Verkehrssicherheit:Lindenallee bleibt

Allee Maisach Überacker

Grünes Dach: Nach Protesten von Bürgern und Kommunalpolitikern in Maisach wird die Allee zwischen der Gemeinde und dem Ortsteil Überacker erhalten. Leitplanken für mehr Verkehrssicherheit sollen dennoch aufgestellt werden.

(Foto: Günther Reger)

Das Straßenbauamt hat ein anderes Leitplankensystem gefunden, so dass entlang der Straße von Maisach nach Überacker bis auf ein morsches Exemplar keine Bäume gefällt werden müssen

Von Peter Bierl, Maisach

Das Straßenbauamt verschont die Linden zwischen Maisach und Überacker. Die Behörde hat andere Leitplanken für die Staatsstraße 2054 gefunden. Dieses System könne auch an den Stellen montiert werden, wo Bäume näher als einen Meter an der Fahrbahn stehen. Der Protest von Bürgern und Gemeinde gegen die Rodung der Allee hat offenbar gewirkt. Die Linden sind etwa 100 Jahre alt

An der Straße stehen etwa 120 alte Linden, das Straßenbauamt wollte davon zehn bis zwanzig Exemplare fällen. Grund dafür sind Richtlinien für den passiven Schutz durch sogenannte "Fahrzeug-Rückhaltesysteme". Diese sehen vor, dass bei der Erneuerung von Alleen zwischen Bäumen und Fahrbahn Leitplanken gebaut werden müssen. Konventionelle Systeme brauchen Platz, die Bäume müssen etwa einen Meter vom Rand entfernt stehen.

"Es ist nicht notwendig, die Bäume zu fällen", erklärte Stefanie Brem, Gebietsinspektorin des Straßenbauamts für Fürstenfeldbruck und Dachau, am Mittwoch der SZ. Man habe das Schutzplankensystem ESP-BOS ausfindig gemacht, das an engen Stellen andere Lösungen technisch möglich mache. Dieses System sei speziell für solche Alleen entwickelt worden, sagte Brem. Man braucht nun keinen Meter Mindestabstand mehr. Obendrein seien sämtliche Alleebäume inzwischen untersucht worden, alle bis auf einen hätten sich als vital herausgestellt. Nur diese eine Linde müsse gefällt werden, weil sie umfallen könnte, erläuterte Brem.

Die Brückenabteilung im Straßenbauamt hatte vor mehr als einem Jahr festgestellt, dass 22 von 70 Bauwerken an den Staats- und Bundesstraßen im Landkreis einer Sanierung bedürfen. Ganz schlechte Noten bekam die Amperbrücke in Bruck sowie die Brücke über die B 471 im Norden der Stadt und das Bauwerk über den Mühlgraben in Überacker. Das Bauwerk hat eine Spannweite von fünf Meter. Die Stahlträger sind verrostet, der Beton von den Widerlagern platzt großflächig ab. Die Sanierung wurde daraufhin für 2017 geplant und die Kosten auf etwa 300 000 Euro geschätzt.

Im Frühjahr bemerkten Anwohner, dass fast alle Bäume zwischen Maisach und Überacker mit einem weißen Punkt markiert waren. Nachfragen ergaben, dass das Straßenbauamt die Brücke über die Maisach in Überacker saniert, und im Zuge dieser Maßnahme auch gleich die Fahrbahn der Allee erneuern will. Das ist durchaus sinnvoll, weil die Straße 1978 gebaut wurde. Wegen des Brückenbaus muss die Straße ohnehin gesperrt werden. Doch mit der Erneuerung gelten auch andere Vorschriften in Bezug auf die Sicherheit. Es greifen die Bestimmungen aus dem Verkehrssicherheitsprogramm 2020 der Staatsregierung mit dem Titel "Bayern mobil - sicher ans Ziel".

Die Ankündigung des Straßenbauamtes löste unter Bürgern und im Gemeinderat starken Protest aus. Die Alternative, ein Tempolimit zu verhängen, statt Bäume zu fällen, hatte das Landratsamt abgewiesen. Dass eine schöne Allee mit vielen alten Bäumen, die das Landschaftsbild prägen, einer vermeintlich alternativlosen Planung geopfert werden solle, war für viele nicht akzeptabel, zumal die Strecke auch kein Unfallschwerpunkt ist. Eine Bürgerversammlung in Maisach votierte einstimmig gegen die Fällung, der Gemeinderat schloss sich dieser Position an.

Die Grünen hatten am Dienstag noch eine Petition an den bayerischen Landtag angekündigt und wollten dafür Unterschriften sammeln, etwa auf den Wochenmärkten in Gernlinden und Maisach. Zuvor hatte der Landtagsabgeordnete Sepp Dürr (Grüne) bereits im Landtag eine Anfrage an die Staatsregierung gerichtet. Die Regierung hatte die Fällung noch Ende Juni in ihrer Antwort als unvermeidlich dargestellt. Vorher sollte noch untersucht werden, ob geschützte Tiere in den Bäumen leben.

Die Baustelle für die neue Brücke in Überacker wird nach Angaben des Straßenbauamtes im Oktober eingerichtet. Dann werde auch die eine, nicht mehr standfeste Linde gefällt.

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