Verkehr:Vier Stoppschilder an einer Kreuzung

Oberbürgermeister Erich Raff will auch unkonventionelle Lösungen prüfen lassen, um den Unfallschwerpunkt Feuerhausstraße/Stadelbergerstraße zu entschärfen. Die vom Verkehrsforum geforderte Rücknahme der im Sommer eingeführten Rechts-vor-links-Regelung lehnt er ab

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Vier Stoppschilder an der Kreuzung, Rüttelstreifen, Warnmarkierungen auf der Fahrbahn: Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) ist bereit, auch unkonventionelle Maßnahmen zu ergreifen, um einen Unfallschwerpunkt in den Griff zu bekommen: Die Kreuzung Stadelbergerstraße/Feuerhausstraße. Seit dem Sommer gilt dort Tempo 30 und Rechts vor links. Die Hoffnung auf weniger Unfälle hat sich freilich nicht erfüllt. Im Gegenteil: Deren Zahl hat seither noch zugenommen. Monat für Monat kracht es zwei- bis dreimal, so wie vor knapp zwei Wochen. Raff lehnt die Rückkehr zur ursprünglichen Regelung dennoch kategorisch ab. Der OB reagierte am Dienstag auf einen Vorstoß des Verkehrsforums, das auf die unbefriedigende Lage hingewiesen und an eigene Lösungsvorschläge erinnert hatte.

Er selbst kenne den Bereich noch gut aus seiner Zeit als Verkehrssachbearbeiter der Polizei sowie von 1996 bis 2002 als Verkehrsreferent im Stadtrat. Warum es dort so oft kracht, können sich nicht einmal die Experten der Polizei so recht erklären. Eigens aufgestellte Schilder weisen auf die Änderung der Vorfahrt hin. Aber während Autofahrer, die früher auf der Stadelbergerstraße stadteinwärts unterwegs waren, das Stoppschild oftmals übersahen und durchrauschten, übersehen sie vor allem auf der Feuerhausstraße nun offenbar noch häufiger die Warnhinweise sowie die dreieckigen Schilder mit dem stilisierten Kreuz, die auf die Rechts-vor-links-Regelung hinweisen.

Verkehr: An der Stadelbergerstraße wird, ebenso wie an der querenden Feuerhausstraße, auf die veränderte Vorfahrt hingewiesen. Provisorische Fahrbahnverengungen sollen zudem den Verkehr abbremsen.

An der Stadelbergerstraße wird, ebenso wie an der querenden Feuerhausstraße, auf die veränderte Vorfahrt hingewiesen. Provisorische Fahrbahnverengungen sollen zudem den Verkehr abbremsen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die vergleichbare Kreuzung Kapuzinerstraße/Ludwigstraße, nahe dem City-Point, wurde durch die Einführung der Rechts-vor-links-Regelung recht gut entschärft. Am zweiten Unfallschwerpunkt der Stadt, der Kreuzung Rothschwaiger Straße/Heimstättenstraße, ist eine Ampel rund um die Uhr in Betrieb. Eine solche Anlage aber dürfte für die Feuerhausstraße, die im Juli in eine bis zur Augsburger und Maisacher Straße reichende Tempo-30-Zone eingegliedert wurde, kaum in Betracht kommen.

Raff beauftragte nun Birgit Thron, die Leiterin des Ordnungsamts, die Zulässigkeit weiterer Maßnahmen zu prüfen. Offen ist, ob Regelungen, die sich in anderen Ländern bewährt haben, übernommen werden dürften. So wie das Aufstellen von vier Stoppschildern an einer Kreuzung - das in den USA zulässig ist. Wer zuerst an einer so ausgeschilderten Kreuzung ankommt, muss anhalten, darf dann aber auch als erster in die Kreuzung einfahren ("First come first served"). Denkbar wäre nach einem verpflichtenden Anhalten auch die Anwendung der Rechts-vor-links-Regelung. Alternativ oder zusätzlich könnten Rüttelstreifen auf der Fahrbahn unaufmerksame Autofahrer durch die Vibrationen auf die nahende Gefahrenstelle aufmerksam machen.

Verkehr: Ein Four-Way-Stop, wie er in US-Städten zu finden ist.

Ein Four-Way-Stop, wie er in US-Städten zu finden ist.

(Foto: OH)

Thomas Brückner vom Verkehrsforum pocht darauf, die seit Juli geltende Regelung zu kassieren. Auch wegen einer offensichtlichen Unzulänglichkeit: Für den Autofahrer sei es besonders tückisch, dass er an der Kreuzung Adolf-Kolping-Straße vorfahrtsberechtigt ist (um den fließenden Busverkehr nicht zu behindern), in der Fortsetzung an der Kreuzung mit der Stadelbergerstraße jedoch nicht mehr. In seinem Schreiben an den OB erinnert Brückner daran, dass das Verkehrsforum bereits 2014 den Umbau der Kreuzung vorgeschlagen hat. Mit Blick auf die weiter steigenden Unfallzahlen sieht er sich in seinen Vorbehalten gegen Tempo 30 und die damit einhergehende Einführung von Rechts vor links bestätigt. Brückner plädiert unverändert dafür, die relativ breite Feuerhausstraße als Vorfahrtsstraße beizubehalten und das Tempolimit auf 40 anzuheben.

Die Stadt habe seine Anregungen "nur halbherzig", berücksichtigt, indem sie beispielsweise zwei der vom Verkehrsforum zur Bepflanzung mit Sträuchern vorgeschlagenen Verkehrsinseln lediglich provisorisch mit gelben Kunststoffteilen markierte, moniert Bückner. Die optische Wirkung einer Fahrbahnverengung werde damit nicht erreicht. Ein zehnminütiger Besuch der Kreuzung genüge, um festzustellen, "dass circa jedes fünfte Auto auf der Feuerhausstraße die Rechts-vor-links-Regelung ignoriert oder die Beschilderung gar nicht wahrnimmt und ungebremst über die Kreuzung fährt." Die aufgestellten Hinweisschilder auf dem Gehweg stünden "zu weit außen", die montierten Blinklichter seien nicht in Betrieb. Als schnell umsetzbare Maßnahme schlägt Brückner zudem vor, im gesamten Verlauf der Feuerhausstraße nur wechselseitiges Parken zu gestatten.

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