwischenstand: Germering: 25,5 Prozent; Fürstenfeldbruck: 22,1 Prozent; Olching: 24,5 Prozent; Puchheim: 24,1 Prozent; Gröbenzell: 29,2 Prozent; Eichenau: 27,5 Prozent; Maisach: 26,1 Prozent. Spitzenreiter war Emmering mit 29,3 Prozent. Egenhofen, eine der kleinen Kommunen im Westen des Landkreises, lag bei 18,9 Prozent.

Briefwahlunterlagen können noch bis Freitagnachmittag, 15 Uhr, in den Rathäusern beantragt werden. Im Fall einer plötzlichen Erkrankung ist dies sogar noch am Wahlsonntag ebenfalls bis 15 Uhr möglich. Kaspar rät allerdings davon ab, sich am Freitag noch Stimmzettel per Post zuschicken lassen, da eine fristgerechte Zustellung am Samstag nicht mehr zu garantieren sei.

© SZ vom 11.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: