Verkehrsplaner denken in die Zukunft:Eine neue Art der Mobilität

Mit Bus und Bahn, geliehenen Rädern oder Autos - so könnten sich die Menschen künftig durch den Landkreis bewegen. Der Maisacher Gemeinderat hat das Konzept der Kreisbehörde schon befürwortet

Von Erich C. Setzwein

Das Konzept der Mobilitätsstationen ist keine Maßnahme, die zum nächsten Fahrplanwechsel verwirklicht wird. Es wird in einem Prozess umgesetzt werden, der die Mobilität im Landkreis neu definieren soll. Anders als bei zusätzlichen Angeboten setzt das Konzept des Landkreises nicht ein generelles Umdenken voraus, sondern ein Nachdenken darüber, wie man einen Weg zurücklegen will - mit Bus oder S-Bahn, Fahrrad oder E-Auto.

Die Maisacher Gemeinderäte befürworten die ihnen in einem Frühstadium der Planung vorgelegten Mobilitätsstationen. Eingerichtet werden sollen demnach unterschiedlich groß angelegte Plätze, auf denen alle Verkehrsmittel angeboten werden - inklusive Autos.

Es seien bisher "nur grundlegende Erwägungen" des Landratsamtes, sagte Maisachs Bauamtsleiterin Michaela Meinhold kürzlich bei der Gemeinderatssitzung. Noch nichts sei festgezurrt, noch nichts endgültig entschieden. Dennoch waren die Gemeinderäte ob der Zahl von 14 Mobilitätsstationen im gesamten Gemeindegebiet durchaus überrascht.

Allein vom Finanziellen her werde man es sich überlegen müssen, sagte Verkehrsreferent Ric René Unteutsch (SPD). Sein Fraktionskollege Alfons Strähhuber sprach von einem "sehr ehrgeizigen Programm", und Bürgermeister Hans Seidl (CSU) deutete die Dimension dieses Konzepts so: "Man stößt eine Türe auf für eine neue Art der Mobilität."

Was also ist so besonders daran, dass vielleicht mehr als sonst darüber diskutiert wird: Das Standortkonzept, das die Stabsstelle Öffentlicher Personennahverkehr des Landratsamtes für Maisach vorgelegt hat, sieht am S-Bahnhof Maisach eine große Mobilitätsstation vor mit der Möglichkeit, dort Autos und Fahrräder zu leihen. In einer "Quartiersbox" sollen Schließfächer zur Verfügung stehen, es soll eine Abstellanlage für Fahrräder, einen Platz für Ruftaxi und Busse sowie eine umfangreiche elektronische Fahrgastinformation geben. An Standorten wie Germerswang, Gernlinden und Überacker würde eine Station ohne Carsharing, an anderen Stationen würden Bikesharing und ein Radabstellplatz genügen.

Da es nicht nur im Gemeindegebiet von Maisach diese Mobilitätstationen geben soll, wären völlig neue Vernetzungen möglich. Das Standortkonzept ziele auf den Aufbau eines landkreisweiten Netzes von Mobilstationen, an denen untereinander abgestimmte Verkehrsangebote wie Car- und Bikesharing bereitstehen sollen. Durch die räumliche Nähe sollen sie mit dem klassischen Personennahverkehr verknüpft werden sollen, heißt es in der Verwaltungsvorlage für den Gemeinderat. Man könnte also zum Beispiel mit dem Leihfahrrad von Bahnhof zu Bahnhof gelangen, wenn die S-Bahn nicht fährt oder ein E-Auto für den Großeinkauf und den Heimweg nutzen. Das aber erfordert neben der unmittelbaren Information der Reisenden und Pendler an den jeweiligen Stationen Überblicks- und Buchungsmöglichkeiten, die noch entwickelt werden müssen.

Da es aber anderswo und auch außerhalb der Landeshauptstadt schon Erfahrungen zum Beispiel mit dem Leihradmodell der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) gibt, müssten möglicherweise keine neuen Anbieter gesucht werden, um in Teilbereichen mit der Umsetzung des Konzepts zu beginnen.

Außer auf die bislang genannten Standorte konnte sich der Gemeinderat noch nicht darauf einigen, an den Mobilitätstationen ausschließlich E-Fahrzeuge anzubieten. Elektroautos im Carsharing schon, aber keine Elektrofahrräder, stand zur Abstimmung. Der Bürgermeister ging davon aus, dass in Maisach mit herkömmlichen Fahrrädern gefahren werden könne.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: